Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
hinterlassen hatte. Aus diesen Gründen widerstrebte es ihm, etwas von der Energie zu nehmen.
Aber es fiel ihm keine andere Lösung ein.
Der Vorrat an Energie in Aren war Eragon immer gewaltig erschienen. Jetzt fragte er sich, ob es für das, was er vorhatte, reichen würde.
Am Rand seiner Wahrnehmung sah er, wie Dorn mit mannsgroßen Klauen nach ihm griff, und etwas in ihm schrie verzweifelt, er solle wegrennen, bevor das Ungeheuer ihn packte und bei lebendigem Leib fraß.
Eragon holte tief Luft, dann brach er Arens kostbaren Vorrat an und rief: » Jierda! «
Der Energiestrom, der ihn durchfloss, war gewaltiger als alles, was er je erlebt hatte. Er war wie ein eiskalter Fluss, der mit beinahe unerträglicher Intensität brannte und kribbelte. Das Gefühl war peinigend und rauschhaft zugleich.
Auf seinen Befehl hin explodierte der riesige Schutthaufen vor dem Tor und schoss als massive Säule aus Erde und Stein in den Himmel. Der Trümmerstrahl traf Dorn seitlich, zerfetzte ihm den Flügel und katapultierte den kreischenden Drachen weit über den Stadtrand von Dras-Leona hinaus. Dann verbreiterte sich die Säule am oberen Ende und bildete einen lockeren Schirm über der Südhälfte der Stadt.
Das explosionsartige Abheben des Schutts hatte den Platz so erschüttert, dass niemand mehr stand. Eragon landete auf allen vieren und verharrte in dieser Position, den Blick nach oben gerichtet, während er den Zauber aufrechterhielt.
Als die Energie in dem Ring fast erschöpft war, flüsterte er: » Gánga raehta. « Wie eine dunkle Gewitterwolke, die der Sturm mit sich riss, trieb die Trümmerwolke nach rechts, in Richtung Hafen und Leona-See. Eragon schob den Schutt von der Stadt weg, solange er konnte. Dann, als die letzten Reste der Energie ihn durchströmten, beendete er den Zauber.
Mit einem täuschend sanften Brausen fiel die Trümmerwolke in sich zusammen. Die schwereren Brocken – Steine, Holz und Lehmklumpen – hagelten auf das Wasser des Sees nieder, während die kleineren Teile weiter in der Luft schwebten und als große braune Wolke langsam nach Westen drifteten.
Wo vor dem Südtor der Schutthaufen gelegen hatte, war ein Krater zurückgeblieben. Zerbrochene Pflastersteine säumten ihn wie ein Kreis aus ausgeschlagenen Zähnen. Das Tor stand offen, die Torflügel hingen verbogen und zersplittert in den Resten ihrer Angeln.
Hinter den zerstörten Toren standen kampfbereit die Varden. Eragon atmete erleichtert aus und ließ den Kopf erschöpft auf die Brust sinken. Es hat funktioniert, dachte er verblüfft. Dann richtete er sich langsam auf, in dem vagen Bewusstsein, dass die Gefahr noch nicht vorüber war.
Während die Soldaten sich mühsam aufrappelten, strömten die Varden mit Kriegsrufen auf den Platz und schlugen ihre Schwerter gegen die Schilde. Kurz darauf landete Saphira, und was gewirkt hatte wie der Auftakt zu einer offenen Schlacht, verwandelte sich im Nu in ein heilloses Durcheinander, da die Soldaten nun versuchten, sich in Sicherheit zu bringen.
Eragon entdeckte Roran inmitten des Meeres aus Männern und Zwergen, verlor ihn jedoch wieder aus den Augen, bevor er seinen Cousin auf sich aufmerksam machen konnte.
Arya …? Eragon drehte sich um und stellte bestürzt fest, dass sie nicht mehr da war. Er suchte die Umgebung nach ihr ab und entdeckte sie schon bald auf halbem Weg zur anderen Seite des Platzes, umringt von etwa zwanzig Soldaten. Die Männer hielten sie mit grimmiger Entschlossenheit an Armen und Beinen fest und versuchten sie wegzuschleifen. Arya befreite eine Hand, gab einem Mann einen Kinnhaken und brach ihm damit das Genick, aber ein anderer Soldat packte ihren Arm, bevor sie erneut ausholen konnte.
Eragon rannte zu ihr. Erschöpft wie er war, ließ er seinen Schwertarm etwas sinken, da verfing sich die Spitze von Brisingr im Kettenhemd eines gefallenen Soldaten, wurde ihm aus der Hand gerissen und fiel zu Boden. Eragon zögerte, nicht sicher, ob er umkehren sollte, aber dann sah er, dass zwei Soldaten Arya mit Dolchen attackierten, und er rannte schneller.
Gerade als er sie erreichte, schüttelte Arya ihre Angreifer für einen Moment ab. Die Männer warfen sich mit vorgestreckten Armen auf sie. Doch bevor sie sie erneut packen konnten, schlug Eragon einem Mann die Faust in die Seite und trieb sie ihm bis in den Brustkorb. Ein Soldat mit gewachstem Schnurrbart stieß mit seinem Schwert nach Eragons Brust. Eragon fing die Klinge mit bloßen Händen ab, entriss sie dem
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