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Eragon 04 - Das Erbe Der Macht

Eragon 04 - Das Erbe Der Macht

Titel: Eragon 04 - Das Erbe Der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini , Michaela Link
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sich auf, stemmte sich hoch, ging hinüber zu dem Fleck nackter Erde in einer Ecke des Zelts und kniete sich daneben nieder.
    »Deloi sharjalví!«, murmelte er, sowie mehrere andere Ausdrücke in der alten Sprache, die notwendig waren, um die Fallen zu entschärfen, die er am vergangenen Tag aufgestellt hatte.
    Die Erde begann zu brodeln wie Wasser, das sich dem Siedepunkt nähert, und in der Fontäne von aufgewühlten Steinen, Insekten und Würmern tauchte ein eisenbeschlagenes, anderthalb Fuß langes Kästchen auf. Eragon streckte die Hand aus, ergriff die Schatulle und beendete den Zauber. Der Boden beruhigte sich wieder.
    Er stellte die Schatulle auf die jetzt wieder feste Erde. »Ládrin!«, flüsterte er und strich mit der Hand über das Schloss, das kein Schlüsselloch besaß. Es sprang mit einem Klicken auf.
    Ein schwacher goldener Schimmer erfüllte das Zelt, als er den Deckel der Schatulle öffnete.
    Sicher in die mit Samt ausgeschlagene Schatulle eingebettet lag Glaedrs Eldunarí, das Herz der Herzen des Drachen. Der große, juwelenartige Seelenstein glänzte dunkel, wie ein glühendes Stück Kohle. Eragon nahm den Eldunarí, legte beide Hände darum – die unregelmäßigen, scharfkantigen Facetten fühlten sich warm an auf seiner Haut – und starrte in seine pulsierenden Tiefen. Eine Galaxie winziger Sterne wirbelte in der Mitte des Steins, obwohl ihre Bewegung sich verlangsamt hatte und es weniger Sterne zu sein schienen als an jenem Tag, an dem Eragon den Stein in Ellesméra das erste Mal erblickt hatte, nachdem Glaedr ihn ausgespien und ihn Eragon und Saphira anvertraut hatte.
    Sein Anblick faszinierte Eragon noch genauso wie am ersten Tag. Er hätte stundenlang dasitzen und den sich ständig ändernden Mustern zusehen können.
    Wir sollten es noch einmal versuchen, schlug Saphira vor und er stimmte zu.
    Gemeinsam sandten sie ihren Geist aus zu den fernen Lichtern, zu dem Meer aus Sternen, die Glaedrs Bewusstsein verkörperten. Durch Kälte und Dunkelheit segelten sie, dann durch Hitze und Verzweiflung und Gleichgültigkeit, so gewaltig und groß, dass es ihnen den Willen raubte, irgendetwas anderes zu tun, als innezuhalten und zu weinen.
    Glaedr … Elda, riefen sie wieder und wieder, aber es kam keine Antwort, keinerlei Veränderung, nur Gleichgültigkeit.
    Schließlich zogen sie sich zurück, außerstande, die erdrückende Last von Glaedrs Elend länger zu ertragen.
    Als er zu sich kam, nahm Eragon wahr, dass jemand an den vorderen Pfosten seines Zeltes klopfte, dann hörte er Arya fragen: »Eragon? Darf ich eintreten?«
    Er schniefte und blinzelte die Tränen aus den Augen. »Natürlich.«
    Das fahle graue Licht des bewölkten Himmels fiel auf ihn, als Arya die Eingangsklappe des Zelts beiseiteschob. Es durchzuckte ihn wie ein Stich, als er in ihre Augen blickte – grün, schräg stehend und undeutbar –, und schmerzliche Sehnsucht erfüllte ihn.
    »Hat es irgendwelche Veränderungen gegeben?«, erkundigte sie sich und kniete sich neben ihn. Statt einer Rüstung trug sie dasselbe schwarze Lederhemd, die Hose und die Stiefel mit den dünnen Sohlen, in denen er sie in Gil’ead vorgefunden und gerettet hatte. Ihr Haar war feucht vom Waschen und hing ihr in langen, schweren Strähnen über den Rücken. Der vertraute Duft von frischen Kiefernnadeln umgab sie und Eragon fragte sich, ob sie wohl einen Zauber benutzte, um diesen Duft zu erschaffen, oder ob er ihr von Natur aus anhaftete. Er hätte sie gern gefragt, wagte es jedoch nicht.
    Als Antwort auf ihre Frage schüttelte er den Kopf.
    »Darf ich?« Sie zeigte auf Glaedrs Herz der Herzen.
    Er rückte beiseite. »Bitte.«
    Arya legte beide Hände um den Eldunarí und schloss die Augen.
    Eragon nutzte die Gelegenheit, um sie mit einer Offenheit und Intensität zu mustern, die anderenfalls beleidigend gewesen wäre. In jeder Hinsicht schien sie ihm der Inbegriff der Schönheit zu sein, obwohl er wusste, dass andere vielleicht sagen würden, ihre Nase sei zu lang, ihr Gesicht zu kantig, ihre Ohren seien zu spitz oder ihre Arme zu muskulös.
    Arya sog scharf die Luft ein und riss die Hände weg von dem Seelenstein, als habe sie sich daran verbrannt. Dann ließ sie den Kopf sinken und Eragon sah, dass ihr Kinn kaum merklich zitterte. »Er ist das unglücklichste Geschöpf, dem ich je begegnet bin … Ich wollte, wir könnten ihm helfen. Ich denke nicht, dass er imstande ist, allein den Weg aus der Dunkelheit zu finden.«
    »Meinst du …« Eragon

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