Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
Sturm schlagenden Zeltbahnen eindroschen.
Als Eragon in eine Scheibe gebratenen Schweinebauch biss, fragte Saphira: Ist es knusprig? Ist es gut?
»Mm«, machte Eragon, dem der Bratensaft das Kinn hinunterlief.
DIE ERINNERUNGEN
DER TOTEN
G
albatorix ist wahnsinnig und daher unberechenbar, aber seine Gedankengänge haben Lücken, die andere nicht haben. Wenn du sie findest, Eragon, dann könnt ihr ihn vielleicht vernichten.«
Mit ernster Miene ließ Brom die Pfeife sinken. »Ich hoffe, ihr schafft es. Mein größter Wunsch ist, dass ihr beide, du und Saphira, ein langes, erfolgreiches Leben führt, ohne Angst vor Galbatorix und dem Imperium. Ich wünschte, ich könnte euch vor allen Gefahren beschützen, die euch bedrohen, aber leider liegt das nicht in meiner Macht. Ich kann dir nur meine Ratschläge geben und dir jetzt so viel wie möglich beibringen, solange ich noch da bin … mein Sohn. Was auch geschieht, du sollst immer wissen, dass ich dich liebe, und das hat auch deine Mutter getan. Mögen die Sterne über dich wachen, Eragon Bromsson.«
Die Erinnerung verblasste und Eragon öffnete die Augen. Über ihm hing das Zeltdach tief durch, so schlaff wie ein leerer Wasserschlauch, nachdem ihm der inzwischen weitergezogene Sturm übel mitgespielt hatte. Ein Wassertropfen fiel aus dem Bauch einer Falte der Zeltbahn, traf seinen rechten Oberschenkel, durchweichte seine Beinkleider und kühlte die Haut darunter. Er wusste, dass er die Abspannseile des Zeltes würde straffen müssen, aber er hatte keine Lust, sein Feldbett zu verlassen, geschweige denn, nach draußen zu gehen.
Und Brom hat dir nie etwas über Murtagh erzählt? Er hat dir nie gesagt, dass Murtagh und ich Halbbrüder sind?
Saphira, die zusammengerollt draußen vor dem Zelt lag, antwortete: Auch wenn du immer aufs Neue fragst, ändert das nichts an meiner Antwort.
Aber warum hat er es nicht getan? Warum nicht? Er muss doch von Murtagh gewusst haben. Es ist unmöglich, dass er es nicht gewusst hat.
Es dauerte ein Weilchen, bis Saphira reagierte. Brom hatte immer seine Gründe, aber wenn ich raten müsste, würde ich vermuten, er hielt es für wichtiger, dir zu sagen, wie viel du ihm bedeutest, und dir so viele gute Ratschläge mit auf den Weg zu geben, wie er nur konnte, als seine Zeit damit zu vergeuden, über Murtagh zu reden.
Aber er hätte mich warnen können! Ein paar Worte hätten genügt.
Ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen, was ihn angetrieben hat, Eragon. Du musst akzeptieren, dass es, was Brom betrifft, einige Fragen gibt, die du niemals wirst beantworten können. Vertraue auf seine Liebe zu dir und lass dich von solchen Sorgen nicht beunruhigen.
Eragon hatte die Hände auf den Bauch gelegt und starrte seine Daumen an. Er hielt sie nebeneinander, um sie besser vergleichen zu können. Sein linker Daumen hatte mehr Runzeln auf dem Gelenk als der rechte, aber dafür prangte auf dem rechten eine kleine, gezackte Narbe. Er konnte sich nicht daran erinnern, wie er sie sich zugezogen hatte, obwohl es nicht vor dem Agaetí Blödhren, der Blutschwur-Zeremonie, geschehen sein konnte.
Danke, sagte er zu Saphira. Sie hatte ihn seit dem Fall von Feinster Broms Nachricht dreimal sehen und hören lassen und jedes Mal war ihm irgendeine Einzelheit von Broms Rede oder eine Bewegung aufgefallen, die ihm zuvor entgangen war. Diese Erfahrung tröstete und beruhigte ihn, denn es war die Antwort auf eine Frage, die ihn sein Leben lang gequält hatte: den Namen seines Vaters zu kennen und zu wissen, dass er seinem Vater etwas bedeutet hatte.
Saphira nahm seinen Dank mit tiefer Zuneigung entgegen.
Obwohl Eragon gegessen und sich anschließend vielleicht eine Stunde ausgeruht hatte, war seine Erschöpfung noch nicht ganz verflogen. Aber das hatte er auch nicht erwartet. Er wusste aus Erfahrung, dass es Wochen dauern konnte, sich vollkommen von den schwächenden Nachwirkungen eines langen und harten Kampfes zu erholen. Je näher die Varden Urû’baen kamen, desto weniger Zeit würden er und alle anderen in Nasuadas Armee haben, um sich vor der jeweils nächsten Schlacht zu erholen. Der Krieg würde sie mürbe machen, bis sie schließlich blutig und zerschunden sein würden und kaum noch in der Lage, zu kämpfen. Und dann würden sie sich Galbatorix stellen müssen, der in aller Ruhe und Behaglichkeit auf sie gewartet hatte.
Er versuchte, nicht allzu viel darüber nachzudenken.
Ein weiterer kalter Wassertropfen traf sein Bein. Entnervt setzte er
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