Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
Haupthallen von Tronjheim.
Als alle Soldaten tot waren, zog Arya ihre Körper zur Seite, damit ein Weg zum Ausfalltor frei blieb. Dann ging sie gut vierzig Fuß weit in den Korridor hinein und legte den Dauthdaert auf den Boden, um ihn zu Eragon zurückschlittern zu lassen.
Als sie die Hand von der Lanze nahm, spannte sie die Muskeln an, als erwarte sie einen Schlag, aber welche Magie an dieser Stelle auch am Werk war, sie schien keine Wirkung auf Arya zu haben.
»Spürst du irgendetwas?«, rief Eragon. Seine Stimme hallte in dem riesigen Gang wider.
Sie schüttelte den Kopf. »Solange wir uns von dem Tor fernhalten, sollte alles gut gehen.«
Eragon hob die Lanze auf und reichte sie Bloëdhgarm. Der Elf nahm sie entgegen und trat durch das Ausfalltor ein. Gemeinsam drangen Arya und der fellbedeckte Elf in die Räume zu beiden Seiten des Tores ein und bedienten die verborgenen Mechanismen, um es zu öffnen – eine Aufgabe, die zwei Menschen niemals hätten bewältigen können.
Das Klirren von Ketten erfüllte die Luft, als die riesigen Eisentore langsam nach außen aufschwangen.
Sobald die Lücke für Saphira breit genug war, rief Eragon »Halt!« und die Türen blieben knirschend stehen.
Bloëdhgarm tauchte aus dem Raum auf der rechten Seite auf und schob den Dauthdaert dem nächsten Elf hin – wobei er sicheren Abstand von der Torschwelle hielt. Auf diese Weise betraten sie einer nach dem anderen die Zitadelle.
Als nur noch Eragon, Elva und Saphira davorstanden, erklang im nördlichen Teil der Stadt ein gewaltiges Brüllen und für einen Moment verstummte ganz Urû’baen.
»Sie haben unsere Täuschung entdeckt«, rief der Elf Uthinarë. Er warf Eragon die Lanze zu. »Beeilt Euch, Argetlam!«
»Du als Nächste«, sagte Eragon und reichte Elva den Dauthdaert.
Elva eilte mit der Lanze, die sie wie ein Kind in der Armbeuge hielt, zu den Elfen hinüber, dann schob sie die tödliche Waffe zu Eragon zurück, der sie packte und über die Türschwelle rannte. Als er sich umdrehte, sah er zu seinem Schrecken, dass Dorn sich über den Gebäuden am gegenüberliegenden Rand der Stadt erhob. Eragon kniete nieder, legte den Dauthdaert auf den Boden und rollte ihn zu Saphira hin. »Schnell!«, rief er.
Etliche Sekunden gingen verloren, während Saphira sich abmühte, die Lanze zwischen die Zähne zu bekommen, ohne sich daran zu verletzen. Endlich hatte sie es geschafft und sprang in den riesigen Korridor, dass die Leichen der Soldaten in alle Richtungen wegflogen.
In der Ferne brüllte Dorn und schoss mit wütenden Flügelschlägen auf die Zitadelle zu.
Wie aus einem Mund sprachen Arya und Bloëdhgarm einen Zauber. Ein ohrenbetäubendes Klirren und Rasseln erklang und die Eisentüren schwangen zu, viel schneller, als sie sich geöffnet hatten. Sie schlossen sich mit einem Krachen, das die Steine erzittern ließ, dann glitt ein Metallriegel – drei Fuß dick und sechs Fuß breit – aus jeder Mauer und durch Halterungen an den Innenseiten der Türen.
»Das sollte sie eine Weile aufhalten«, meinte Arya.
»Nicht allzu lange«, erwiderte Eragon und warf einen Blick auf das herausgeschnittene Ausfalltor.
Dann drehten sie sich um und sahen sich an, was vor ihnen lag.
Der Gang erstreckte sich Eragons Schätzung nach über fast eine Viertelmeile und würde sie folglich tief in den Berg hinter Urû’baen bringen. Am gegenüberliegenden Ende befand sich ein weiteres Doppeltor, genauso groß wie das erste, aber bedeckt mit ziseliertem Gold, das im Licht der flammenlosen Laternen, die in regelmäßigen Abständen an den Wänden angebracht waren, wunderschön glänzte. Dutzende kleinere Korridore zweigten zu beiden Seiten ab, aber keiner war groß genug für Shruikan, obwohl Saphira in viele davon hineingepasst hätte. Rote Banner, bestickt mit den Umrissen der gedrehten Flamme, die Galbatorix als sein Wappen benutzte, hingen alle paar Hundert Fuß an den Wänden. Davon abgesehen war der riesige Korridor kahl.
Allein die Größe des Gangs war einschüchternd und seine Leere machte Eragon nur umso nervöser. Er vermutete, dass der Thronsaal sich hinter dem goldenen Tor befand, aber sicher war er nicht so leicht zu erreichen, wie es den Anschein hatte. Wenn Galbatorix auch nur halb so schlau war wie sein Ruf, hatte er den Gang mit Dutzenden, wenn nicht Hunderten von Fallen ausgestattet.
Eragon fand es erstaunlich, dass der König sie nicht bereits angegriffen hatte. Er spürte nur die Berührung des Geistes von Saphira
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