Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
bevor der ganze Fels herunterbricht, dachte er. Er spuckte Blut und Schmutz auf die Pflastersteine. Dann sah er wieder zur Zitadelle. Der Staub verbarg sie noch immer. Schmerz legte sich um sein Herz wie eine eiserne Klammer.
Eragon!
EIN MEER AUS NESSELN
D
unkelheit. Und in dieser Dunkelheit … Stille.
Eragon spürte, dass er nicht mehr weiterschlitterte, dann … nichts. Er konnte atmen, aber die Luft war schal und trocken, und wenn er versuchte, sich zu bewegen, wuchs der Kraftaufwand für seinen Zauber.
Er berührte den Geist aller in seiner Nähe und überzeugte sich davon, dass es ihm gelungen war, sie zu retten. Elva war bewusstlos und Murtagh war es beinahe, aber sie lebten, ebenso wie die anderen.
Es war das erste Mal, dass Eragon mit Dorns Geist in Berührung gekommen war. Der rote Drache war erschrocken zurückgewichen. Seine Gedanken fühlten sich dunkler und verzerrter an als Saphiras, aber der Drache hatte eine Kraft und einen Edelmut, die Eragon beeindruckten.
Wir können diesen Zauber nicht mehr sehr viel länger aufrechterhalten, sagte Umaroth mit angespannter Stimme.
Ihr müsst, drängte Eragon. Wenn nicht, werden wir sterben.
Weitere Sekunden verstrichen.
Ohne Vorwarnung flutete grelles Licht Eragons Augen und ein gewaltiges Krachen dröhnte in seinen Ohren. Er zuckte zusammen und blinzelte, während seine Augen sich an die Helligkeit gewöhnten.
Durch die raucherfüllte Luft konnte er einen riesigen, leuchtenden Krater erkennen, wo Galbatorix gestanden hatte. Der weiß glühende Stein pulsierte wie lebendes Fleisch, während Luft darüber hinwegstrich. Die Decke glühte ebenfalls und der Anblick beunruhigte Eragon. Es war, als stünden sie in einem riesigen Schmelztiegel.
Die Luft roch nach Eisen.
Die Wände des Raums hatten Risse bekommen, die Säulen, Schnitzereien und Laternen waren zu Staub zerfallen. Im hinteren Teil des Thronsaals lag Shruikans Leichnam, dem es fast alles Fleisch von den rußgeschwärzten Knochen gefetzt hatte. Im vorderen Bereich hatte die Explosion die steinernen Wände zerschmettert – und dazu die Mauern der dahinterliegenden Räume auf mehr als hundert Schritte im Umkreis. Ein regelrechter Kaninchenbau aus Tunneln und Räumen hatte sich dahinter aufgetan. Die schönen goldenen Türen, die den Eingang zum Thronsaal gebildet hatten, waren aus ihren Angeln gerissen worden und ganz am Ende des langen, nach außen führenden Gangs – etwa eine Viertelmeile entfernt – glaubte Eragon, Tageslicht zu sehen.
Während er wieder auf die Füße kam, bemerkte er, dass sein Schutzzauber noch immer Stärke von den Drachen bezog, aber nicht mehr so viel wie zuvor.
Ein Steinbrocken von der Größe eines Hauses löste sich aus der Decke und landete neben Shruikans Schädel, wo er in ein Dutzend Stücke zerbrach. Überall ringsum bildeten sich weitere Risse in den Wänden und von allen Seiten erklang ein Unheil verkündendes Kreischen und Ächzen.
Arya ging zu den beiden Kindern, fasste den Jungen um die Taille und kletterte mit ihm auf Saphiras Rücken. Von oben zeigte sie auf das Mädchen und sagte zu Eragon: »Wirf sie mir herauf!«
Eragon hob das Mädchen hoch und warf es Arya zu, die es mit ausgestreckten Armen auffing.
Eragon trat um die noch bewusstlose Elva herum, um zu Nasuada zu eilen. »Jierda!«, sagte er und legte eine Hand auf die Fesseln, die sie an dem grauen Steinblock hielten. Der Zauber zeigte keine sichtbare Wirkung, also löste er ihn rasch, bevor er zu viel Energie verbrauchte.
Nasuada gab einen drängenden Laut von sich und er zog ihr den Knebel aus dem Mund. »Du musst den Schlüssel suchen!«, erklärte sie. »Galbatorix’ Wärter hat ihn bei sich.«
»Wir werden ihn niemals rechtzeitig finden!« Eragon zog Brisingr und schlug auf die Kette ein, die die Fessel um ihre linke Hand an dem Stein festhielt. Das Schwert prallte mit hartem Klang von den Kettengliedern ab und hinterließ nicht einmal einen Kratzer auf dem stumpfen Metall. Er versuchte es ein zweites Mal, aber seine Klinge konnte der Kette nichts anhaben.
Ein weiterer Steinbrocken fiel aus der Decke und schlug mit einem lauten Krachen auf dem Boden auf.
Jemand fasste seinen Arm, und als er sich umdrehte, stand Murtagh hinter ihm, einen Arm auf die Wunde in seinem Bauch gepresst. »Mach Platz«, knurrte er. Eragon tat es und Murtagh sprach den Namen aller Namen, wie er es zuvor getan hatte, außerdem »Jierda!«, und die eisernen Fesseln öffneten sich und fielen von Nasuadas
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