Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
mich zurück oder ich gehe zu Fuß.« Ihr Unmut war offensichtlich gewesen, aber zu guter Letzt hatten sie eingewilligt und ihn dorthin getragen, wo er jetzt saß und den Platz überblickte.
Wie Roran es vorausgesehen hatte, hatten die Soldaten des Imperiums nach dem Tod ihres Kommandanten jeden Kampfeswillen verloren, und die Varden konnten sie durch die schmalen Straßen zurücktreiben. Als Roran zurückkehrte, hatten die Varden bereits ein Drittel der Stadt oder mehr erobert und näherten sich schnell der Zitadelle.
Ihre Verluste waren hoch gewesen – Tote und Sterbende übersäten die Straßen und in den Rinnsteinen floss Blut –, aber seit ihren jüngsten Erfolgen hatte sich wieder neue Zuversicht ausgebreitet. Roran konnte es in den Gesichtern der Menschen, Zwerge und Urgals lesen, wenn auch die Elfen angesichts des Todes ihrer Königin weiterhin nur kalten Zorn zeigten.
Die Elfen machten Roran Sorgen. Er hatte sie ohne mit der Wimper zu zucken Soldaten niedermähen sehen, die sich hatten ergeben wollen. Einmal entfesselt, schien ihr Blutdurst kaum noch Grenzen zu kennen.
Kurz nachdem Barst gefallen war, hatte ein Bolzen König Orrin in die Brust getroffen, als er weiter stadteinwärts ein Wachhaus gestürmt hatte. Es war eine ernste Verletzung, eine, von der anscheinend selbst die Elfen nicht sicher waren, ob sie sie heilen konnten. Die Soldaten des Königs hatten Orrin ins Lager zurückgebracht und bisher hatte Roran noch keine Nachricht über sein Schicksal erhalten.
Roran konnte zwar nicht mehr kämpfen, aber immer noch Befehle erteilen. Aus eigenem Antrieb begann er, von der Nachhut her wieder eine gewisse Ordnung in die Truppen der Verbündeten zu bringen. Er stellte Versprengte zu neuen Einheiten zusammen und schickte sie mit Aufträgen in alle Teile von Urû’baen. Der erste bestand darin, die restlichen Katapulte auf der Stadtmauer zu erobern. Wenn er eine Information erhielt, von der er dachte, dass Jörmundur oder Orik oder Martland Rotbart oder irgendeiner der anderen Hauptmänner der Armee sie erhalten sollte, schickte er Boten los, um die Betreffenden zu suchen und zu benachrichtigen.
»… und falls du irgendwelche Soldaten in der Nähe des Gebäudes mit der großen Kuppel am Markt siehst, dann berichte das Jörmundur unbedingt auch«, sagte er zu dem dünnen Schwertkämpfer, der vor ihm stand.
»Ja, Herr«, sagte der Mann und der Knoten in seinem Hals hüpfte, als er schluckte.
Roran beobachtete ihn einen Moment, fasziniert von der Bewegung, dann hob er die Hand und sagte: »Geh.«
Während der Mann davoneilte, blickte Roran mit gerunzelter Stirn über die spitzen Dächer Urû’baens hinweg zur Zitadelle unter dem Felsüberhang.
Wo seid ihr?, fragte er sich. Niemand hatte mehr etwas von Eragon oder seinen Gefährten gesehen, seit sie die Festung betreten hatten, und das war schon eine ganze Weile her. Roran fielen zahlreiche Erklärungen für die lange Dauer ein, aber keine davon beruhigte ihn. Die harmloseste war, dass Galbatorix sich einfach versteckt hielt und Eragon und seine Gefährten lange nach dem König suchen mussten. Aber nachdem Shruikan in der vergangenen Nacht seine Macht demonstriert hatte, konnte Roran sich eigentlich nicht vorstellen, dass Galbatorix vor seinen Feinden davonlief.
Wenn seine schlimmsten Befürchtungen eingetroffen waren, dann würde der Sieg der Varden in der Stadt nur von kurzer Dauer sein und weder Roran noch irgendein anderer Krieger ihrer Armee konnte damit rechnen, den Tag zu überleben.
Einer der Männer, die er ausgeschickt hatte – ein barhäuptiger sandblonder Bogenschütze mit roten Flecken auf den Wangen –, kam aus einer Straße rechts von Roran herbeigelaufen. Der Bogenschütze blieb vor dem Steinblock stehen und neigte den Kopf, während er nach Atem rang.
»Hast du Martland gefunden?«, fragte Roran.
Der Bogenschütze nickte abermals und sein Haar fiel ihm über die schweißglänzende Stirn.
»Und du hast ihm meine Nachricht überbracht?«
»Ja, Herr. Martland hat mir aufgetragen, ich soll Euch sagen, dass …«, er hielt inne, um Luft zu holen, »… die Soldaten sich aus den Badehäusern zurückgezogen haben. Aber jetzt haben sie sich in einer Halle nahe der südlichen Mauer verbarrikadiert.«
Roran setzte sich auf der Sänfte zurecht und ein Stich durchzuckte seinen frisch geheilten Arm. »Was ist mit den Mauertürmen zwischen den Badehäusern und den Kornkammern? Sind sie bereits gesichert worden?«
»Zwei von ihnen. Um
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