Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
Worte waren allein an Glaedr gerichtet. Eragon hörte nur Glaedrs Reaktion.
Nein, das kann ich nicht, erklärte der goldene Drache. Ich verstehe jedoch, dass es Galbatorix war, der euch dazu getrieben hat, und dass er es war, der deinen Arm geführt hat, Murtagh … Ich kann euch nicht vergeben, aber Galbatorix ist tot und mit ihm mein Verlangen nach Rache. Euer Weg war immer hart, seit ihr beide geschlüpft seid. Aber heute habt ihr gezeigt, dass euer schweres Schicksal euch nicht gebrochen hat. Ihr habt euch gegen Galbatorix gewandt, obwohl ihr euch davon nichts als Schmerzen erwarten konntet, und dadurch habt ihr es Eragon ermöglicht, ihn zu töten. Heute habt ihr beide, du und Dorn, euch als würdig erwiesen, Shur’tugal und Skulblaka genannt zu werden, obwohl ihr niemals die notwendige Unterweisung oder Anleitung erhalten habt. Das ist … bewundernswert.
Murtagh neigte leicht den Kopf und Dorn sagte: Vielen Dank, Ebrithil, was Eragon hörte. Dass Dorn den Ehrentitel Ebrithil benutzte, schien Murtagh zu verblüffen, denn Murtagh wandte sich zu dem Drachen um und öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen.
Da ergriff Umaroth das Wort. Wir kennen die Schwierigkeiten, mit denen ihr zu kämpfen hattet, Dorn und Murtagh, denn wir haben euch aus der Ferne beobachtet, so wie wir Eragon und Saphira beobachtet haben. Es gibt viele Dinge, die wir euch gern lehren würden, wenn ihr erst einmal dazu bereit seid. Bis dahin sagen wir euch nur so viel: Meidet auf euren Wanderungen die Grabhügel von Anghelm, wo der einzige König der Urgals, Kulkarvek, aufgebahrt ist. Meidet auch die Ruinen von Vroengard und von El-Harím. Seid auf der Hut vor den Tiefen und setzt keinen Fuß dorthin, wo der Boden brüchig und schwarz ist und die Luft nach Schwefel stinkt, denn an diesen Orten lauert das Böse. Haltet euch daran und ihr werdet – wenn ihr nicht großes Pech habt – keiner Gefahr begegnen, mit der ihr nicht fertig werden könnt.
Murtagh und Dorn bedankten sich bei Umaroth, dann sah Murtagh zurück nach Urû’baen und meinte: »Wir sollten aufbrechen.« Er sah wieder Eragon an. »Kannst du dich jetzt an den Namen der alten Sprache erinnern oder verdeckt der Nebel von Galbatorix’ Magie ihn immer noch vor dir?«
»Ich kann mich beinah daran erinnern, aber …« Eragon schüttelte enttäuscht den Kopf.
Murtagh sprach den Namen aller Namen zweimal aus: das erste Mal, um den Vergessenszauber zu lösen, den Galbatorix Eragon auferlegt hatte, und dann noch einmal, damit Eragon und Saphira sich den Namen einprägen konnten. »Ich würde ihn an deiner Stelle niemandem verraten«, empfahl er ihm. »Wenn jeder Magier den Namen der alten Sprache kennen würde, wäre die Sprache mehr als unbrauchbar.«
Eragon stimmte ihm mit einem Nicken zu.
Dann hielt Murtagh ihm die Hand hin. Eragon schlug ein und drückte mit der anderen Hand seinen Arm. Einen Moment lang standen sie so da und sahen einander an.
»Pass auf dich auf«, sagte Eragon.
»Du auch … Bruder.«
Eragon zögerte, dann nickte er abermals. »Bruder.«
Murtagh überprüfte die Riemen von Dorns Geschirr noch einmal, bevor er in den Sattel stieg. Als Dorn die Flügel ausbreitete und Anstalten machte, sich in die Luft zu erheben, rief Murtagh: »Sorg dafür, dass Nasuada gut geschützt wird. Galbatorix hatte viele Diener, mehr als er mir je erzählt hat, und nicht alle waren nur durch Magie allein an ihn gebunden. Sie werden Rache für den Tod ihres Herrn nehmen wollen. Sei immer auf der Hut. Es gibt einige unter ihnen, die noch gefährlicher sind als die Ra’zac!«
Dann hob Murtagh die Hand zum Gruß. Eragon erwiderte den Gruß und Dorn sprang mit drei schnellen Schritten vom Nesselmeer weg, wobei er tiefe Furchen im weichen Boden hinterließ, entfaltete die Flügel und erhob sich in die Luft.
Der funkelnd rote Drache kreiste einmal, zweimal, dreimal über ihnen, bevor er mit langsamem, stetigem Flügelschlag nach Norden davonflog.
Eragon trat zu Saphira auf den Gipfel des niedrigen Hügels und gemeinsam sahen sie zu, wie Dorn und Murtagh zu einem sternengleichen Fleck dicht am Horizont wurden.
Eine gewisse Traurigkeit lastete auf beiden, als Eragon seinen Platz auf Saphiras Rücken einnahm und sie nach Urû’baen zurückkehrten.
DAS ERBE DES IMPERIUMS
E
ragon stieg langsam die abgetretenen Stufen des grünen Turms hinauf. Es war kurz vor Sonnenuntergang und durch die verschiedenen Fenster in der runden Turmwand zu seiner Rechten konnte er die Gebäude
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