Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
fast alle in Surda, Teirm und in deinem eigenen Königreich mir folgen. Und mit den Eldunarí, die mir helfen, gibt es niemanden, der sich mir widersetzen kann, nicht einmal Murtagh oder Arya.«
»Du würdest dich niemals gegen uns wenden. So bist du nicht.«
»Nein? Kannst du dir in all den Jahren, die ich leben werde – und ich werde vielleicht sehr lange leben – wirklich sicher sein, dass ich mich niemals in die Verwaltung des Landes einmischen werde?«
»Wenn du es tust, bin ich mir sicher, dass du einen guten Grund haben wirst und wir dankbar für deine Hilfe sein dürften.«
»Wärt ihr das? Zweifellos würde ich meine Gründe für gerechtfertigt halten, aber das ist ja gerade die Falle, nicht wahr? Der Glaube, dass ich es besser weiß und dass ich, weil ich die Macht dazu habe, die Verantwortung habe, danach zu handeln.« Er erinnerte sich an ihre erst kürzlich gesprochenen Worte und wiederholte sie ihr: »Zum Wohl der Mehrheit. Doch wenn ich mich irren sollte, wer sollte mich aufhalten? Ich könnte selbst zu einem Galbatorix werden, obwohl ich die besten Absichten habe. Schon jetzt geben die Leute mir aufgrund meiner Machtstellung fast immer in allem recht. Das habe ich überall im Reich erlebt … Wenn du an meiner Stelle wärst, könntest du der Versuchung widerstehen, dich einzumischen – nur ein kleines bisschen, um allen ein besseres Leben zu ermöglichen? Meine Anwesenheit hier bringt alles aus dem Gleichgewicht, Nasuada. Wenn ich vermeiden will, zu dem zu werden, was ich immer gehasst habe, dann muss ich gehen.«
Nasuada reckte das Kinn vor. »Ich könnte dir befehlen, zu bleiben.«
»Ich hoffe, du tust es nicht. Ich möchte lieber in Freundschaft gehen als im Zorn.«
»Du willst also niemandem Rechenschaft ablegen außer dir selbst?«
»Ich werde Saphira und meinem Gewissen Rechenschaft ablegen, wie ich es immer getan habe.«
Nasuadas Lippen verzogen sich. »Ein Mann mit Gewissen – das sind die gefährlichsten.«
Einmal mehr füllte das Plätschern des Springbrunnens die Pause in ihrem Gespräch.
Dann fragte Nasuada: »Glaubst du an die Götter, Eragon?«
»An welche Götter? Es gibt so viele.«
»An irgendeinen. An alle. Glaubst du an eine Macht, die stärker ist als du selbst?«
»Abgesehen von Saphira?« Er lächelte entschuldigend, als Nasuada die Brauen zusammenzog. »Tut mir leid.« Er dachte eine Minute lang ernsthaft nach, dann erklärte er: »Vielleicht existieren sie. Ich weiß es nicht. Ich habe gesehen … Ich bin mir nicht sicher, was ich gesehen habe, aber vielleicht habe ich in Tronjheim den Zwergengott Gûntera gesehen, als Orik gekrönt wurde. Aber wenn es Götter gibt, habe ich keine sehr hohe Meinung von ihnen, wenn man bedenkt, dass sie Galbatorix so lange haben herrschen lassen.«
»Vielleicht warst du das Instrument der Götter, um seine Herrschaft zu beenden. Hast du je darüber nachgedacht?«
»Ich?« Er lachte. »Nun ja, das könnte sein, aber so oder so, sie kümmern sich bestimmt nicht allzu sehr darum, ob wir leben oder sterben.«
»Natürlich nicht. Warum sollten sie auch? Sie sind Götter … Aber huldigst du irgendeinem?« Die Frage schien Nasuada wichtig zu sein.
Wieder dachte Eragon eine Weile nach. Dann zuckte er die Achseln. »Es gibt so viele, wie könnte ich wissen, für welche ich mich entscheiden soll?«
»Warum nicht für die Schöpferin von ihnen allen, Unulukuna, die ewiges Leben schenkt?«
Eragon konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. »Solange ich nicht krank werde und niemand mich tötet, werde ich tausend Jahre oder länger leben, und wenn ich so lange lebe, kann ich mir nicht vorstellen, dass ich nach dem Tod noch weiterleben möchte. Was sonst kann ein Gott mir bieten? Mit den Eldunarí habe ich die Kraft, fast alles zu tun.«
»Die Götter bieten außerdem die Aussicht, die wiederzusehen, die wir lieben. Willst du das nicht?«
Er zögerte. »Das will ich schon, aber ich will nicht eine ganze Ewigkeit ertragen müssen . Das erscheint mir beängstigender als der Gedanke, eines Tages ins Nichts hinüberzugehen, wie die Elfen es glauben.«
Nasuada wirkte besorgt. »Also siehst du dich niemandem gegenüber verpflichtet als Saphira und dir selbst.«
»Nasuada, bin ich ein schlechter Mensch?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Dann traue mir zu, zu tun, was ich für richtig halte. Ich bin Saphira verpflichtet und den Eldunarí und allen Reitern, die noch kommen werden, und auch dir und Arya und Orik und allen anderen in
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