Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
Alagaësia. Ich brauche keinen Herrn, der mich bestraft, damit ich mich benehme, wie ich sollte. Wenn es so wäre, wäre ich nicht mehr als ein Kind, das die Regeln seines Vaters befolgt, nur weil es die Peitsche fürchtet, und nicht weil es tatsächlich Gutes tun will.«
Sie sah ihn mehrere Sekunden lang an. »Also schön, ich vertraue dir.«
Noch einmal überließen sie sich dem Plätschern des Springbrunnens. Über ihnen beleuchtete das Licht der sinkenden Sonne Risse und Sprünge in der Unterseite des steinernen Überhangs.
»Was ist, wenn wir deine Hilfe brauchen?«, fragte sie.
»Dann werde ich euch helfen. Ich lasse dich nicht im Stich, Nasuada. Ich werde einen der Spiegel in deinem Arbeitszimmer mit einem Spiegel bei mir verbinden, sodass du mich immer erreichen kannst, und ich werde das Gleiche für Roran und Katrina tun. Wenn es Probleme gibt, werde ich einen Weg finden, euch Hilfe zukommen zu lassen. Vielleicht kann ich nicht selbst kommen, aber ich werde euch ganz sicher helfen.«
Sie nickte. »Das weiß ich.« Dann seufzte sie und ihr war deutlich anzusehen, wie unglücklich sie war.
»Was?«, fragte er.
»Es lief alles so gut. Galbatorix ist tot. Die letzten Kämpfe sind niedergeschlagen. Wir wollten endlich das Problem der Magier lösen. Du und Saphira solltet sie und die Reiter anführen. Und jetzt … Ich weiß nicht, was wir tun werden.«
»Es wird sich etwas ergeben, da bin ich mir sicher. Du wirst einen Weg finden.«
»Es wäre einfacher, wenn du hier wärst … Wirst du zumindest zustimmen, der Person, die wir zum Anführer der Magier wählen, den Namen der alten Sprache zu lehren?«
Eragon brauchte nicht darüber nachzudenken, da er die Möglichkeit bereits erwogen hatte. Doch er brauchte einen Moment, um die richtigen Worte zu finden. »Ich könnte es tun, aber ich denke, wir würden es irgendwann bereuen.«
»Also wirst du es nicht tun.«
Er schüttelte den Kopf.
Enttäuschung glitt über ihre Züge. »Und warum nicht? Was sind deine Gründe dafür?«
»Der Name ist zu gefährlich, um ihn leichtfertig in Umlauf zu bringen, Nasuada. Wenn ein Magier voller Ehrgeiz, aber ohne Skrupel ihn in die Hände bekäme, könnte er unglaubliches Unglück anrichten. Mit ihm könnte man die alte Sprache zerstören. Nicht einmal Galbatorix war wahnsinnig genug, das zu tun, aber ein unerfahrener, machthungriger Magier? Wer weiß, was geschehen könnte? Im Augenblick sind außer mir Arya, Murtagh und die Drachen die Einzigen, die den Namen kennen. Es ist besser, es dabei zu belassen.«
»Und wenn du gehst, werden wir auf Arya angewiesen sein, falls wir den Namen brauchen.«
»Du weißt, dass sie immer für euch da sein wird. Wenn überhaupt würde ich mir wegen Murtagh Sorgen machen.«
Nasuada schien sich zu verschließen. »Das brauchst du nicht. Er stellt keine Bedrohung für uns dar. Nicht mehr.«
»Wie du meinst. Wenn es dein Ziel ist, die Magier in Schach zu halten, dann ist der Name der alten Sprache eine Information, die man besser nicht herausgeben sollte.«
»Wenn das wirklich der Fall ist, dann … verstehe ich es.«
»Danke. Es gibt da noch etwas, was du wissen solltest.«
Nasuadas Miene wurde wachsam. »Und was?«
Dann erzählte er ihr von der Idee bezüglich der Urgals, die ihm vor Kurzem gekommen war. Als er fertig war, schwieg Nasuada eine Weile. Schließlich sagte sie: »Du nimmst viel auf dich.«
»Ich muss. Niemand sonst kann es … Billigst du meine Idee? Es scheint mir die einzige Möglichkeit zu sein, auf lange Sicht den Frieden zu sichern.«
»Bist du dir sicher, dass das klug ist?«
»Nicht vollkommen, aber ich denke, wir müssen es versuchen.«
»Und die Zwerge auch? Ist das wirklich notwendig?«
»Ja. Es ist nur gerecht. Und es wird helfen, das Gleichgewicht zwischen den Völkern aufrechtzuerhalten.«
»Was ist, wenn sie nicht zustimmen?«
»Ich bin sicher, dass sie zustimmen werden.«
»Dann tu, was du für richtig hältst. Du brauchst meine Zustimmung nicht – das hast du klar genug gemacht –, aber ich gebe dir recht, dass es notwendig ist. Sonst werden wir in zwanzig, dreißig Jahren vielleicht vor vielen der Probleme stehen, vor denen unsere Vorfahren standen, als sie seinerzeit nach Alagaësia kamen.«
Er neigte leicht den Kopf. »Ich werde die nötigen Vorkehrungen treffen.«
»Wann hast du vor, aufzubrechen?«
»Wenn Arya geht.«
»So bald schon?«
»Es gibt keinen Grund, länger zu warten.«
Nasuada lehnte am Geländer, den Blick starr auf
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