Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
wölbte, beherbergte Vögel unterschiedlichster Arten, die über sie hinwegflogen und ihre Lieder sangen. Eichhörnchen – braune wie schwarze – schimpften von den Baumwipfeln oder sahen von Zweigen, die gerade außer Reichweite hingen, neugierig auf sie herab.
Eragon verbrachte den größten Teil seiner Zeit mit Arya oder Roran und flog nur selten mit Saphira. Saphira ihrerseits hielt sich an Fírnen. Eragon sah sie oft am Ufer sitzen, ihre Tatzen übereinandergelegt, die Köpfe Seite an Seite auf dem Boden liegend.
Tagsüber war das Licht im Wald golden und nebelig, nachts funkelten die Sterne hell und der zunehmende Mond beleuchtete ihren Weg. Durch die Wärme, den Nebel und das stetige Schaukeln der Talíta fühlte Eragon sich wie im Halbschlaf, versunken in die Erinnerung an einen angenehmen Traum.
Schließlich endete der Wald, wie es natürlich irgendwann hatte kommen müssen, und sie segelten vorbei an Feldern und Wiesen. Der Gaena bog bald nach Süden ab und trug sie entlang des Waldrands zum See Eldor, der noch größer war als der Ardwen. Dort schlug das Wetter um und ein Sturm kam auf. Hohe Wellen schlugen gegen das Schiff, und einen Tag lang fühlten sie sich alle elend, weil der kalte Regen und der heftige Wind ihnen zusetzten. Immerhin hatten sie den Wind im Rücken und er ließ sie erheblich schneller vorankommen.
Vom Eldor führte sie der Lauf des Flusses Edda nach Süden, vorbei an Ceris, dem östlichsten Vorposten des Elfenreichs. Danach ließen sie den Wald endgültig hinter sich und die Talíta glitt, wie aus eigenem Antrieb, auf dem Fluss durch die Ebenen.
Schon seit der Wald merklich lichter geworden war, hatte Eragon erwartet, dass Arya und Fírnen sich von ihnen trennen würden. Aber keiner von beiden sagte etwas von Abschied und Eragon fragte sie auch nicht nach ihren Plänen.
Sie fuhren weiter nach Süden, durch immer öderes Land. Roran sah sich um und bemerkte: »Ziemlich trostlos hier, oder?«, und Eragon musste ihm zustimmen.
Schließlich erreichten sie die östlichste Siedlung Alagaësias: Hedarth, eine kleine, einsame Ansammlung von Holzhäusern. Die Zwerge hatten den Ort nur errichtet, um dort mit den Elfen Handel zu treiben, denn es gab nichts Wertvolles in dieser Gegend, bis auf die Herden von Hirschen und Wildrindern, die man in der Ferne sehen konnte. Die Gebäude standen an der Mündung des Âz Ragni in den Edda und der Zusammenfluss ließ den Strom hier auf mehr als die doppelte Größe anschwellen.
Eragon, Arya und Saphira waren schon einmal durch Hedarth gereist, als sie nach der Schlacht von Farthen Dûr, wo sie gegen die Urgals gekämpft hatten, nach Ellesméra unterwegs gewesen waren. Daher wusste Eragon, was ihn erwarten würde, als das Dorf in Sicht kam.
Umso erstaunter war er, dort Hunderte von Zwergen an der Spitze des improvisierten Piers stehen zu sehen, der in den Edda ragte. Sein Erstaunen verwandelte sich in Freude, als die Gruppe sich teilte und Orik vortrat.
Orik hob seinen Hammer Volund über den Kopf und rief: »Du hast doch nicht geglaubt, dass ich meinen eigenen Stiefbruder ziehen lasse, ohne richtig Auf Wiedersehen zu sagen, oder?!«
Grinsend legte Eragon die Hände um den Mund und rief zurück: »Niemals!«
Die Elfen legten mit der Talíta gerade lange genug an, dass alle von Bord gehen konnten, bis auf Cuaroc, Bloëdhgarm und zwei andere Elfen, die blieben, um die Eldunarí zu bewachen. Nach dem Zusammenfluss war die Strömung hier einfach zu stark, als dass das Schiff seine Position hätte halten können, ohne gegen den Pier zu schrammen. Daher legten die Elfen wieder ab und segelten den Edda weiter hinunter, um dort nach einem ruhigeren Ankerplatz Ausschau zu halten.
Die Zwerge hatten, wie Eragon erstaunt feststellte, vier erlegte Riesenwildschweine aus dem Beor-Gebirge nach Hedarth mitgebracht. Die Nagran waren auf Bäume gespießt, die so dick waren wie Eragons Bein, und brieten über Gruben aus glühenden Kohlen.
»Das da habe ich selbst getötet«, erklärte Orik stolz und zeigte auf das größte der Wildschweine.
Zusammen mit allen Zutaten für ein Festgelage hatte Orik eigens für Saphira drei Wagen mit dem feinsten Met der Zwerge mitgebracht. Saphira summte vor Freude, als sie die Fässer sah. Den musst du auch probieren, sagte sie zu Fírnen, der schnaubte, den Hals reckte und neugierig an den Fässern schnupperte.
Als der Abend kam und das Essen gar war, saßen sie an den grob behauenen Tischen, die die Zwerge erst an diesem
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