Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
seiner Kompanie von ihnen gehört.
»… und es schert mich nicht, ob ihm dann ›der Kragen platzt‹!«, rief Nasuada und schlug die rechte Hand mit einem lauten Knall flach auf den Tisch. »Wenn wir diese Hufeisen nicht bekommen – und abgesehen davon deutlich mehr als diese paar Stück –, können wir unsere Pferde genauso gut am Spieß braten und aufessen. Dann sind sie wenigstens noch zu etwas nutze. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
Diejenigen, die sie angesprochen hatte, stimmten ihr zu. Sie klangen ein wenig eingeschüchtert, sogar verlegen. Roran fand es merkwürdig und beeindruckend zugleich, dass Nasuada, eine Frau, in der Lage war, ihren Kriegern so viel Respekt abzunötigen – einen Respekt, den er teilte. An Entschlossenheit und Intelligenz übertraf sie fast alle Menschen, denen er je begegnet war, und er war überzeugt davon, dass sie überall Erfolg gehabt hätte, ganz gleich in welche Verhältnisse sie hineingeboren worden wäre.
»Geht jetzt«, befahl Nasuada, und während acht Männer an ihr vorüberzogen, bedeutete sie Roran, zu ihr an den Tisch zu treten. Er wartete geduldig, während sie eine Feder in ein Tintenfass tauchte und mehrere Zeilen auf eine kleine Schriftrolle kritzelte, die sie dann einem ihrer Pagen mit den Worten reichte: »Für den Zwerg Narheim. Und sieh diesmal zu, dass du eine Antwort bekommst, bevor du dich wieder hier blicken lässt, sonst schicke ich dich als Dienstburschen zu den Urgals.«
»Ja, Herrin!«, antwortete der Junge und schoss zu Tode erschrocken davon.
Nasuada begann einen Stapel Papiere durchzublättern. Ohne aufzuschauen, fragte sie: »Bist du ausgeruht, Roran?«
Er fragte sich, warum sie das interessierte. »Nicht besonders.«
»Das ist bedauerlich. Warst du die ganze Nacht auf?«
»Einen Teil davon. Elain, die Frau unseres Schmieds, ist gestern niedergekommen, aber …«
»Ja, man hat mich darüber informiert. Ich nehme an, du bist nicht die ganze Nacht wach geblieben, während Eragon das Kind geheilt hat?«
»Nein, ich war zu müde.«
»Zumindest hattest du so viel Verstand.« Sie beugte sich über den Tisch, nahm einen anderen Bogen Papier zur Hand und prüfte ihn, bevor sie ihn auf den Stapel vor sich legte. In dem gleichen sachlichen Tonfall wie zuvor fügte sie hinzu: »Ich habe eine Mission für dich, Hammerfaust. Unsere Streitkräfte in Aroughs sind auf starken Widerstand gestoßen – mehr als wir erwartet hatten. Hauptmann Brigman hat es nicht geschafft, die Situation dort zu klären, doch wir brauchen unsere Leute jetzt hier. Deshalb schicke ich dich nach Aroughs, um Brigman zu ersetzen. Ein Pferd erwartet dich am Südtor. Du reitest so schnell wie möglich nach Feinster, dann von Feinster nach Aroughs. Alle zehn Meilen zwischen hier und Feinster erwarten dich frische Pferde. Danach musst du dir selbst Ersatz suchen. Ich erwarte, dass du Aroughs binnen vier Tagen erreichst. Nachdem du dich kurz ausgeruht hast, bleiben dir somit schätzungsweise … drei Tage, um die Belagerung erfolgreich abzuschließen.« Sie sah zu ihm auf. »Ich will, dass in einer Woche unser Banner über Aroughs flattert. Es ist mir egal, wie du das anstellst, Hammerfaust. Ich will nur, dass es erledigt wird. Wenn es dir nicht gelingt, werde ich keine andere Wahl haben, als Eragon und Saphira nach Aroughs zu schicken, was bedeuten würde, dass wir kaum in der Lage wären, uns zu verteidigen, falls Murtagh oder Galbatorix angreifen.«
Und dann wäre Katrina in großer Gefahr, dachte Roran. Sein Magen zog sich zusammen. In nur vier Tagen nach Aroughs zu reiten, würde eine elende Qual sein, vor allem wenn er bedachte, wie zerschunden er bereits war. Die Stadt dann auch noch in so kurzer Zeit einzunehmen, bedeutete, dem Elend noch einen Schuss Wahnsinn hinzuzufügen. Alles in allem war die Mission ungefähr so reizvoll wie die Aufgabe, mit hinter dem Rücken gefesselten Händen gegen einen Bären zu kämpfen.
Er kratzte sich am Bart. »Ich habe keine Erfahrung mit Belagerungen«, stellte er fest. »Zumindest nicht unter solchen Umständen. Es muss doch jemand anderen unter den Varden geben, der für die Aufgabe besser geeignet ist. Was ist mit Martland Rotbart?«
Nasuada machte eine abwehrende Handbewegung. »Er kann mit nur einer Hand keinen vollen Galopp reiten. Du solltest mehr Vertrauen in dich haben, Hammerfaust. Es gibt andere unter den Varden, die erfahrener in den Kriegskünsten sind, das ist wahr – Männer, die länger an der Front waren, Männer,
Weitere Kostenlose Bücher