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Eragon 04 - Das Erbe Der Macht

Eragon 04 - Das Erbe Der Macht

Titel: Eragon 04 - Das Erbe Der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini , Michaela Link
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für Zauber, Stunde für Stunde schritt die Nacht voran, auch wenn Eragon der Zeit keine Beachtung schenkte. Als das Mädchen vor Hunger weinte, fütterte er es mit einem winzigen bisschen seiner Energie.
    Er und Saphira versuchten es zu vermeiden, den Geist des Säuglings zu berühren, da sie nicht wussten, wie der Kontakt sich auf das unreife Bewusstsein auswirken mochte, aber trotzdem streiften sie ihn gelegentlich. Der Geist der Neugeborenen fühlte sich für Eragon vage und verschwommen an, ein aufgewühltes Meer von Emotionen, das alles andere auf der Welt als bedeutungslos einstufte.
    Neben ihm klapperten nach wie vor Gertrudes Nadeln. Sie hielten nur inne, wenn die Heilerin sich einmal bei ihren Maschen verzählt hatte oder einen Fehler entdeckte, den es zu beheben galt.
    Unendlich langsam verschmolz die Spalte im Gaumen des Mädchens zu einem nahtlosen Ganzen, die beiden Seiten der Hasenscharte zogen sich zusammen, die Haut wurde fast flüssig und ganz allmählich bildete die Oberlippe eine makellose rosige Linie.
    Besonders lange beschäftigte sich Eragon mit der Form der Lippe, bis Saphira schließlich sagte: Es ist vollbracht. Lass es gut sein.
    Er musste zugeben, dass er das Aussehen des Mädchens nicht weiter verbessern konnte, sondern höchstens wieder verschlechtern würde.
    Langsam ließ er das Wiegenlied verklingen. Sein Mund war trocken, die Zunge dick und seine Kehle wund. Mühsam erhob er sich von dem Bett und stand kurz vornübergebeugt da, zu steif, um sich gleich ganz aufzurichten.
    Immer noch erfüllte neben dem Werlicht ein bleicher Schimmer das Zelt, der gleiche wie am Anfang der Zeremonie. Zuerst war er verwirrt – die Sonne musste doch längst untergegangen sein! –, aber dann erkannte er, dass der Schimmer nun von Osten kam, nicht von Westen, und er verstand. Kein Wunder, dass mir alles wehtut. Ich habe die ganze Nacht hier gesessen!
    Und was ist mit mir?, fragte Saphira. Meine Knochen schmerzen genauso wie deine.
    Ihre Klage überraschte ihn. Sie sprach selten über irgendwelche Schmerzen, egal wie groß sie waren. Der Kampf um die Stadt musste einen größeren Tribut gefordert haben, als es zunächst den Anschein gehabt hatte. Saphira zog sich etwas von Eragon zurück, als ihr bewusst wurde, was er dachte, und bemerkte: Ich mag ja müde sein, aber ich kann immer noch alle Soldaten zermalmen, die Galbatorix gegen uns ins Feld schickt.
    Ich weiß.
    Gertrude steckte das Strickzeug zurück in ihren Beutel, stand auf und humpelte zu dem Feldbett hinüber. »Ich hätte nie gedacht, so etwas einmal zu sehen«, erklärte sie. »Am allerwenigsten von dir, Eragon Bromsson.« Sie musterte ihn fragend. »Brom war doch dein Vater, oder?«
    Eragon nickte, dann krächzte er: »Das war er.«
    »Irgendwie passt das.«
    Eragon wollte nicht weiter über dieses Thema reden, daher brummte er nur etwas Unverständliches und löschte mit einem Blick und einem Gedanken das Werlicht. Sofort wurde es dunkel, bis auf den Schimmer, der die Morgendämmerung ankündigte. Seine Augen gewöhnten sich schneller an die veränderten Lichtverhältnisse als die von Gertrude. Sie blinzelte, runzelte die Stirn und drehte den Kopf von links nach rechts, als wüsste sie nicht genau, wo er sich befand.
    Das Mädchen lag warm und schwer in Eragons Armen, als er es hochhob. Er war sich unsicher, ob seine Erschöpfung auf die Magie zurückzuführen war, die er gewirkt hatte, oder schlicht darauf, dass er so lange gebraucht hatte.
    Er sah hinab auf das kleine Mädchen, sein Beschützerinstinkt meldete sich auf einmal und er murmelte: »Sé ono waíse ilia.« Mögest du glücklich sein. Es war kein Zauber, kein richtiger, aber er hoffte, dass es ihr etwas von dem Unglück ersparen würde, das so viele Menschen irgendwann traf. Und wenn das nicht gelang, würde es ihr vielleicht wenigstens ein Lächeln entlocken.
    Das tat es. Ein breites Lächeln zog sich über das winzige Gesicht und begeistert strahlend sagte die Kleine: »Ga!«
    Eragon lächelte ebenfalls, dann wandte er sich um und ging nach draußen.
    Als er die Zeltklappe hochschlug, sah er eine kleine Versammlung, die sich im Halbkreis um das Zelt gebildet hatte. Einige der Wartenden standen, einige saßen, andere hockten auf dem Boden. Die meisten kannte er aus Carvahall, aber Arya und die anderen Elfen waren ebenfalls da – ein wenig abseits von den übrigen –, außerdem mehrere Vardenkrieger, deren Namen er nicht kannte. Er entdeckte Elva, die hinter einem Zelt in der

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