Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
dass sie in weniger als einer Stunde in Position wären, dann müssten wir nicht so viel Zeit mit Warten verschwenden.
Der Gedanke belustigte ihn. Ja, ich bin mir sicher, dass du das könntest … Aber pass auf, was du sagst, oder Nasuada kommt noch auf die Idee, dich dafür abzustellen.
Dann richtete Eragon seinen Geist auf Roran, den er seit der Heilung von Horsts und Elains Kind nicht mehr gesehen hatte. Er fragte sich, wie es seinem Cousin erging, und machte sich Sorgen, weil er ihn so weit zurücklassen musste.
»Wie konnte er nur so verdammt leichtsinnig sein«, murmelte er und dachte daran, dass Roran aufgebrochen war, ohne sich seine Schutzzauber von ihm erneuern zu lassen.
Er ist ein erfahrener Jäger, bemerkte Saphira. Er wird nicht so töricht sein, sich von seiner Beute kratzen zu lassen.
Ich weiß, aber manchmal passiert es einfach … Er sollte auf jeden Fall vorsichtig sein. Ich will nicht, dass er als Krüppel zurückkehrt, oder noch schlimmer, in ein Leichentuch gewickelt.
Eine Weile stand Eragon ziemlich düster gestimmt herum, dann schüttelte er sich und sprang auf und ab, begierig, sich zu bewegen, bevor er die nächsten Stunden damit verbringen würde, auf Saphira zu sitzen. Er freute sich darauf, endlich wieder mit ihr zu fliegen, aber ihm missfiel die Aussicht, sich den ganzen Tag auf die rund zwölf Meilen Weg beschränken zu müssen und wie ein Geier über den sich langsam bewegenden Truppen zu kreisen. Allein könnten er und Saphira Dras-Leona noch am späten Nachmittag erreichen.
Eragon trottete von der Straße zu einem kleinen, relativ flachen Stück Wiese. Ohne sich um die fragenden Blicke Aryas und der Elfen zu kümmern, zückte er Brisingr und nahm die Grundstellung ein, die Brom ihm vor so langer Zeit als Erstes beigebracht hatte. Er atmete bewusst ein, ging etwas in die Knie und spürte durch die Sohlen seiner Stiefel die Beschaffenheit des Bodens.
Mit einem kurzen, harten Schrei ließ er das Schwert über seinen Kopf fegen und senkte es in einem schrägen Hieb, der jeden Mann, Elf oder Urgal gespalten hätte, ganz gleich wie seine Rüstung beschaffen sein mochte. Er stoppte sein Schwert weniger als einen Zoll über dem Boden ab und verharrte in dieser Stellung, wobei die Klinge in seinem Griff kaum merklich zitterte. Vor dem Hintergrund des Grases wirkte das Blau des Metalls besonders intensiv, beinah unwirklich.
Eragon atmete abermals tief ein, schnellte dann vor und stach in die Luft, als sei sie sein Todfeind. Eine nach der anderen ging er die grundlegenden Positionen des Schwertkampfes durch und konzentrierte sich dabei weniger auf Geschwindigkeit oder Stärke als auf Präzision.
Nachdem er sich so etwas aufgewärmt hatte, ließ er den Blick über seine Wachen schweifen, die in einiger Entfernung in einem Halbkreis standen. »Will einer von euch für ein paar Minuten das Schwert mit mir kreuzen?«, fragte er mit erhobener Stimme.
Die Elfen sahen einander mit unbeweglicher Miene an. Dann trat der Elf Wyrden vor. »Ich, Schattentöter, wenn es Euch recht ist. Ich würde Euch jedoch bitten, dabei Euren Helm zu tragen.«
»Einverstanden.«
Eragon schob Brisingr in die Scheide zurück, lief zu Saphira hinüber und kletterte an ihr hinauf, wobei er sich den linken Daumen an einer ihrer Schuppen schnitt. Er trug sein Kettenhemd und auch Bein- und Armschienen, aber den Helm hatte er in einer der Satteltaschen verstaut, damit er beim Fliegen nicht herunterfiel und im Gras verloren ging.
Unter dem Helm lag am Boden der Satteltasche, eingewickelt in eine Decke, die Schatulle, die Glaedrs Herz der Herzen enthielt. Er beugte sich vor, berührte das verknotete Bündel und zollte dem, was von dem majestätischen goldenen Drachen geblieben war, stumm seinen Tribut. Dann schloss er die Satteltasche und schwang sich von Saphiras Rücken.
Auf dem Weg zurück zu dem provisorischen Kampfplatz setzte Eragon sich Kappe und Helm auf. Nachdem er sich das Blut vom Daumen geleckt hatte, zog er seine Panzerhandschuhe an und hoffte, dass der Daumen nicht mehr lange bluten würde. Er und Wyrden machten ihre Waffen stumpf, indem sie mit dem gleichen Zauber, jeweils nur geringfügig variiert, die Schneide ihres Schwerts mit einer dünnen, unsichtbaren Schutzschicht überzogen, die die Luft um die Klingen bei genauem Hinsehen aber leicht gekräuselt erscheinen ließ. Beide Schwertkämpfer lösten außerdem die Schutzzauber, die sie vor körperlichen Gefahren bewahrten.
Dann gingen er und Wyrden
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