Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
entschieden hast«, murmelte er.
»Ich habe Ideen, aber keinen Plan. Was ist mit dir?«
Baldor verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust. »Wir könnten darauf warten, dass Nasuada uns Eragon und Saphira zu Hilfe schickt.«
»Pah.«
Eine Weile beobachteten sie das fortwährende Fließen des Wassers unter ihnen. Dann schlug Baldor vor: »Wie wäre es, wenn du sie einfach bitten würdest, sich zu ergeben? Vielleicht bekommen sie solche Angst, wenn sie deinen Namen hören, dass sie die Tore aufreißen, sich dir zu Füßen werfen und um Gnade flehen.«
Roran lachte kurz auf. »Ich bezweifle, dass die Kunde von mir bereits bis nach Aroughs gedrungen ist. Trotzdem …« Er fuhr sich mit der Hand durch den Bart. »Es wäre einen Versuch wert. Und wenn schon nichts anderes, würde ich sie doch zumindest aus dem Gleichgewicht bringen.«
»Selbst wenn wir uns Zutritt zur Stadt verschaffen – können wir sie mit so wenigen Männern halten?«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht.«
Beide schwiegen eine Weile.
Dann sagte Baldor: »Wie weit wir doch gekommen sind.«
»Stimmt.«
Wieder stammte das einzige Geräusch vom Wasser und den sich drehenden Rädern.
Schließlich meinte Baldor: »Die Schneeschmelze kann hier nicht so gewaltig sein wie bei uns zu Hause. Sonst würden die Räder im Frühling halb unter Wasser stehen.«
Roran schüttelte den Kopf. »Es spielt keine Rolle, wie viel Schnee oder Regen herunterkommt. Die Schütze in den Wehren können benutzt werden, um die Menge an Wasser zu begrenzen, die über die Räder fließt, damit sie sich nicht zu schnell drehen.«
»Aber sobald das Wasser die Höhe des Wehrs erreicht?«
»Hoffentlich ist das Mehl für diesen Tag dann bereits gemahlen, aber für alle Fälle lässt man die Räder leerlaufen, hebt die Schütze und …« Rorans Stimme brach ab, während eine Folge von Bildern in seinem Geist aufblitzte. Sein ganzer Körper wurde von einer warmen Woge erfasst, als habe er einen ganzen Humpen Met mit einem einzigen Schluck ausgetrunken.
Könnten wir …?, dachte er aufgeregt. Würde es wirklich funktionieren oder … Es spielt keine Rolle, wir müssen es versuchen. Was sollen wir sonst tun?
Er kletterte auf das Wehr, das die Wassermassen des mittleren Staubeckens zurückhielt, und packte die Speichen, die am Ende der riesigen Holzschraube herausstanden, mit der das Stellschütz des Wehrs gehoben und gesenkt werden konnte. Die Schraube ließ sich kaum bewegen, obwohl er sich mit der Schulter dagegenstemmte und sein ganzes Gewicht einsetzte.
»Hilf mir«, forderte er Baldor auf, der am Ufer zurückgeblieben war und das Geschehen verwundert, doch mit Interesse beobachtete.
Baldor balancierte zu Roran hinüber. Zusammen gelang es ihnen, das Wehr zu schließen. Dann bestand Roran darauf, das Gleiche sowohl mit dem obersten als auch mit dem untersten Wehr zu tun, wobei er sich weigerte, irgendwelche Fragen zu beantworten.
Als alle drei fest geschlossen waren, gingen Roran und Baldor zurück zu Carn, Brigman und den anderen. Roran bedeutete ihnen, vom Pferde zu steigen und sich um ihn zu sammeln. Er klopfte auf den Kopf seines Hammers, während er wartete, und plötzlich war er schrecklich ungeduldig.
»Nun?«, fragte Brigman, sobald sie alle um ihn herumstanden.
Roran sah jedem der Männer in die Augen, um sicher zu sein, dass er ihre ungeteilte Aufmerksamkeit hatte, dann sagte er: »Also, wir werden Folgendes tun …« Und er begann zu erzählen, schnell und eindringlich, doch eine volle halbe Stunde lang. Er erklärte alles, was ihm in diesem einen Augenblick der Offenbarung klar geworden war. Während er redete, begann Mandel zu grinsen, und obwohl sie ernster blieben, schienen auch Baldor, Delwin und Hamund von dem kühnen Plan, den er schilderte, begeistert zu sein.
Ihre Reaktion freute Roran. Er hatte einiges getan, um sich ihr Vertrauen zu verdienen, und er war froh, zu wissen, dass er noch immer auf ihre Unterstützung zählen konnte. Seine größte Angst war, dass er sie enttäuschen könnte, und nur eine Sache wäre noch schlimmer für ihn: Katrina zu verlieren.
Carn dagegen schien ein wenig unsicher. Das hatte Roran erwartet, aber die Unsicherheit des Magiers war eine Kleinigkeit im Vergleich mit Brigmans Ungläubigkeit.
»Ihr seid wahnsinnig!«, rief er aus, sobald Roran geendet hatte. »Das wird nie gelingen.«
»Das nehmt Ihr zurück«, ereiferte sich Mandel und sprang mit geballten Fäusten vor. »Wahrhaftig, Roran hat mehr Schlachten
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