Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
den Sümpfen im Norden gibt es Seen. Das Wasser ist brackig und ungesund, aber die Leute hier sind daran gewöhnt. Ein einziger Kanal leitet es von den Sümpfen bis zu einem Punkt etwa drei Meilen entfernt. Dort teilt sich der Wasserlauf in die drei Kanäle, die ihr hier seht. Diese Kanäle fließen über eine Reihe von Wasserfällen, an denen Mühlen stehen, die das Mehl für die Stadt mahlen. Die Bauern schaffen ihr Getreide zur Erntezeit zu den Mühlen und dann werden die Mehlsäcke auf Lastkähne geladen und nach Aroughs verschifft. Es ist außerdem eine praktische Methode, um andere Waren wie Bauholz und Wein von den Landgütern in die Stadt zu transportieren.«
Roran rieb sich den Nacken, während er Aroughs weiter musterte. Was Brigman erzählt hatte, faszinierte ihn, aber er fragte sich, ob und inwiefern es ihm helfen könnte. »Gibt es im Umland noch irgendetwas von Bedeutung?«, fragte er.
»Nur einen Schiefersteinbruch weiter südlich an der Küste.«
Roran brummte etwas und dachte immer noch nach. »Ich will die Mühlen sehen«, sagte er. »Aber zuerst will ich einen vollständigen Bericht über den bisherigen Verlauf der Belagerung und ich will wissen, wie es um unsere Vorräte steht, angefangen von Pfeilen bis hin zu Zwieback.«
»Wenn Ihr mir folgen wollt … Hammerfaust.«
Die nächste Stunde verbrachte Roran im Gespräch mit Brigman und zwei seiner Leutnants. Er hörte zu und stellte Fragen, während sie jeden Angriff beschrieben, den sie gegen die Stadtmauern geführt hatten. Außerdem listeten sie die Vorräte auf, die den Kriegern unter seinem Kommando noch verblieben waren.
Zumindest fehlt es uns nicht an Waffen, dachte Roran, als er die Zahl der Toten erfuhr. Allerdings war der Proviant knapp. Selbst wenn Nasuada ihm keine Frist gesetzt hätte, könnten sie mit ihren Vorräten für Männer und Pferde nicht länger als eine weitere Woche vor Aroughs lagern.
Vieles von dem, was Brigman und seine Untergebenen ihm berichteten, lasen sie von Niederschriften auf Pergamentrollen ab. Roran bemühte sich, zu verbergen, dass er die Reihen eckiger schwarzer Zeichen nicht entziffern konnte, indem er darauf bestand, dass sie ihm alles vortrugen. Aber es ärgerte ihn, dass er anderen ausgeliefert war. Nasuada hat recht, begriff er. Ich muss lesen lernen, ansonsten weiß ich nicht, ob jemand mich belügt, wenn er behauptet, auf einem Stück Pergament stehe das oder das geschrieben … Vielleicht kann Carn es mir auf unserem Rückweg ins Lager der Varden beibringen.
Je mehr Roran über Aroughs erfuhr, umso besser verstand er Brigmans Notlage. Die Einnahme der Stadt war eine entmutigende Aufgabe, für die es keine offensichtliche Lösung gab. Trotz seiner Abneigung gegen ihn dachte Roran, dass der Hauptmann seine Sache so gut gemacht hatte, wie man das unter den gegebenen Umständen erwarten konnte. Er war, so glaubte Roran, nicht gescheitert, weil er ein unfähiger Kommandant war, sondern weil ihm die beiden Eigenschaften fehlten, die Roran ein ums andere Mal den Sieg beschert hatten: Kühnheit und Fantasie.
Nachdem Brigman seinen Bericht beendet hatte, ritten Roran und seine fünf Gefährten mit ihm los, um Aroughs Mauern und Tore aus größerer Nähe, aber trotzdem noch aus sicherer Entfernung zu inspizieren. Wieder im Sattel zu sitzen, war unglaublich schmerzhaft für Roran, aber er ertrug es ohne Klage.
Als ihre Rösser die gepflasterte Straße erreichten und Richtung Stadt zu traben begannen, bemerkte Roran, dass das Klappern der Hufe gelegentlich etwas eigentümlich klang. Er erinnerte sich, dass ihm das schon am letzten Tag ihres Gewaltrittes aufgefallen war und ihn beunruhigt hatte.
Bei näherem Hinsehen bemerkte er, dass die Steine der Straße in angelaufenes Silber eingelassen zu sein schienen. Ein Geäder, das ein unregelmäßiges, spinnennetzartiges Muster bildete.
Roran fragte Brigman danach und der rief als Antwort: »Die Erde und der Sand hier taugen nicht zum Straßenbau, deshalb benutzen sie stattdessen Blei, um die Steine an Ort und Stelle zu halten!«
Rorans erste Reaktion war Ungläubigkeit, aber Brigman schien es ernst zu meinen. Er fand es erstaunlich, dass irgendein Metall so im Übermaß vorhanden war, dass Menschen es für den Bau einer Straße vergeudeten.
Also trabten sie über die Straße aus Stein und Blei auf die weiß schimmernde Stadt zu.
Sie studierten Aroughs’ Verteidigungsanlagen mit großer Aufmerksamkeit aus der Nähe, dennoch erfuhren sie nichts Neues und
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