Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
Familie. Das Gleiche gilt für jeden, der im Moment noch im Dienst des Imperiums steht, auch wenn es keinem erlaubt sein wird, seine Position zu behalten, wenn er Schwüre geleistet hat, die nicht gebrochen werden können. Und wenn eure Schwüre nicht erlauben, uns zu helfen, dann haltet uns zumindest nicht auf. Öffnet die Tore und legt eure Schwerter nieder, und wir versprechen, dass euch nichts geschehen wird. Doch versucht ihr uns auszusperren, werden wir euch beiseitefegen wie Spreu, denn niemand kann der Macht unserer Armee widerstehen noch der Macht von Eragon Schattentöter und dem Drachen Saphira.«
Beim Klang ihres Namens hob Saphira den Kopf und stieß ein furchterregendes Brüllen aus.
Auf dem Wehrgang über dem Tor erschien eine hochgewachsene, in einen Umhang gehüllte Gestalt. Eragon beobachtete, wie sie zwischen zwei Zinnen trat, um über die Herolde hinweg zu Saphira hinüberzustarren. Er kniff die Augen zusammen, aber er konnte das Gesicht des Mannes nicht erkennen. Vier weitere Gestalten in schwarzen Roben traten zu dem ersten Mann und an ihren verstümmelten Leibern erkannte Eragon sie als Priester vom Helgrind. Einem fehlte ein Unterarm, zweien fehlte jeweils ein Bein und dem letzten fehlte ein Arm und beide Beine, sodass er oder sie von den anderen auf einer kleinen, gepolsterten Sänfte getragen wurde.
Der Mann im Umhang warf den Kopf in den Nacken und stieß ein schallendes, mächtiges, donnerndes Gelächter aus. Unter ihm mühten die Herolde sich, ihre Reittiere unter Kontrolle zu bringen, da die Pferde stiegen und durchzugehen drohten.
Eragon wurde flau im Magen und er packte den Griff Brisingrs, bereit, die Waffe jederzeit zu ziehen.
»Niemand kann Eurer Macht widerstehen?«, fragte der Mann und seine Stimme hallte von den Gebäuden wider. »Ich fürchte, Ihr habt eine übertrieben hohe Meinung von Euch selbst.«
Und mit einem gewaltigen Brüllen sprang hinter der Mauer die massige, glitzernd rote Gestalt Dorns von der Straße auf das Dach eines Hauses und grub ihre Krallen in die Holzschindeln. Der Drache breitete seine riesigen, mit Klauen bewehrten Flügel aus, öffnete sein blutrotes Maul und spie einen mächtigen Feuerstrahl gen Himmel.
Spöttisch fügte Murtagh – denn um ihn handelte es sich, wie Eragon schnell erkannt hatte – hinzu: »Werft Euch gegen die Mauern, soviel Ihr wollt. Ihr werdet Dras-Leona niemals einnehmen, nicht solange Dorn und ich hier sind, um es zu verteidigen. Schickt Eure besten Krieger und Magier in den Kampf gegen uns und sie werden sterben, jeder einzelne. Das verspreche ich. Es gibt keinen unter Euch, der uns bezwingen kann. Nicht einmal du … Bruder. Lauft zurück in Euer Versteck, bevor es zu spät ist, und betet, dass Galbatorix nicht auszieht, um sich selbst um Euch zu kümmern. Anderenfalls werden Tod und Trauer Euer einziger Lohn sein.«
GEWAGTES SPIEL
H
err, Herr! Das Tor öffnet sich!«
Roran sah von der Karte auf, die er studierte, als eine der Wachen keuchend und mit rotem Gesicht ins Zelt gestürmt kam.
»Welches Tor?«, fragte Roran und eine tödliche Ruhe überkam ihn. »Drück dich klarer aus.« Er legte den Stab beiseite, den er für das Messen der Entfernungen benutzt hatte. »Das Tor, das uns am nächsten ist, Herr … ein Straßentor, kein Kanaltor.«
Roran zog seinen Hammer aus dem Gürtel, verließ das Zelt und lief zum Südrand des Lagers. Von dort schaute er auf Aroughs. Bestürzt verfolgte er, wie mehrere Hundert Reiter aus der Stadt strömten. Ihre leuchtend bunten Wimpel flatterten im Wind, während sie vor dem schwarzen Maul des offenen Tores eine breite Formation bildeten.
Sie werden Kleinholz aus uns machen, dachte Roran entsetzt.
Nur etwa hundertfünfzig seiner Männer waren im Lager geblieben, viele davon verletzt und nicht in der Lage, zu kämpfen. Alle anderen waren bei den Mühlen, die sie am vorangegangenen Tag besichtigt hatten, oder im Schiefersteinbruch die Küste hinunter oder an den Ufern des westlichsten Kanals auf der Suche nach Lastkähnen, die sie brauchten, damit sein Plan gelang. Keiner dieser Krieger konnte rechtzeitig zurückgerufen werden, um die Reiter abzuwehren.
Als er die Männer ausgeschickt hatte, war Roran sich klar darüber gewesen, dass das Lager im Falle eines Gegenangriffs beinah schutzlos wäre. Er hatte jedoch gehofft, dass die Städter von den jüngsten Angriffen auf ihre Mauern zu eingeschüchtert sein würden, um etwas so Tollkühnes zu wagen, und dass die Krieger, die
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