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Erbarmen

Erbarmen

Titel: Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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sollten sie sich darauf einlassen?«
    Aber Assad hatte recht. Der Unterschied zwischen diesem und dem vorangegangenen Interview war eklatant. In der Zwischenzeit musste etwas passiert sein. Die Geschichte um Bjarke 0rnfeldt, diesen doofen Berufslobbyisten mit Diplom im Haarspalten von Fakten im Zusammenhang mit Naturkatastrophen, konnte nicht dafür verantwortlich sein, dass sie so apart glühte.
    Er starrte eine Weile vor sich hin. Bei allen Ermittlungen gelangte man an einen Punkt, an dem man aus tiefstem Herzen wünschte, man wäre dem Opfer im Leben begegnet. Diesmal war er früher als gewöhnlich dort angekommen.
    »Assad. Ruf diese Institution an, Egely, wo Merete Lynggaards Bruder untergebracht ist, und mach im Namen von Vizekriminalkommissar Mørck einen Besuchstermin aus.«
    »Vizekriminalkommissar Mørck, wer ist das?«
    Carl deutete auf seine Schläfe. War er doch ein bisschen langsam im Kopf? »Na, wer wohl?«
    Assad schüttelte den Kopf. »Hm. Innen in meinem Kopf glaubte ich, du bist Vizepolizeikommissar. Heißt das nicht so nach der neuen Polizeireform ?«
    Carl holte tief Luft. Idiotische Polizeireform. Darauf scheiß ich doch, dachte er.
    Der Heimleiter von Egely rief zehn Minuten später zurück und versuchte gar nicht erst, seine Skepsis darüber zu verbergen, worauf das Ganze hinauslaufen solle. Assad hatte also wohl bei der Aufgabe ein bisschen improvisiert. Aber was konnte man schließlich auch von einem Assistenten mit Doktortitel in Gummihandschuhen und mit Plastikeimern erwarten.
    Er sah hinüber zu seinem Helfer, und als der von seinem Sudoku aufschaute, nickte er ihm aufmunternd zu.
    Carl brauchte eine halbe Minute, um den Heimleiter über den Stand der Dinge zu informieren, und auch dessen Antwort war kurz und bündig: Uffe Lynggaard spreche überhaupt nicht, deshalb könne der Vizepolizeikommissar mit ihm auch über nichts sprechen. Überdies sei Uffe Lynggaard nicht entmündigt, obwohl er stumm war und man ihn kaum erreichte. Und da Uffe Lynggaard den Mitarbeitern im Heim nicht die Zustimmung gegeben habe, an seiner statt zu sprechen, werde Carl auch über die nichts herausfinden.
    »Ich kenne die Regeln. Auf keinen Fall will ich jemanden dazu bringen, seine Schweigepflicht zu verletzen. Aber ich ermittle im Zusammenhang mit dem Verschwinden seiner Schwester, und deshalb glaube ich, dass Uffe sich freuen würde, mit mir zu reden.«
    »Er spricht nicht, ich meine, das hätte ich bereits gesagt.«
    »Das tun in der Tat nicht viele von denen, die wir befragen. Aber wir kommen trotzdem zurecht. Es gibt auch Signale nonverbaler Kommunikation, die wir im Sonderdezernat Q zu lesen gelernt haben.«
    »Sonderdezernat Q?«
    »Ja, die Elite-Ermittler des Präsidiums. Wann kann ich vorbeikommen?«
    Der Mann seufzte vernehmlich. Er war immerhin so schlau, eine Bulldogge zu erkennen, wenn er einer begegnete.
    »Ich will sehen, was ich machen kann. Sie bekommen Bescheid«, sagte er dann.
    »Assad, als du angerufen hast, was hast du da eigentlich zu dem Mann gesagt?«, rief er über den Gang, als er aufgelegt hatte. »Zu dem Mann da? Ich habe gesagt, ich würde nur mit dem Chef sprechen.«
    »Der Heimleiter ist der Chef, Assad.«
    Carl atmete tief durch, stand auf, ging hinüber zu ihm und sah ihm tief in die Augen.
    »Kennst du das Wort Heimleiter nicht? Ein Heimleiter ist der Chef.« Sie nickten sich zu, und damit war das geklärt. »Assad. Morgen holst du mich draußen in Allerød ab, da, wo ich wohne. Wir machen einen kleinen Ausflug, okay?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Und du hast keine Probleme mit dem da, wenn wir losfahren?« Er deutete auf den Gebetsteppich.
    »Dem da, den kann man zusammenrollen.«
    »Ach so. Und woher weißt du dann, ob der nach Mekka zeigt ?«
    Assad deutete auf seinen Kopf, als sei in den Stirnlappen des Gehirns ein GPS-System implantiert. »Und wenn man trotzdem so ein bisschen unsicher ist, dann gibt es das hier.« Er hob eine der Zeitschriften vom Regal und zeigte Carl beim Aufschlagen einen Kompass.
    »Donnerwetter.« Carl starrte an die Decke, zu den dicken Metallrohren, die sich dort entlangzogen. »Einen Kompass kannst du hier unten aber vergessen, der funktioniert nicht.«
    Assad deutete wieder auf seinen Kopf.
    »Ach so, du hast es im Gefühl. Es muss also nicht so haargenau sein?«
    »Allah ist groß. Er hat breite Schultern.«
    Carl spitzte den Mund. Natürlich hatte Allah die.
    Als er das Büro von Gruppenleiter Bak betrat, wandten sich Carl vier Köpfe zu. Die

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