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Erbarmen

Erbarmen

Titel: Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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hörten sie immerhin zu. »Ich werden Ihnen deshalb nun eine Reihe Fragen stellen.
    Bitte zögern Sie nicht, jedes Ihnen auch noch so unwichtig erscheinende Detail an uns weiterzugeben.«
    Die meisten nickten.
    »Erinnert sich jemand von Ihnen«, fuhr er fort, »ob Merete Lynggaard, kurz bevor sie verschwand, einen Termin mit einer Delegation hatte, der es um Forschungsgelder für irgendwelche Untersuchungen im Bereich Immunologie oder so ähnlich ging?«
    »Ja, ich.« Eine Mitarbeiterin aus dem Sekretariat trat einen Schritt vor. »Bei der Delegation handelte es sich um eine Forschungsgruppe, die Bille Antvorskov von BasicGen in dieser Angelegenheit versammelt hatte.«
    »Bille Antvorskov? Also
der
Bille Antvorskov? Der mit den Millionen?«
    »Ja, genau der. Er hatte diese Gruppe um sich geschart und um einen Termin bei Merete Lynggaard gebeten. Die machten halt ihre Runde.«
    »Machten ihre Runde? Was heißt das?«
    Sie lächelte. »So nennen wir das intern, wenn eine Interessengemeinschaft alle Parteien der Reihe nach abklappert. Die Gruppen werben ja meist nicht nur um Gelder, sondern auch um Mehrheiten im Parlament.«
    »Gibt es irgendwo ein Protokoll über dieses Treffen?«
    »Ja. Ich weiß nicht, ob es ausgedruckt vorliegt, aber wir können ja im Computer von Meretes ehemaliger Assistentin nachschauen.«
    »Den gibt es noch?« Er konnte kaum glauben, was er da hörte. Die Frau aus dem Sekretariat lächelte. »Wir heben die alten Festplatten immer auf, wenn wir das System austauschen. Als wir zu Windows XP wechselten, wurden mindestens zehn Festplatten ausgetauscht.«
    »Haben Sie hier kein Netz?«
    »Doch, das haben wir. Aber damals waren Meretes Assistentin und noch ein paar andere nicht angeschlossen.«
    »Paranoia?« Er lächelte sie an.
    »Ja, vielleicht.«
    »Und Sie versuchen, diesen Bericht für mich zu finden?« Wieder nickte sie.
    Er wandte sich erneut an die Gruppe. »Ein Teilnehmer dieser Delegation hieß Daniel Hale. Es heißt, Merete und er seien sich außerordentlich sympathisch gewesen. Kann das jemand von Ihnen bestätigen, oder gibt's dazu irgendwelche interessanten Hinweise?«
    Mehrere der Zuhörer schauten sich an. Also noch ein Treffer.
    Fragte sich nur noch, wer die Antwort übernehmen würde. »Wie er hieß, weiß ich nicht. Aber ich habe gesehen, wie sie sich unten in der Kantine mit einem Mann unterhielt.« Die politische Sprecherin hatte geantwortet, eine recht anstrengende, aber sehr energische junge Dame, die sich im Fernsehen recht gut machte und auf die vermutlich ein Ministerposten wartete, sobald die Zeit reif war. »Merete wirkte sehr erfreut, ihn dort unten wiederzusehen. Beim Gespräch mit den gesundheitspolitischen Sprechern der Sozialdemokraten und des Radikalen Centrums wirkte sie dann etwas unkonzentriert.« Sie lächelte. »Ich glaube, das war einigen aufgefallen.«
    »Weil Merete Lynggaard sonst immer zweihundertprozentig bei der Sache war? Oder wie darf ich das verstehen?«
    »Ich glaube, das war das erste Mal, dass jemand hier Meretes Blick flackern sah. Ja, höchst ungewöhnlich.«
    »Könnte es sich um den genannten Daniel Hale gehandelt haben?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Gibt es unter Ihnen jemanden, der mehr darüber weiß?« Sie schüttelten die Köpfe.
    »Wie würden Sie den Mann beschreiben?«, fragte er die politische Sprecherin.
    »Er saß etwas versteckt hinter einer Säule, aber soweit ich mich erinnere, war er schlank, gut gekleidet und sonnengebräunt.«
    »Wie alt?«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich glaube, etwas älter als Merete.« Schlank, gut gekleidet und etwas älter als Merete. Bis auf das Sonnengebräunte hätte die Beschreibung auf alle Männer hier gepasst, inklusive ihm selbst, wenn man das »etwas älter« großzügig auslegte.
    »Ich könnte mir vorstellen, dass es aus Merete Lynggaards Zeit auch etliches an Unterlagen gegeben haben muss, was nicht so ohne weiteres dem Nachfolger übergeben werden konnte.« Er nickte Birger Larsen zu. »Ich denke dabei an Kalender, Notizbücher, handgeschriebene Notizen und dergleichen. Hat man das weggeworfen? Man konnte ja nicht wissen, ob Merete Lynggaard nicht doch wiederkommen würde, oder?«
    Wieder reagierte die Frau aus dem Sekretariat. »Einiges hat die Polizei mitgenommen, und einiges wurde weggeworfen. Ich glaube, da war am Ende nicht mehr viel übrig.«
    »Was geschah zum Beispiel mit ihrem Kalender?«
    Sie zuckte die Achseln. »Hier ist er jedenfalls nicht mehr.«
    An dieser Stelle meldete

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