Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erbarmen

Erbarmen

Titel: Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
Vom Netzwerk:
wurde. Bald würde er auch noch einen Kloß im Hals haben.
    »Ja, es ist etliches passiert.« Und dann erzählte er Hardy von ihren neuesten Erkenntnissen über Daniel Hale.
    »Weißt du, was ich glaube, Carl?«, sagte Hardy anschließend. »Du glaubst, die Sache muss ganz neu aufgerollt werden.«
    »Genau. Das Ganze stinkt gewaltig.« Er öffnete kurz die Augen und sah zur Decke, dann schloss er sie wieder. »Hast du irgendwelche Hinweise, ob politische Motive im Spiel sind?«
    »Nichts, aber auch gar nichts.«
    »Hast du mit den Journalisten geredet?« »Wie meinst du das?«
    »Zum Beispiel mit einem von den politischen Kommentatoren in Christiansborg. Die haben einen Riecher für alles, was stinkt. Oder mit einem von den Klatschblättern? Zum Beispiel Pelle Hyttested von >Gossip<. Seit sie ihn bei den >Tagesthemen< gefeuert haben, amüsiert sich der Dicke doch in Christiansborg damit, in allen Ritzen Dreck auszugraben. Der gehört inzwischen zur alten Garde. Frag ihn - und hinterher bist du schlauer.« Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
    Jetzt erzähle ich es ihm, dachte Carl, und er sprach so langsam, dass es gleich beim ersten Mal bis zu Hardy vordringen musste. »Unten in Sorø ist ein Mord passiert, Hardy. Ich glaube, das waren dieselben Leute wie draußen auf Amager.«
    Henningsen verzog keine Miene. »Und?«, fragte er.
    »Ja, alles gleich. Dieselben Umstände, dieselbe Waffe, wahrscheinlich dasselbe rot karierte Hemd, derselbe Kreis von Menschen, derselbe ...«
    »Ich sagte: Und?«
    »Ja, deshalb antworte ich dir.«
    » Und, sagte ich. Und - was geht mich das an?«
    Die Redaktion des >Gossip< befand sich in jener Phase der Ermattung, die eintritt, wenn die Deadline der Woche geschafft ist und die nächste Nummer droht. Zwei, drei der Journalisten schauten Carl gelangweilt an, als er durch die Redaktionsräume ging. Anscheinend wurde er nicht erkannt, auch gut.
    Er fand Pelle Hyttested in einer Ecke, wo sich die ewige Ruhe über die Seniorjournalisten gesenkt hatte. Hyttested stand bei den Kollegen und kraulte seinen dünnen roten Vollbart. Dem Namen nach und vom Erzählen kannte Carl Pelle Hyttested sehr gut. Ein Schuft und ein Scheusal, den nur Geld aufhalten konnte. Unglaublich viele Dänen lasen liebend gern seinen zusammengepanschten, überspannten Mist. Nicht so seine Opfer. Vor seiner Tür häuften sich die Prozesse, aber der Chefredakteur hielt schützend seine Hand über ihn. Hyttested sorgte für Auflage, und der Chefredakteur kassierte den Bonus. So einfach war das. Ein paar Bußgeldzahlungen waren da schon drin.
    Hyttested warf einen Blick auf Carls Dienstmarke und wandte sich dann wieder seinen Kollegen zu.
    Carl legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ich hab ein paar Fragen, sagte ich.«
    Der Typ drehte sich um und sah geradewegs durch ihn durch. »Sehen Sie nicht, dass ich arbeite? Wollen Sie mich zur Wache mitnehmen?«
    Genau an dieser Stelle zog Carl den einzigen Tausender, den er seit Monaten besessen hatte, aus dem Portemonnaie und hielt ihn Hyttested vor die Nase.
    »Worum geht es denn?« Der Mann versuchte den Geldschein mit den Augen aufzusaugen. Vielleicht rechnete er sich schon aus, wie viele Stunden ihm der Schein kommende Nacht in Andys Bar bescheren würde.
    »Ich ermittle im Fall Merete Lynggaard. Mein Kollege Hardy Henningsen meint, Sie könnten mir vielleicht erzählen, ob Merete Lynggaard Grund gehabt haben könnte, in den politischen Kreisen jemanden zu fürchten.«
    »Jemanden zu fürchten? Was für eine witzige Formulierung«, sagte Hyttested und strich sich permanent unsichtbare Haarsträhnen aus dem Gesicht. »Und warum fragen Sie danach?«, fuhr er fort. »Ist in der alten Geschichte was Neues zum Vorschein gekommen?«
    Das Kreuzverhör nahm eindeutig die falsche Richtung. »Der Fall soll abschließend geklärt werden.«
    Pelle Hyttested nickte, war aber keineswegs überzeugt. »Fünf Jahre nach ihrem Verschwinden? Wissen Sie was, das können Sie einem anderen erzählen. Sagen Sie mir lieber, was Sie wissen, und dann erzähle ich Ihnen, was ich weiß.«
    Carl wedelte noch einmal mit dem Tausender, damit sich die Aufmerksamkeit des Mannes weiter auf das Wesentliche richtete.
    »Ihnen fällt niemand ein, der Merete Lynggaard besonders auf dem Kieker hatte, verstehe ich das richtig?«
    »Dieses Biest, die hassten doch alle. Die hätten sie doch schon längst rausgeekelt, wenn sie nicht solche verdammten Supertitten gehabt hätte.«
    Zur Wählerschar der Demokraten

Weitere Kostenlose Bücher