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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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geschehen konnte, weiß ich nicht, weil ihn dabei niemand beobachtet hat, aber er war bis in die Gemächer der Regentin vorgedrungen. Alleine die Vorgehensweise ist mir schon Beweis genug dafür, dass er Verrat im Sinne hatte. Kein normaler Gefolgsmann hätte sich auf so eine Art und Weise eingeschlichen. Wo war er überhaupt in den letzten Tagen?« Er holte Luft. »Und dass einige Leute nach den Geschehnissen der Nacht nicht mehr gesehen wurden, liegt sicherlich nicht an den mangelnden Fähigkeiten der Greifengarde. Wer weiß, ob sich die Personen überhaupt in der betreffenden Nacht im Palast aufgehalten haben? Möglicherweise waren sie auswärts und wurden deshalb bei der Personenzählung nicht mit aufgenommen.« Nexus mischte sich ein. »Wie viele Personen werden seit der Nacht vermisst?«
    Herdanik überlegte kurz, ob er in der Stimmung war, die Frage eines Waldkobolds zu beantworten, besann sich jedoch seiner guten Erziehung. »Neben der Hofdame Melanie ist auch Nirvan verschwunden. Daneben vermissen wir noch einen der Köche, zwei der neuen Wächter und eine Küchenmagd. Aber bei allen Beteiligten ist noch nicht geklärt, ob sie sich in der besagten Nacht innerhalb der Mauern aufgehalten haben.«
    »Nirvan ist fort?« Mina blickte bestürzt von Nexus zu Salvatorus, aber beide schienen über die Bekanntmachung genauso überrascht zu sein wie sie. Sie war so sehr von den Geschehnissen eingenommen gewesen, dass sie nicht einmal nach ihm gefragt hatte. Sie hatte niemanden sehen wollen, und Nexus war der Einzige gewesen, der sich nicht von ihrer Seite vertreiben ließ. Irgendwie hatte sie es für selbstverständlich gehalten, dass Nirvan in irgendeiner Nische eines düsteren Flures hockte und griesgrämig die Leute musterte.
    Salvatorus blinzelte irritiert. »Wer hat Nirvan wann zuletzt gesehen?«
    Herdanik schilderte das, was er von seinen Wächtern erfahren hatte. Bewusst hatte man ihn am Nachmittag des Tages im Hof gesehen, später war sich niemand mehr sicher über seinen Aufenthaltsort gewesen. Zwei noch recht junge Wächter meinten zwar, dass ein aufgebrachter Mann, der Nirvan ähnelte, kurz vor den Alarmrufen in Richtung der Gemächer der Regentin gerannt sei, aber sicher waren sie sich nicht gewesen. Das Chaos, was um diese Zeit im Palast ausgebrochen war, hatte die Nachforschungen ungemein erschwert. Und bei den Gemächern selbst hatte ihn auch niemand gesehen.
    Mina wurde bewusst, dass sie die Letzte gewesen war, die mit ihm gesprochen hatte. Das behielt sie jedoch lieber für sich.
    Nexus rieb sich seine Hände. »Eins verstehe ich aber nicht, nein, nein. Wenn der dunkle Kontinent seine Spione hierher schickt, um die Regentin zu töten, warum jetzt? Wirklich, ich meine, Mina ist hier, und sie ist die letzte ihrer Art. Sie ist die Erbin des Drachenblutes! So schrecklich der Mord an unserer Regentin auch ist, was hat der dunkle Kontinent durch die Tat erreicht? Mina wird die Thronfolge antreten, und der dunkle Kontinent ist in seiner Position weder gestärkt noch geschwächt.«
    Alle schwiegen. Im Gegensatz zu Nexus war sich Mina alles andere als sicher darüber, ob sie als Erbin des Drachenblutes widerstandslos anerkannt werden würde. Sie hatte erfahren, dass in den letzten Monaten in Tempelburg heftige Machtkämpfe stattgefunden hatten, und sie war sich im Klaren, dass sie selbst dabei nur eine kleine Schachfigur darstellte.
    Sie hob den Blick. »Weiß jemand, wieso überhaupt Spione hierher kommen können? Angeblich soll doch niemand den dunklen Kontinent verlassen können.«
    Salvatorus drehte sich zu ihr. »Das ist im Grunde richtig. Aber wir gehen davon aus, dass die Kuppel über die letzten Jahrtausende an Stärke verloren hat. Es ist schwer zu erklären, aber wir konnten das Phänomen an den anderen Schutzkuppeln beobachten, die in unserem Einzugsbereich liegen und nicht ganz so bündig mit dem Erdboden abschließen. Die Kuppeln werden schwächer. Es ist fast so, als sei ihre Kraft aufgebraucht. Und deshalb befürchten wir schon seit langem, dass auch der riesige Schild um den dunklen Kontinent durchlässiger geworden sein könnte.«
    »Was? Ihr meint, dass die Schutzkuppel eines Tages zusammenbrechen wird und all eure verbannten Verbrecher einfach herauskommen können? Und was ist mit den Drachen? Was für einen Zorn tragen die Generationen der Drachen in sich, da sie allesamt dort eingesperrt wurden? Wenn sie freikommen, werden sie sicherlich jede Siedlung, jedes Dorf und jede Stadt angreifen.«

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