Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
Vom Netzwerk:
sie völlig erschöpft in ihrem Bett verbracht. Nexus war ihr in der Zeit nicht von der Seite gewichen. Stetig hatte er versucht, ihr ein kleines Lächeln von den Lippen abzuringen, ohne Erfolg. Als Mina sich so weit gesammelt hatte, dass sie einen klaren Gedanken fassen konnte, hatte sie darauf bestanden, Salvatorus zu sehen. Er, der oberster Berater der Drachentochter, sollte erfahren, was sie in ihrer Traumvision gesehen hatte. Nexus hatte sich darum gekümmert, und nur wenige Stunden später trafen sich Mina und Herdanik in Salvatorus´ Gemächern. Nexus war zwar nicht eingeladen worden, doch ließ er Mina nicht mehr alleine.
    Das Erste, was Mina an den Männern auffiel, waren die tiefen, schwarzen Augenringe, die beide um Jahre älter machten. Aber Herdanik strahlte daneben noch unausgesprochene Wut aus, die er kaum unterdrücken konnte. Salvatorus hingegen stand gebeugt da und wirkte leidend. Etwas Wichtiges, das sein Leben und seine Existenz ausgemacht hatte, war ihm genommen worden und würde ihm bis ans Ende aller Tage fehlen.
    »Und ich sage es noch einmal: Ich werde den verfluchten Halbelben, den Verräter, nicht aus dem Kerker entlassen! Nicht aufgrund eines Traumes!« Herdaniks Gesicht war hochrot angelaufen.
    »Dann will ich ihn wenigstens sehen, mit ihm sprechen!«, erwiderte Mina lautstark.
    Herdaniks vorwurfsvoller Blick traf sie. Sie musste sich zusammenreißen, um nicht ihre Beherrschung zu verlieren. Herdanik antwortete ihr nicht, denn die Forderung hatte er ihr bereits drei Mal verweigert. So viel war geschehen, so viel hatte man ihr genommen, und nun musste sie dafür kämpfen, ernst genommen zu werden.
    Nexus hüpfte von seinem Stuhl. »Nein, nein, nein! Selbst wenn Mina nicht diese Vision gehabt hätte, wäre es irrwitzig zu glauben, dass Zados etwas mit dem Tod der Regentin zu tun haben könnte. Das ist närrisch, wirklich! Er liebte die Regentin wie seine eigene Mutter!«
    Mina rieb sich mit zwei Fingern über ihre Stirn. »Heerführer, Ihr habt kein Recht, Zados einfach ins Verlies werfen zu lassen. Erst muss seine Schuld nachgewiesen sein, und das ist, nach dem, was ich gehört habe, alles andere als geschehen.«
    »Wie lange, sagtet Ihr gerade noch, kennt Ihr das Halbblut?« Herdanik lehnte sich in seinem Stuhl nach hinten. Salvatorus stöhnte auf. Die Ereignisse waren entsetzlich, und keiner war sich sicher, wie es weitergehen sollte, doch die kleinen Streitereien, die nun über alle möglichen Themen ausgebrochen waren, raubten ihm den letzten Funken Verstand. Ohne dass er seine Gedanken laut ausgesprochen hatte, erkannte Mina sie in seinem Gesicht.
    »Herdanik, ich sprach wirklich in der Nacht ihres Todes mit meiner Mutter, und soweit ich etwas über die Fähigkeiten des Drachenblutes gelernt habe, wundert es mich inzwischen nicht einmal mehr. Es ist gut möglich, dass ihr Herz schon aufgehört hatte zu schlagen, sie aber weiterhin die Fähigkeit besaß, Kontakt mit mir aufzunehmen.« Sie schluckte. »Und sie teilte mir mit, dass sie Melanie, ihre eigene Hofdame, als die Attentäterin erkannt hatte.« Ihr Blick traf den seinen. »Heerführer, ist Eure Meinung so vorgefasst, dass Ihr nicht einmal bereit seid, die Frau zu suchen und sie zu den Geschehnissen des Abends zu befragen?«
    Herdanik winkte ab. »Eine normale Frau wäre nicht dazu fähig gewesen, vier der am besten ausgebildeten Wachen Tempelburgs zu töten. Abgesehen davon haben wir natürlich direkt nach dem Anschlag alle Wege aus dem Palast heraus abriegeln lassen. Diejenigen, die Zugang zu den Gemächern der Regentin hatten, wurden gesondert überprüft und befragt.«
    »Und? Habt Ihr Melanie gefunden?«, fragte Mina gereizt.
    Er räusperte sich. »Nun, einige Personen sind seit jener Nacht verschwunden. So auch die besagte Hofdame.«
    Salvatorus blickte Herdanik an. Sein graubrauner, kurz gestutzter Bart vibrierte leicht vor Anspannung. »Was soll das heißen? Einige Personen sind verschwunden? Wer noch? Und wie kann es überhaupt sein, dass Zados ungesehen bis zur Regentin vordringen konnte? Wozu haben wir unsere Greifengarde und unsere so wunderbar ausgebildeten Wächter, wenn hier jeder kommen und gehen kann, wie er will?«
    Herdanik blickte den älteren Mann an, als ob er ihm gleich an die Kehle springen wollte. Sichtlich nahm er die Vorwürfe persönlich. Er kratzte sich am Hals und versuchte dabei, neutral an die Decke zu schauen. »Das Halbblut scheint alleine die Palastmauer erklommen zu haben. Wie es genau

Weitere Kostenlose Bücher