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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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hauchte sie traurig und ergriff ihr Drachenamulett. »Es war schrecklich. Es kam mir so real vor, und ich fühlte mich unendlich einsam.«
    Samantha nahm Mina in die Arme und drückte sie sanft. »Selene, meine Kleine.«
    »Bitte, nenne mich nicht so«, sagte Mina. Die weiße Regentin nickte. »Ja, du hast recht. Das Kind Selene existiert nicht mehr. Doch dafür habe ich eine junge Frau mit dem Namen Mina zurückerhalten.« Sie lächelte glücklich, dann wurde sie schlagartig ernst. »Mina, ich liebe dich! Ich habe dich immer geliebt. Du darfst das nie vergessen.«
    Mina schaute sie verwundert an. Etwas stimmte nicht mit ihr. Es war so, als ob kein Leben mehr in ihren Augen funkeln würde. Sie schüttelte den Kopf. Ihre Einbildungskraft spielte ihr nur einen Streich. Dennoch … »Was ist los, Mutter?«
    Samantha atmete tief aus. »Kind, es gibt Dinge im Leben, die sucht man sich nicht aus. Wenn ich eines Tages von dir gehe, dann darfst du nicht enttäuscht sein, ja? Im Geiste werde ich stets bei dir sein, das verspreche ich dir!«
    Mina schaute zu der älteren Frau auf. Sie hatte einen friedvollen und mütterlichen Gesichtsausdruck. Den Ausdruck hatte sie schon oft bei Janices Mutter gesehen und Janice darum beneidet. Das war es, wovon sie ein Leben lang geträumt hatte: selbst eine Mutter zu haben, die sie mit diesem besonderen Blick anschaute.
    Sie schüttelte unwillig den Kopf. »Wie meinst du das? Es gibt noch so vieles, was ich dich fragen und dir erzählen möchte. Wir haben uns gerade erst kennengelernt, und ich möchte noch viel mehr von dir erfahren. Wir haben neunzehn Jahre nachzuholen, Mutter, das braucht seine Zeit. Wir sind erst am Anfang unseres Kennenlernens, und ich bin glücklich darüber, dass ich endlich weiß, woher ich komme.« Sie holte mit ihren Armen weit aus. »Ich akzeptiere es! Ich glaube dir, dass ich hier geboren wurde, und nun will ich alles lernen, was es über Dra'Ira zu lernen gibt.«
    Samantha wirkte plötzlich unendlich traurig. »Ja, ich weiß! Doch wir haben keine Zeit, uns besser kennenzulernen. Aber du hast Freunde an deine Seite, die dir alles über mich erzählen können. Sie werden dich alles lehren, was eine junge, unerfahrene Regentin wissen muss, um zu einer starken, unbezwingbaren Drachentochter heranzuwachsen. Vertraue deinem Herzen, Kind. Die Freunde, die du hier schon getroffen hast, werde dir zur Seite stehen, komme, was wolle.«
    Mina wurde es kalt. »Was willst du mir sagen?«
    Samantha blickte voller Mitleid auf ihre Tochter. Der Wind trug einige weiße Haarsträhnen an Minas Gesicht vorbei und ließ sie tanzen. Wirkte Samanthas Gesicht nicht irgendwie ein wenig durchscheinend?
    »Mina, du hattest keinen bösen Traum. Es ist alles wahr. Jemand hat mich ermordet, und deshalb muss ich dich schon wieder alleine lassen. Wir hatten kaum Zeit füreinander, aber ich sehe es als göttliche Fügung, dass wir uns überhaupt treffen durften. Nimm das Wenige, was ich dir geben konnte, und halte es in Ehren. Ich wünschte, es wäre anders gekommen.«
    »Ermordet?«, fragte Mina ungläubig. »Nein«, rief sie laut aus. »Nein, nein, nein! Wir stehen hier gemeinsam und reden! Du kannst nicht tot sein!«
    Immer wieder schüttelte sie energisch den Kopf, doch ihre Mutter hielt sie nur fester in den Armen. »Vergib mir, dass ich dich einst fortgeschickt habe. Ich bin mir sicher, dass du all meine Erwartungen erfüllen wirst. In Gedanken werde ich stets bei dir sein.«
    Mina spürte, wie ihr Herz unkontrolliert zu rasen begann. »Das meinst du nicht ernst.«
    »Mina, mein Lebensfunke ist bereits erloschen, und mein Geist muss nun auch gehen. Er wird in die ewigen Gezeiten der Drachenherzen eingehen, wo auch die Seelen meiner Vorfahren bereits hingegangen sind. Der Ort ist nur den Drachen und deren Kindern vorbehalten, und eines Tages werden wir uns dort wieder vereinen. Wir, die Drachentöchter, haben stets daran geglaubt, dass Lian uns dort alle erwarten wird und wir uns endlich geborgen fühlen können. Mein kleiner Besuch in deiner Traumwelt war die einzige Chance für mich, um Auf Wiedersehen zu sagen.«
    Mina wollte widersprechen, wollte sich aus den Armen ihrer Mutter winden, doch es gelang hier nicht. Sie weinte stattdessen. Hier, auf dem steinernen Balkon, weit über den Dächern der Stadt, war die Welt so schön und friedvoll, doch sie spürte inzwischen, dass es eine Illusion war, sein musste.
    »Mina«, sagte ihre Mutter eindringlicher, »was ich dir sage, ist wichtig:

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