Erbe des Drachenblutes (German Edition)
Zados ist wieder da. Sie halten ihn für meinen Mörder. Vertraue auf dein Herz und bilde dir deine eigene Meinung.«
»Das ist doch Wahnsinn.« Mina schniefte laut.
»Wenn seine Unschuld nicht bewiesen wird, Mina, wird er innerhalb einer Woche grausam hingerichtet. Hilf ihm!«
»Wie? Wie kann ich ihm helfen? Und wer hat dir das angetan?«
Samantha schüttelte den Kopf. »Zumindest nicht Zados. Er würde niemals eine Waffe gegen unsere Blutlinie erheben.« Samantha versuchte sich sichtlich zu konzentrieren, aber ihr Körper wurde zunehmend durchsichtiger. »Ich habe den Täter kaum erkennen können. Etwas geschah vor meinem Schlafgemach. Meine Wächter wurden überfallen. Ich … jemand drang ein und kämpfte mit den vier Wachen. Es ging alles so schnell. Noch bevor ich verstand, was geschah, lagen alle tot auf dem Boden und eine Gestalt schnellte mit einer silbernen Klinge in meine Richtung.«
Minas Herz zog sich zusammen. »Du kannst mich doch nicht alleine lassen!«
Samantha ließ sich von Mina nicht ablenken. »Ich glaube, ich erinnere mich an etwas. Das Letzte, was ich erblickte, waren warme, braune Augen. Ich kenne diese Augen …« Sie neigte den Kopf, wirkte verwirrt. »Melanie?«
»Deine Hofdame?« Schwindel überkam Mina. All das konnte nicht real sein. »Du bist von einer deiner engsten Vertrauten verraten worden? Aber warum?«
»Ich kann es dir nicht sagen. Es ging alles so schnell. Niemals hätte ich einem Menschen eine solche Geschwindigkeit und Geschicklichkeit zugetraut. Wie kann Melanie zu so etwas fähig sein? Wenn sie es wirklich war, muss sie magisch beeinflusst worden sein.«
»Und du bist dir sicher?«, fragte Mina stockend.
Samantha zögerte, schüttelte dann aber den Kopf. »Das Allerletzte, woran ich mich erinnere, ist ein schrecklicher Schmerz in meiner Brust. Dann hörte ich eine weibliche Stimme, die mir ins Ohr flüsterte. Sie sagte: `Im Namen des dunklen Kontinents wirst du jetzt sterben´.« Sie seufzte schwer.
»Aber wieso? Du hast mir erzählt, dass niemand vom dunklen Kontinent fliehen kann. Wie kann sie dann von dort kommen oder in dessen Namen handeln? Ich verstehe das nicht!«
Sie erhielt keine Antwort. Samantha stellte nicht mehr als ein Trugbild im Sonnenlicht dar. Langsam wurde Mina klar, dass etwas ihre Mutter fortzog. Sie konnte nicht länger bei ihr verweilen. Die Sonne küsste den Horizont. Sie schenkte dem Himmel eine rotbraune Färbung, glitt ins Purpurne und blitzte letztmalig auf, bevor sie vollends verschwand. Samantha beobachte den Vorgang mit Besorgnis, dann ließ sie ihre Tochter vollends los.
Mina verstand. »Nein, bitte. Lass mich hier nicht zurück! Woher soll ich wissen, was ich tun soll? Was ist, wenn man mich zur Regentin machen will? Ich kann das nicht! Ich weiß doch nichts über diese Welt!«
»Rette Zados und hüte dich vor Xsanthani«, hauchte Samantha. Leise Worte folgten wie ein Blätterrauschen. »So lange noch eine aus unserer Blutlinie lebt, gibt es Hoffnung!«
Samanthas Körper begann sich vollends aufzulösen. Als ihre Umrisse verschwunden waren, vernahm Mina zum allerletzten Mal ihre Stimme: »Dra'Ira ist im Wandel und droht in die Finsternis zu fallen. Vielleicht kannst du uns ins Licht führen, weil du nicht hier groß geworden bist. Einige werden dir dein altes Leben als Schwäche vorhalten, doch es wird deine Stärke sein!«
Mina fühlte sich, als drücke ihr jemand die Kehle zu. Trauer drohte sie zu übermannen, da verschwammen der Sonnenuntergang und der steinerne Balkon im Nirgendwo. Das nächste, was sie erblickte, waren die großen, dunkelgrünen Augen eines Waldkobolds, der sich besorgt über sie beugte.
»Den Götter sei Dank! Du bist endlich wach!«, rief Nexus aus.
Hinter ihm erkannte Mina einige Personen, die sie kaum ausmachen konnte. Ihr Kopf dröhnte laut. »Nexus, was tust du hier?« Der Waldkobold blickte zu den anderen, die aufgeregt miteinander tuschelten, dann schaute er Mina ernst an. »Etwas Schreckliches ist geschehen, wirklich ... «
v v v v v
»Nein!«, rief Herdanik laut aus und schlug mit der Faust auf den großen, runden Besprechungstisch.
Salvatorus schüttelte nur den Kopf. »Ich bitte Euch. Wir sind nicht hier, um uns gegenseitig anzubrüllen. Und wenn Mina sagt, dass sie eine Vision unserer Regentin hatte, dann glaube ich ihr!«
Mina schaute den älteren Mann dankbar an. Nachdem Nexus ihr in der Nacht die Wahrheit offenbart hatte, war sie ohnmächtig zusammengebrochen. Den Tag darauf hatte
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