Erbe des Drachenblutes (German Edition)
Abwesenheit niemanden außer dir kontaktiert. Und dich habe ich als Freund auf dem Laufenden gehalten, nicht, weil ich dazu verpflichtet war.
Damals zog es mich direkt nach Tempelburg, um mein Wissen über die Bewohner die Stadt und über die Regierung zu erweitern. Ich offenbarte mich meinem leiblichen Vater, der mich schuldbewusst aufnahm. Aber am meisten hat mich die Greifengarde beeindruckt. Sie war ganz anders, als ich erwartet hatte.«
Der Drache blickte verträumt zur Höhlendecke. »Greife! Wunderbar! Ich habe sie schon so lange nicht mehr zwischen meinen Zähnen schmecken dürfen. Ihr Aroma ist einzigartig.«
Nirvan winkte ab. »Ihr Geschmack hat mich noch nie interessiert, alter Freund. Es war eher ihre Art. Hier erzählt man sich schreckliche Geschichten über die persönlichen Wächter der Drachentochter. Sie seien hart, ungerecht und grausamer als die Soldaten von Cor Keto. Sie würden erst töten und dann Fragen stellen – aber das stimmt nicht. Die Greifengarde ist beliebt bei dem Volk. Die Reiter wirken stets souverän, kontrolliert und sorgen für Gerechtigkeit. Gibt es Streit unter der Bevölkerung, sind sie die Ersten, die eingreifen und den Streit fair schlichten.«
»Höre ich da Neid aus deiner Stimme?«
Verbissen verzog er den Mund. »Mich hat nur ihr Vorgehen beeindruckt, mehr nicht! Ich musste in Tempelburg lernen, dass ich mit Lügen großgeworden war. All das, war ich vorher über die Greifenreiter gehört habe, spiegelt in Wahrheit nur die Taten der Soldaten des Monarchen wider.«
Zustimmend brummte der Drache. »Der Monarch, er ist nicht das, was er zu sein scheint, Nirvan.«
Nirvan runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«
»Cor Keto, so sagt man, sei der letzte Nachfahre des einstigen Drachenfürsten Terranus«, erwiderte der Drache langsam. »Aber kann man das wirklich glauben? Schließlich ist er für jedermann erkennbar ein Leviathan und somit ein Wesen des Wassers, kein Wesen der Lüfte und des Feuers. Dennoch beherrscht er das Feuer.«
Nirvan wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Es stimmte, Cor Keto war der einzige Leviathan, von dem er jemals gehört hatte. »Er führt ein hartes Regime, und jeder Widerstand wird im Keim erstickt«, antwortete er stattdessen.
»Ein hartes Regime? Pah! Sein Handeln ist so abstoßend, dass sich selbst alle meine Artgenossen, in so geringer Zahl es uns auch nur noch geben mag, schon vor Jahrhunderten von ihm abgewandt haben.«
»Drachen sind ein seltener Anblick geworden. Euer Widerwille ist Cor Keto gleich«, konterte Nirvan. Er wollte den alten Drachen nicht beleidigen, aber verheimlichen wollte er seine Ansicht auch nicht.
Sommu Seth musterte ihn. Er glich nun einer Schlange, die jeden Moment zuschnappen konnte. Nach einigen Herzschlägen streckte er sich jedoch, hob seinen Kopf und seufzte, als ob er die Zeit selbst auf den Schultern zu tragen hatte. »Ja, es ist wohl wahr! Einst waren wir mächtige Wesen, die den Lebensodem eines Vulkans in sich trugen, aber was sind wir heute? Meine Artgenossen leben in den unbewohnten Randgebieten und meiden den Kontakt zu anderen. Abgesehen davon weiß ich nicht, wann uns zuletzt von einem Jungtier berichtet wurde. Selbst die Bewohner Domustas halten uns inzwischen nur noch für verblassende Märchengestalten.«
Nirvan fühlte sich beengt. Sommu Seth war einer der wenigen Drachen, der sich gerne an die vergangenen Taten seiner Rasse erinnerte, aber auch unter dem Verlust der alten Stärke litt.
»Wer legt schon Wert auf die Meinung der Bewohner von Domusta?«, warf Nirvan ein. »Domusta ist ein düsterer Moloch von gefallenen Seelen. Sicher sind nicht alle Bewohner schlecht, die meisten haben nur nie etwas anderes kennengelernt, und so benehmen sie sich oft wie ausgehungerte Tiere.«
»So wie du, als du mir das erste Mal über den Weg gelaufen bist«, brummte der Drache.
Nirvan grinste. »Ja, du hast recht. Ich sollte ehrlicher zu mir selbst sein, so wie ich mir auch eingestehen sollte, dass es fast volle vier Jahre gedauert hat, bis ich verstand, dass ich in Tempelburg glücklich war.«
»Ja, glücklich. Und das Menschenmädchen scheint daran nicht unschuldig gewesen zu sein.«
` Mina´, dachte er verdrossen. Er verstand es selbst nicht, wusste nicht, wann es geschehen war, aber inzwischen hatte er begriffen, dass er sich in sie verliebt hatte. Liebe, das war etwas, was einen Mann schwach machte. Sie war nicht gut für den Geist – dennoch, er liebte Mina. Jeden Tag hörte er ihre
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