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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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»Nun, ich würde eher sagen, dass sie gelegentliche Rufe ausstoßen, die schnell und hart klingen.«
    »Sie singen nicht mehr«, folgerte Lian traurig aus seiner Aussage. Sie konzentrierte sich auf Mina. »Trotz deines Blutes bin ich verunsichert über die Veränderungen der Zeit. Ich sehe, welch schrecklichen Ereignisse in den letzten Wochen deines Lebens geschehen sind, aber das volle Verständnis hierfür ist mir entrückt. Das, was in den letzten Jahrhunderten hier auf Dra'Ira geschehen ist, konntest du mir nicht mit deinem Blut übermitteln. Es gab eine Zeit, da war ich sicher, dass der Frieden gewahrt werde und die jungen Völker mich nicht mehr bräuchten. Ich schenkte ihnen statt meiner Anwesenheit die erste Drachentochter, die – so sehe ich es zumindest in deinem noch begrenzten Wissen – gute Arbeit geleistet hat. Jetzt aber geschehen geheimnisvolle Dinge, die nicht sein dürfen. Aber um abschätzen zu können, was das zu bedeuten hat, muss ich mehr von den Entwicklungen der letzten Jahrhunderte erfahren.«
    Mina rieb sich ihre Schnittwunde in der linken Hand. Sie hatte aufgehört zu bluten und begann bereits zu heilen. Sie selbst bemerkte die Bewegung gar nicht, aber Lian sah sie und verzog das Maul so weit, dass man es als ein Lächeln deuten konnte.
    Mina folgte verwundert ihrem Blick. »Meine Hand«, sagte sie. »Der Schnitt heilt schon wieder, wie kann das sein?«
    »Im Moment bist du zwar noch mehr Mensch als Drachentochter, aber es wird die Zeit kommen, da wirst du alles verstehen. Das Drachenblut in deinen Adern ist magisch, und eine beschleunigte Wundheilung ist nur einer der Vorteile hieraus.«
    Das war ein Thema, worauf Mina wirklich brannte: »Immer reden alle von meinem Drachenblut und davon, dass es noch nicht erwacht sei. Ich weiß nicht, was `das Erwachen´ wirklich bedeutet. Abgesehen davon fragt mich niemand, ob ich das überhaupt will! Ich habe meine leibliche Mutter nur kurz kennenlernen dürfen, aber der Gedanke, dass ich eines Tages mit schlohweißen Haaren und einer Haut wie die eines Albinos herumlaufen soll, gefällt mir überhaupt nicht!«
    Herdanik war fassungslos. »Vergebt Ihr, meine Hoheit! Sie weiß nicht, was sie da redet«, sagte er in demütigem Ton. »Die zukünftige Regentin konnte unsere Grundsätze und Wertevorstellungen in der fremden Welt nicht erlernen. Sie ahnt nicht, welche Ehre es ist, das grenzenlose Wissen der Drachen in sich tragen zu dürfen.«
    Lian schaute den Heerführer an. »Umso besser weiß ich, welche Verantwortung damit einhergeht. Verantwortung für so viele Leben, dass man kaum noch an sich selbst denkt. Was für ein hartes Schicksal für ein so junges Kind.« Sie wandte sich wieder an Mina. »Es gibt so vieles, was du noch nicht weißt. Mit der Zeit wirst du es aber verstehen. Das Erwachen wird von alleine kommen, wenn der richtige Zeitpunkt da ist. Du hast mich gefunden, das ist das Einzige, was im Moment zählt.« Sie senkte ihr Haupt. »Ich bin noch sehr schwach und brauche noch viel Ruhe. Meine magische Kraft reicht derzeit nicht einmal, um ein Feuer zu entfachen. Meine Energie wurde bis fast an ihre Grenzen verbraucht, um mich am Leben zu halten. Aber mit der Zeit werde ich wieder zur alten Blüte heranreifen, und gemeinsam werden wir uns den Schwierigkeiten stellen!«Erleichtert seufzte Mina auf. »Ich danke dir! Mehr kann und werde ich auch nicht erwarten.«

    v v v v v
    Der Tag verflog wie im Winde. Lian brauchte viel Ruhe und schlief immer wieder ein. Zwischendurch hatte Lian Salvatorus gebeten, Mina alles über die früheren Drachentöchter zu berichten. Sie hatte erkannt, wie mangelhaft Minas Wissen darin war. Die eigene Vergangenheit zu kennen, so hatte Lian es ihnen erklärt, war ein wichtigster Baustein einer guten Regentschaft. So lauschte Mina den Erzählungen von Salvatorus voller Interesse, verfolgte jeden einzelnen Namen der vergangenen Drachentöchter, deren Taten und die Geburten ihrer Kinder und Kindeskinder. Angefangen über die erste Drachentochter Lynn Mai, bis hin zu Calinda, ihrer Ur-Großmutter, Kameke Re, ihrer Großmutter, und endend mit Samantha. Lian ruhte in ihrer Nähe und verfolgte schweigend dem Geschichtsunterricht. Mina verspürte einen neu erwachten Wissensdurst, den sie vorher nicht gekannt hatte. Dennoch fiel es ihr schwer, Lian nicht mit Fragen zu überschütten. So vergingen Stunden, bis am Abend einige der Greifenreiter, die zu einer Patrouille zum Fuße des Berges ausgeschickt worden waren, mit

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