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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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frischem Wild zurückkehrten. Ein Rehbock, ein mittelgroßes Wildschein und ein Fasan baumelten leblos auf den Rücken dreier Greife. Die Reiter hofften, dass das ausreichte, Lian und ihren Besuchern ein Abendmahl zu bescheren.
    Der vierte Greif trug nur ein Bündel Zweige. Zados trat zu ihm hin. Er hatte sich die noch grünen saftigen Zweige von den tiefer wachsenden Bäumen mitbringen lassen. Diese zerschnitt er in handgroße Stücke und drapierte sie um einen kleinen Schneehaufen herum, den er vorher zu einer Pyramide zusammengeschoben hatte. Fasziniert beobachtete Mina, wie er aus seinem Rucksack unterschiedliche Lederbeutelchen herausholte und wenige Fingerspitzen von den verschiedenfarbigen Pulvern über dem Gebilde verstreute. Dann murmelte er ein Wort, worauf hin die Zweige hellgrün entflammten und ein behagliches Lagerfeuer entstand. Zados erklärte, dass es sich um ein magisches Feuer handelte, das seine Kraft nicht aus dem Holz, sondern aus der Feuchtigkeit des Schnees zog. Das Holz wäre nicht einmal notwendig, unterstütze allerdings das Erscheinungsbild des Feuers und schenkte ihm auch die entsprechende Farbe. Je jünger das Holz war, desto grüner und heller war die Flamme. Bei sehr altem Holz spendete die Flamme oftmals kein Licht mehr, sondern nur noch Hitze, was sehr hilfreich bei Reisen über weite Ebenen und Steppen war, da man dort trotz eines Lagerfeuers nicht aus weiter Entfernung ausgemacht werden konnte. Hier nährte sich die Flamme von der Erde selbst, die dann wiederrum mit einer Schicht Steine unterlegt werden muss, damit die Flamme irgendwann ihr Ende fand. Hier in der Höhle nutzte Zados das Eis unter dem Schnee. Das Feuer würde von alleine ausgehen, wenn die Energie des Schnees aufgebraucht war und die Flamme auf das Eis stieß. Die unterschiedliche Konsistenz reichte aus, um der Flamme zu verstehen zu geben, dass sie beim Erreichen des Eises auszugehen hatte. Zados erklärte weiter, dass es nicht auf die Quelle der Energie ankomme, sondern nur auf die Möglichkeiten der Nutzung, wenn man wusste, wie man vorzugehen hatte. Ein Elbenmagier hatte die Pulversorten extra für Zados zusammengestellt, und nur wenig davon konnte ausreichen, um eine Woche lang ein knisterndes Lagerfeuer zu erschaffen. Löschen konnte man es allerdings nur mit Schwierigkeiten, wie er sagte, deswegen war es das Beste zu warten, bis es sich selbst verzehrt hatte. Mina sah das Feuer und spürte die Hitze, konnte aber nur den Kopf über Zados` Ausführungen schütteln.
    Dank des Feuers war das Abendessen schnell hergerichtet, und auch Lian schien begeistert über das erste saftige Fleisch auf ihrer Zunge nach all den Jahrhunderten. Nach dem Abendessen sammelten sich alle um das kleine Lagerfeuer, dessen grünlicher Lichtschimmer jedem Gesicht eine kränkliche Färbung verlieh. Das trübte aber die lebhafte Stimmung, die seit Lians Erwachen entstanden war, nicht. Die Reiter lachten, und Nexus stimmte unterschiedliche Lieder an, die mal mehr, mal weniger gut ankamen.
    Lian schwieg nach dem Essen, betrachtete das Treiben um sie herum aber aufmerksam. Zu späteren Stunde streckte sie unvermittelt Beine und Flügel, soweit es möglich war, ohne jemanden umzustoßen, und ging dann in einen Teil der Höhle, der außerhalb von Minas Blickfeld lag. Mina zögerte nur kurz, dann huschte sie ihr nach. Zados schüttelte den Kopf, blieb aber sitzen. Lian ging langsam, aber selbst ihr kleinster Schritt reichte, dass Mina größte Mühe hatte mitzukommen. Sie beeilte sich und sah, dass Lian hinter einer Biegung verschwand, die ihr bis dato noch gar nicht aufgefallen war. Als Mina um die Ecke rannte, lief sie gegen Lians Schwanz. Die Drachin war stehengeblieben. Mina stolperte, torkelte und griff nach einer Schwanzzacke, um ihr Gleichgewicht zu halten. Lian kicherte, wenn man das Geräusch aus ihrer Kehle so deuten konnte.
    »Das ist nicht lustig, Lian«, brummte Mina.
    »Für mich schon«, antwortete die Drachin. Deutlich bedächtiger schritt Mina zu Lians Vorderseite. Sie waren von unzähligen baumstammgroßen Eisstalagmiten umgeben, dennoch war der Abstand zwischen ihnen groß genug, um Lians massigen Körper hindurchgleiten zu lassen. Ihre eisigen Gegenstücke hingen bedrohlich über ihren Köpfen, als wollten sie jedem stillen Beobachter verdeutlichen, dass er jeden Moment erschlagen werden konnte.
    »Warum hast du dich so weit von unserem Lagerplatz entfernt?«, fragte Mina.
    Die Drachin legte den Kopf schief. »Weil ich mich

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