Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
Vom Netzwerk:
langsam wieder an die letzte Zeit vor meinem Tiefschlaf erinnere. Als ich damals herkam, um meinen inneren Frieden zu finden, habe ich drei Jahre lang hier gelebt, bis ich mich dazu entschied, einen Schlaf zu schlafen, den es so noch niemals zuvor gegeben hatte.«
    »Drei Jahre«, wiederholte Mina. »Drachen haben ein ganz anderes Zeitgefühl als wir Menschen, nicht wahr? Eigentlich hätte ich gedacht, dass drei Jahre für dich eine Kleinigkeit seien, aber die drei Jahre in Einsamkeit scheinen dich mehr zu bewegen als die Jahrtausende, die du einfach verschlafen hast.«
    »Natürlich! Ich glaube nicht, dass ein gesunder Verstand Jahrhunderte über Jahrhunderte des Nichtstuns unbeschadet überstehen kann. Deshalb hatte ich auch meinen Geist soweit in einen todesähnlichen Zustand geführt, dass ich nichts dachte, nichts träumte und nichts spürte in meinem Schlaf. So sind es nun mal diese drei Jahre, an dich ich mich zuletzt erinnere.« Sie brummte zufrieden, als stimme sie sich selbst zu, dass sie damals die richtige Entscheidung getroffen hatte.
    »Kann sich jeder Drache in einen Tiefschlaf legen und somit die Zeit überdauern?«, fragte Mina.
    Lian dachte darüber nach, dann machte sie eine Bewegung, die an ein Schulterzucken erinnerte. »Ich weiß es nicht, ich hatte einfach zu wenig Kontakt mit anderen Drachen, aber ich glaube nicht. Ich weiß aber, dass ich Magie einsetzen musste, um zu vergessen und mein Herz zum Stillstand zu bringen. Es war ein wenig so, als ob man stirbt … glaube ich. Und eigentlich wusste ich ja auch nicht, ob ich noch einmal erwachen würde.« Sie blickte zur Höhlendecke, und ihr Blick verweilte dort. Nach einigen Momenten legte auch Mina den Kopf in den Nacken, um zu sehen, was Lian so fesselte.
    »Oh … das ist fantastisch!«, sagte sie erstaunt. Gute fünfzehn Meter über ihr gab es eine kreisrunde Aussparung im Fels, durch die ein sternenklarer Nachthimmel sichtbar war. Die Öffnung war groß genug, um einem Drachen Einlass zu gewähren.
    »Was ist das?«
    »Ich sagte ja, ich hatte damals diese Höhle als meine Behausung auserkoren. Doch das, was mir am meisten fehlte, waren die Sterne. So schuf ich das Sichtfenster.«
    Lian legte sich hin, ein Vorderbein schlug sie behaglich über das andere. »Ich habe in deinem Blut all die Probleme, die dich belasten, gesehen, Kind. So habe ich auch von dem lautlosen Tod erfahren.«
    Mina wunderte sich über den Themenwechsel, nickte aber.
    »Wenn ich es richtig verstanden habe, wisst ihr nicht, wer dahintersteckt und wie der Täter vorgeht.«
    Mina nickte erneut.
    »Nun, vielleicht kann ich dir zu dem Problem schon eine Erklärung geben. Ist dir aufgefallen, dass sich hier direkt unter dem Sternen-Sichtfenster keine Schneemassen über die Jahrhunderte angehäuft haben?«
    Jetzt fiel es ihr auf. Der Boden sah unterhalb der Öffnung nicht anders aus als sonst irgendwo in der Eishöhle. »Wie geht das?«
    »Derjenige, der den lautlosen Tod beherrscht, ist nicht der Erste, der die Macht der Götter zu nutzen versteht. Es gibt dort oben über dem Loch eine magische Kuppel, die ich entworfen und erschaffen habe. Sie schützt die Höhle vor Schneefall und Steinen, lässt aber den Wind, das Sonnenlicht oder auch Lebewesen ungehindert rein oder raus. Auch habe ich sie so verändert, dass Schnee oder Staub nicht auf ihr liegen bleiben und niemand sie beschädigen kann. So sieht es stets so aus, als sei die Öffnung gerade erst entstanden, unberührt von der Natur und der Zeit.«
    »Was?« Mina konnte es kaum fassen. »Schnee kann nicht herein, aber ein Vogel könnte es? Wie soll das funktionieren?«
    »Wenn es in diesen Höhenlagen Vögel gäbe, könnten sie ungehindert rein und raus, ja. Eine sehr alte Magieform steckt dahinter. Eine, die heute in Vergessenheit geraten ist oder möglicherweise auch nie von den Göttern an Dra'Iras Kinder weitergegeben wurde. Es waren die Jahre der Meditation und der Einsamkeit, die mir das Verständnis hierzu brachten und durch die ich das kleine Wunder erschuf. Im Grunde habe ich meiner magischen Kuppel ein eigenständiges Denken gegeben, damit sie selbst entscheiden kann, ob etwas ihrem Entstehungsgrund schaden könnte oder nicht. Es darf nichts rein, was die Öffnung verschütten oder der Höhle schaden könnte. Ein Lebewesen, gleich welcher Art, ist kein Hindernis und kann somit ungehindert eindringen. Ich vermute, dass es die alten Götter einst ähnlich gemacht haben. Man muss die Kuppeln als eine Existenzform

Weitere Kostenlose Bücher