Erbe des Drachenblutes (German Edition)
reduziert, breitete sie mit einem Ruck beide Flügel voll aus. Sie donnerten gegen die Höhlenwände und ließen weite Bereiche einstürzen.
Menschen brüllten, versuchten sich in Sicherheit zu bringen, da hob Mina ihren Kopf, schwer nach Luft ringend. Der Schmerz, der in ihrem Oberarm entbrannt war, hatte ihr kurz das Bewusstsein geraubt, doch langsam war sie wieder Herr ihrer Sinne. Die Angreifer kümmerten sich kaum noch um Lian oder Mina, sie konzentrierten sich nun auf die Greifenreiter. Mina versuchte zu verstehen, was passiert war. Sie sah, dass Eis und Felsbrocken niederfielen, und sie spürte, dass Lian schwer verletzt war und immer mehr in Panik verfiel. Sie wollte die Drachin beruhigen, doch wie? Sie war so klein, und Lian schien immer mehr die Orientierung zu verlieren.
»Lian!« Verzweifelt versuchte sie, ihre Vorfahrin zu erreichen, aber Lian war nur noch von ihren Instinkten geleitet. Sie wurde angegriffen, sie musste sich wehren! Sie musste ihre Feinde zertreten, wie Würmer.
Ignis betrachtete das Treiben noch kurz, dann glitt sie an die Stelle, an der sie mit den Kriegern heruntergekommen war. Vorsichtig faltete sie das blutbeschmierte Tuch zusammen und verbarg es unter ihre Kleidung. Ein kurzer Befehl nach oben, und das Seilende baumelte vor ihrem Gesicht. Keiner blickte in ihre Richtung. Alle waren damit beschäftigt, sich gegenseitig die Schädel einzuschlagen oder Lian auszuweichen, die mit letzter Kraft versuchte, sich dem Unausweichlichen entgegenzustellen. Ignis war fasziniert von dem Chaos um sie herum, fühlte sich aber auch befriedigt. Sie hatte ihre Mission erfüllt. Eilig und mit Hilfe der oben zurückgelassenen Männer angelte sie sich ungesehen nach oben, zum Rand der Öffnung.
»Lian!«, versuchte es Mina erneut, aber ohne Erfolg. Die Drachin schien sie nicht zu hören oder sie nicht zu erkennen. Der Blutschwall aus ihren Nüstern brach nicht ab. Inzwischen drang das Blut auch aus ihren Ohren und ihrem Maul. Von aufkommendem Wahnsinn getrieben, trat und schlug sie unkontrolliert um sich. Mina schien sie vergessen zu haben.
Nirvan löste sich aus seinem Schwertkampf mit einem Greifenreiter und sorgte dafür, dass ein anderer Krieger des dunklen Kontinents unfreiwillig seine Position übernahm. Dieser wusste nicht, wie ihm geschah, als plötzlich zwei Greifenreiter aus unterschiedlichen Richtungen auf ihn einstürmten und ihn niedermetzelten. Nirvan erkannte die Gefahr für Mina. Er sah, dass Lians Vorderbein gerade dicht neben ihr auf den Boden gedonnert war und wie Mina erschrocken nach oben blickte. Verzweifelt umklammerte Mina ihren verletzten Oberarm, aus dem noch der Pfeil ragte.
Nirvan wusste, dass jeder manchmal im Leben Entscheidungen treffen muss, die alles verändern können – Entscheidungen des Herzens. Trotz des Risikos, sein eigenes Leben zu verlieren, wollte er zu Mina. Denn in ihr sah er eine Regentin, die es auf Dra'Ira so noch nicht gegeben hatte. In ihr sah er Hoffnung und Liebe für alle Völker, gleich welcher Herkunft. Und so tat er das, wofür er hierhergekommen war: Er musste Mina retten!
Er rannte direkt unter den tobenden Drachen, hin zu Mina. Zwei Kämpfer des dunklen Kontinents gerieten ihm dabei in den Weg. Ein faustgroßer Strahl aus magischem Feuer brach aus seiner Handfläche in die Brustkörbe der Männer, die wortlos niederfielen. Spätestens jetzt war klar, dass Nirvan ihnen in den Rücken gefallen war. Ein weiterer Angreifer versuchte Nirvans Vorstoß mit einem Armbrustbolzen ein Ende zu bereiten, doch auch das blieb ohne Erfolg. Nirvan hatte inzwischen einen magischen Schutzschild um sich herum aufgebaut. Der Bolzen traf darauf, zerplatzte und rieselte als Staub zu Boden.
Mina drehte ihren Kopf in seine Richtung. Erkennen blitzte in ihren Augen auf, gemischt mit Freude, Unverständnis und Entsetzen. Nirvan sah beim Laufen schräg nach oben und erkannte, dass sich in Lians Maul eine Flamme bildete. Die Drachin würde gleich unkontrolliert und blind Feuer speien, da war sich der Magier sicher. Er drehte den Kopf leicht, Mina war nun inmitten der Gefahrenzone. Nirvan hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gebracht, da donnerte eine Feuerwalze durch die Höhle und ließ die Angreifer, die vor Lian standen, verglühen. Mit mehr Glück als Geschick wurde dabei kein Greifenreiter verletzt. Und auch Mina blieb von den Flammen unberührt, geschützt durch Nirvans Schutzfeld, das er auf sie ausgeweitet hatte. Er hatte sie fest in den Arm geschlossen,
Weitere Kostenlose Bücher