Erbe des Drachenblutes (German Edition)
und sie hatte sich nicht gewehrt. Schweiß rann seine Stirn hinab. Schwer atmend schaute er sie an, dann löste er seine Umarmung.
»Wie kommst du hierher?«, fragte sie krächzend.
Nirvan winkte ab. »Nicht wichtig! Wir müssen hier fort! Lian weiß nicht mehr, was sie tut!«
Sprachlos starrte Mina ihn an. »Steckst du mit diesen Mördern unter einer Decke?«
Nirvan schluckte schwer. Statt einer Antwort ergriff er fest ihre Hand und zog sie eilig fort. Lian brüllte erneut auf. Von den feindlichen Angreifern lebte niemand mehr. Und auch die Greifenreiter mussten sich aufgrund der Wildheit Lians zurückziehen.
Nirvan versuchte zwischen dem wild schwingenden Schwanzende und den Hinterbeinen ein Durchkommen zu finden. Er schaffte es und sprang mit Mina in einer Felsspalte in Deckung. Gerade noch rechtzeitig, bevor der mächtige Drachenschwanz auf die Stelle donnerte, wo sie gerade noch gestanden hatten. Ein weiterer starker Blutstrom sprudelte aus Lians Maul hervor, stoßweise, als atme sie mit dem Blut auch ihr Leben aus.
»Lian … «, flüsterte Mina. Angst umklammerte ihr Herz. Sie durfte nicht schon wieder jemanden verlieren, der in ihrem Leben eine wichtige Rolle spielte und den sie gerade erst gefunden hatte. Nicht schon wieder!
Hinter ihr vernahm sie Rufe von Herdanik, Nexus und Zados. Sie mussten in der Nähe sein, aber sie drehte sich nicht um. Ihr traten Tränen in die Augen, sie konnte nichts tun.
Nirvan wusste nicht, welches Gift Ignis verwandt hatte, aber er sah deutlich seine Auswirkungen. Lian war verloren, da bestand kein Zweifel. Auch seine Magie war nicht fähig, den unheiligen Verfall aufzuhalten. Stattdessen nutzte er die Ablenkung und ergriff den Pfeil in Minas Oberarm.
»Es tut mir so unendlich leid«, sagte er leise, dann sprach er eine magische Formel, die Mina jeden Schmerz nahm, und zog den Pfeil aus dem Oberarm. Mina zuckte nicht, schaute auch nicht hin, sie hatte nur Augen für Lian, deren Bewegungen langsamer wurden. Ihre Beine knickten ein und ließen den schweren Körper in die trümmerübersäte Höhle fallen. Lian blutete, wimmerte … und starb zusehends.
»Wer war die Frau?«, fragte Mina stockend. Nirvan hatte gerade seine Hand auf die Wunde gelegt und mit einem lautlosen Zauber die Blutung gestoppt. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
»Ich … Ich hatte das Gefühl, dass ich sie kennen müsste. Aber ich habe sie noch niemals gesehen.«
Nirvan ballte seine Faust. »Mina, ich denke, es ist der falsche Zeitpunkt darüber zu reden.«
»Der falsche Zeitpunkt?« Sie klang, als stünde sie unter Schock und könne die Geschehnisse nicht wirklich begreifen.
»Glaube mir, es ist besser für dich, wenn wir das Thema ruhen lassen. Du weißt ja nicht, zu was sie fähig ist.«
»Fähig? Zu was sie fähig ist? Doch, ich sehe gerade, wozu sie fähig ist.« Jetzt schaute Mina ihn an. »Du hast mir all die Zeit nie die Wahrheit erzählt, oder? Du hast nur mit mir gespielt.«
Harte Hände packten Nirvan und rissen ihn von ihr fort. Ausdruckslos schaute sie zu. Herdanik zog ihn, ohne Unterbrechung laute Flüche brüllend, weiter zurück. Nexus drückte sein Schwert in Nirvans Rippen, und Zados eilte zu Mina und kniete vor ihr nieder.
»Wir müssen weiter weg«, sagte der Halbelb in einem sanften Ton und nickte in Lians Richtung. »Wir sind hier noch zu nah, es ist zu gefährlich.«
Mina schaute Zados nicht an, sondern hielt den Blick auf Nirvan gerichtet. In ihren Augen stand so viel geschrieben: Wut, Hass, Verachtung, Liebe, Hoffnung, Sehnsucht. All das war auf ihn gerichtet und schien doch durch ihn hindurch zu gehen.
»Komm, Mina, wir ziehen uns weiter zurück«, versuchte es Zados nochmals und nahm sie vorsichtig an den Händen. Mina folgte kraftlos, drehte sich aber nochmals um, um Lian sehen zu können. Inzwischen lag die Drachin auf dem Boden, zuckte unkontrolliert mit allen Gliedern. Aus ihrem Maul kamen nur blubbernde Laute, vom Blut erstickt. Gelegentlich schlug ihr Schwanz mit ganzer Kraft um sich und zertrümmerte alles, was sich ihm in den Weg stellte. So vergingen noch einige Minuten, bis Lian einen erschöpften Laut von sich gab und reglos liegen blieb.
Mina atmete schwer. Sie schnappte verzweifelt nach Luft. Nirvan wollte sich von Herdanik losreißen und zu ihr gelangen, doch Nexus´ Klinge bohrte sich ein Stück tiefer in seine Haut, was ihn dazu brachte, ruhig zu bleiben. Er wollte ihr etwas sagen, doch er wusste, dass es keine Worte gab, die ihn von seiner
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