Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
Vom Netzwerk:
Fischernetz gleich über alle umliegenden Lebensfunken legte. Kein Schrei, kein Ruf und keine Kampfgeräusche würden diesem Netz entkommen, das wusste er. Kurz darauf sackte er kraftlos auf den Boden. Als habe man ihm eine Ohrfeige gegeben und in die Realität zurückgeholt, schnappte er nach Luft. Es war getan, und Ignis wusste es. Zufrieden blickte sie in seine Richtung, jetzt war sie an der Reihe. Sie wusste, dass ihre Spuren entdeckt worden waren und sie unverzüglich handeln mussten.
    Lian hatte Mina etwas geantwortet, was Nirvan nicht mehr wahrnahm, da gab Ignis den Befehl zum Angriff. Wie eine Heuschreckenplage huschten die Krieger aus ihren Verstecken. Jeder von ihnen schwang eine Waffe. Schwerter, Speere und auch vereinzelte Armbrüste, die eilig angelegt und abgeschossen wurden, konnte Nirvan hören, als er sich – noch immer am Boden sitzend – hinter dem Eisstalagmit hervorzog, um einen Blick auf die Geschehnisse zu werfen. Er fühlte sich entrückt, wie in einem Traum. Der weiße Drache, bei dem es sich nur um Lian handeln konnte, brüllte auf. Die Kraft und die Lautstärke, die in dem Drachenruf lagen, zerrten an Nirvans magischem Netz und somit an seinen Kräften, was ihn stöhnend ein weiteres Stück zu Boden sinken ließ. Dennoch wusste er, dass sein Zauber hielt und kein Laut bis zu den Greifenreitern gelang, die nicht weit entfernt waren und dennoch nicht helfen konnten.
    Auch Ignis spürte, dass Nirvans Zauber nicht versagt hatte. Die Krieger drangen unermüdlich gegen den Drachen und Mina. Mina brüllte um Hilfe, ohne ahnen zu können, dass ihr Ruf sinnlos verhallte. Lian versuchte sich mit schnellen Klauenhieben und zuschnappenden Kiefern zu verteidigen. Sie wusste, dass Mina keine Kriegerin war und es ihr an Erfahrung mangelte, doch einen Drachen, auch wenn er seit Jahrhunderten geschlafen hatte, trieb man nicht so einfach in die Enge.
    Ignis hielt sich von dem Getümmel fern. Ohne einen Laut zu verursachen, schien sie mit dem Eis um sich herum zu verschmelzen. Nirvan sah das. Er rappelte sich mühsam auf. Ignis wiederum war mit dem bloßen Augen kaum auszumachen, offensichtlich setzte sie einen Zauber ein. Sie schlich die Eiswand entlang, um die Kampfgeschehnisse herum, und tänzelte von hinten zwischen Lians Vorderbeine. Lian hatte sie nicht bemerkt, denn sie war vollends mit den angreifenden Kriegern beschäftigt, die zwar stetig zwischen ihren Zähnen oder unter ihren Krallen endeten, aber dennoch unermüdlich einer Welle gleich gegen sie branden.
    Alles ging sehr schnell, und Nirvan wurde klar, dass er jetzt etwas unternehmen musste. Lians Bewegungen wirkten langsam, fast steif, und Mina konnte sich selbst nicht helfen, geschweige denn dem Drachen. Er mobilisierte seine letzten Kräfte und befahl seinen Muskeln, ihn zu tragen. Noch immer zerrte das magische Netz an ihm, aber er konnte es noch nicht fallen lassen. Ignis war Mina viel zu nahe, das Risiko zu groß, dass sie als Racheakt gerade Mina zuerst tötete. Er umfasste seinen Schwertgriff fester und stürmte nach vorne, hinein in das Chaos von Blut, Schreien, Klauen und Schwertern.
    Plötzlich standen sich Mina und Lian direkt gegenüber. Ignis war einfach vor Mina aufgetaucht, direkt unter Lians ungeschützter Brust. Mina wollte Lian warnen, doch Ignis donnerte ihr blitzschnell eine Faust gegen den Brustkorb, was ihr die Luft aus den Lungen trieb. Sie wurde nach hinten geschleudert. »Nein«, keuchte sie noch, dann versagte ihr vollends die Stimme.
    Lian brüllte erneut die fremden Krieger an. Sie schnappte nach einem, und ihr Kiefer schloss sich um dessen gesamten Oberkörper. Sie hob ihre Beute nach oben, schüttelte sie schnell nach links und rechts, dann ließ sie den reglosen Körper fallen. Fast gleichzeitig hatte sie mit ihrer rechten Pranke einen Schützen zu Boden gedrückt. Sie spürte, wie seine Knochen ohne Widerstand zusammengedrückt wurden.
    »Was bildet ihr euch ein?«, brüllte Lian voller Wut in die Höhle hinein. »Ich bin ein Drache! Ich bin möglicherweise die Letzte meiner Art, da lasse ich mich doch von euch Maden nicht beeindrucken! Ihr habt nicht die geringste Ahnung, mit wem ihr euch hier anlegt!«
    »Sie vielleicht nicht«, antwortete ihr jemand flüsternd, »aber ich weiß es dafür umso besser.«
    Die Stimme war sehr leise gewesen, für ein menschliches Gehör in dem Tumult nicht wahrnehmbar, doch Lian hatte sie gehört. Und sie hatte sofort gewusst, dass es nicht Minas Stimme gewesen war. Unvermittelt

Weitere Kostenlose Bücher