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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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Schuld entlasten konnten.
    Mina wand sich aus Zados´ Griff und stolperte zu Lian. »Es ist alles so schnell gegangen. Ich weiß nicht, wo die Angreifer plötzlich hergekommen sind. Und jetzt, jetzt ist alles verloren.« Sie fiel auf die Knie. Beide Hände drückte sie auf Lians Gesicht, aus dem jeder Glanz verschwunden war. Unter all dem Blut wirkten die Schuppen stumpf und matt. Es war, als sei ihr Körper aus grauem Gestein geschlagen und niemals von Leben erfüllt gewesen. Mina konnte es einfach nicht glauben. Bitterlich fing sie an zu weinen. Alles sollte umsonst gewesen sein. All ihre Bemühungen waren mit Lian gestorben.
    Zados versuchte, sich Mina zu nähern, doch sie schlug nach ihm und brüllte unverständliche Worte. Gerade als Salvatorus der Meinung war, dass man sie mit Gewalt von dem toten Drachen fortreißen müsse, geschah etwas, womit niemand gerechnet hatte: Minas Weinen vereinte sich mit einem fremdartigen Summen. Das Geräusch schien von Lian auszugehen. Die Greifenreiter zogen unvermittelt ihre Waffen, bereit, auf einen weiteren, unbekannten Feind zu treffen. Minas Wehklagen wurde schwächer, dafür bäumte sie sich auf, als habe ein Krampf ihren ganzen Körper befallen. Um sie herum erwachte ein Glühen, zuerst sanft und dann immer stärker.
    »Was ist das?« Salvatorus´ Worte waren an niemand Bestimmten gerichtet, dennoch war es Zados, der eine Antwort gab. »Ich spüre eine aufsteigende Kraft. Eine uralte erwachende Macht!«
    »Erwachend?«, fragte Salvatorus zuerst verständnislos, doch dann wurde es ihm klar. Grenzenlose Verwunderung stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Bei Gaia, das gibt es nicht … Der Schmerz muss es in ihr ausgelöst haben!« Mina schluchzte nur noch. Sie stand langsam auf. Der Lichtkreis um sie herum wurde intensiver, bis er so blendend war, dass alle sich abwenden mussten. Ihre Haare wogten, als würde sie schwerelos unter Wasser dahingleiten, dann breitete sie die Arme aus und legte den Kopf in den Nacken. Es schien, als wolle sie sich strecken, doch sie verlor den Boden unter den Füßen und glitt in die Luft, als habe ein Riese sie vorsichtig in die Hand genommen. Ihre Haare funkelten wie hunderte von Diamanten, und im nächsten Moment konnte jeder sehen, der es wagte, sie anzublicken, dass sie weiß geworden waren – von der Haarwurzel bis hin zur Spitze. Minas Haut erbleichte zusehends, und ihre Augen glühten auf. Salvatorus blieb der Mund offen stehen, dann fiel er auf die Knie. Einige der Greifenreiter folgten seinem Beispiel. Gut drei Meter über dem Boden schwebte Mina jetzt als voll erwachte Drachentochter.

    v v v v v
    Unruhig trappelten die Greifen hin und her. Nervös starrten sie den Menschen an, der zwischen ihnen am Boden saß und schwere Ketten an Händen und Füßen trug. Nirvan war von Nexus niedergeschlagen worden und hatte für kurze Zeit das Bewusstsein verloren. Das Erste, woran er sich danach wieder erinnern konnte, war Minas Anblick. Aber es war nicht die Mina gewesen, die er kannte. Zwar waren ihre Gesichtszüge dieselben, doch sie hatte einige Meter über dem Boden geschwebt, gebadet in einem blendenden Licht. Ihr Körper hatte in einem unsichtbaren Energiefeld gewogt, das an Intensität so stark zunahm, dass Nirvan die Augen schließlich hatte abwenden müssen. Als er wieder hingeblickt hatte, hatte er geglaubt, dass Samantha auferstanden sei. Die Frau, die langsam zu Boden gesunken und dort reglos liegen geblieben war, war vollkommen farblos gewesen, wie die regierende Drachentochter Samantha. Da hatte er verstanden …
    Alle waren zu ihr gerannt, außer Heerführer Herdanik Sann. Er hatte Nirvans Festnahme befohlen. Normalerweise hätte so ein Befehl bei Nirvan nur ein müdes Lächeln hervorgerufen – immerhin hätte er Herdaniks Männer besiegen können –, aber er hatte nicht gegen Minas Verbündete kämpfen wollen. Wozu auch? Er war hierhergekommen, um sie zu retten, dafür hatte er sich sogar gegen den dunklen Kontinent gestellt. Was nun aus ihm werden sollte, konnte nur eine entscheiden – die neue Regentin von Dra'Ira.
    Dass Herdanik ein Paar magischer Fesseln besaß, war Nirvan nicht klar gewesen. Solche Fesseln waren ausgesprochen selten und befähigten einen Normalsterblichen, einen Magier in Zaum zu halten. Keine Magie kam aus den Händen, die mit magischen Fesseln gebunden waren. Setzte man sie ein, passten sie sich perfekt ihrem Träger an. Nirvan blickte zu den metallenen Ketten und sah, wie sich ein Kettenglied

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