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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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verräterischen Tat von seiner Seite gerechnet, aber nachdem er das magische Netz über den Höhlenabschnitt gelegt hatte, hatte sie angefangen, ihm zu vertrauen. Dafür – so schwor sie sich selbst – würde er mit seinem Leben bezahlen. Doch das musste warten.
    Tötet sie! Tötet die Thronanwärterin!, rief Ignis mit voller Kraft in die Geister der Krieger. Jeder der Angreifer sah ein genaues Konterfei von Mina in seinem Geist, unfähig, sich Ignis‘ Wünschen zu entziehen. Mit noch größerem Elan stürmten sie gegen Lian und versuchten eine Lücke zu finden, um zu Mina zu gelangen. Gleichzeitig erklangen in der Ferne die Rufe der Greifenreiter. Sie näherten sich schnell.
    Da passierte es. Ein Bogenschütze nutzte eine Lücke zwischen Lians Schwanz und ihrem Körpern. Mina schrie auf, als ein Pfeil ihren Oberarm durchbohrte. Lians große hellblaue Augen weiteten sich, als habe sie einen Stromschlag bekommen. Lian brüllte, riss ihren Körper herum und senkte ihren Kopf so weit nach unten, dass sie einen guten Blick auf Mina bekam. Besorgt rief sie ihren Namen, drehte sich weiter um sich selbst und neigte ihren Hals nach unten. Das war der Augenblick, auf den Ignis so eisern gehofft und gewartet hatte. Blitzschnell umklammerte sie ihren Dolch noch fester und sprintete los. Die Veränderungen in ihr hatten sich nicht auf ihren Geist und ihren Charakter beschränkt, sondern ihr auch besondere körperliche Fähigkeiten gegeben, die ein Betrachter auf den ersten Blick nicht erkennen konnte. So konnte sie aus dem Stand heraus gute drei Meter in die Höhe springen. Doch wenn sie dazu noch Anlauf nahm – das hatte sie in Crudus Cor oft genug geübt – kam sie bis zu fünf Meter hoch. Und das war es, was sie tat. Es ging so schnell, dass kaum ein Anwesender begriff, was geschah. Lian sah die unnatürlich rasante Bewegung, knurrte und drehte sich in Ignis´ Richtung, doch es war zu spät. Ignis hatte in einem Sekundenbruchteil ein Tuch hervorgezogen, drückte es auf eine der blutenden Wunden Lians, dann sprang sie mit aller Kraft steil nach oben. Sie schien förmlich durch die Luft zu fliegen. Lian verstand, wohin ihre Angreiferin wollte, und versuchte ihren Kopf hoch zu reißen. Doch Ignis war schneller. Für einen Herzschlag befand sich Ignis´ Gesicht auf Höhe des Drachenkopf, dann hatte sie schon ausgeholt und Lian den schmalen Dolch ins rechte Auge gerammt. Lian brüllte markerschütternd. Die Wände bebten, und die Eissäulen barsten und fielen als tausend scharfe Eissplitter zu Boden. Ignis fing sich kniend auf und eilte an die schützende Höhlenwand, außerhalb der stürzenden Eisbrocken. Zum selben Zeitpunkt traf die Greifengarde mit gezückten Waffen ein und stürzte sich auf die noch wenigen verbliebenen Feinde.
    Lian presste ihre Augenlider zusammen, öffnete sie wieder und schrie erneut. Der Dolch fiel hinab. Jetzt war gut zu erkennen, dass die Klinge mit einer klebrigen, grünlichen Flüssigkeit benetzt war, die fremdartig schimmerte.
    Nirvan hatte Mina fast erreicht, als das Unglaubliche geschehen war. Gerade zog er sein Schwert aus dem Magen eines Kriegers, da wurde ihm die Tragweite des Geschehenen bewusst. Er konnte den Blick nicht von Lian nehmen. Das Blut in seinen Adern schien zu gefrieren. Lians verletztes Auge veränderte sich. Ihre hellblaue, wasserklare Pupille verschwand einfach und hinterließ nur gähnende, weiße Leere – fast so wie bei Ignis. Kurz darauf vollzog das zweite Auge die gleiche Veränderung. Danach begannen Unmengen Blut aus Lians Nüstern zu schießen. Lian wollte erneut aufbrüllen, doch ihre Stimme versagte. Sie öffnete das Maul, reckte den Hals nach hinten, doch anstelle eines lauten Aufschreis löste sich nur ein leises Röcheln aus ihrer Kehle.
    Ob Freund oder Feind, jeder hatte nur Augen für den leidenden Drachen, und so kam es, dass Ignis unbemerkt wieder mit dem endlosen Eis an der Höhlenwand verschmolz.
    »Du wolltest wissen, wer ich bin«, sagte sie leise an Lian gerichtet, wissend, dass Lians außergewöhnlich scharfes Gehör sie noch verstehen konnte. »Ich bin dein Tod, altes Schuppentier! Das ist meine Bestimmung, denn dafür wurde ich erschaffen. Und das Gift, das nun in deinem Blutkreislauf ist, wird das vollenden, was niemand zuvor geschafft hat!«
    Jetzt geriet Lian in Rage. Zwar war sie ihres Augenlichtes und ihrer Stimme beraubt worden, doch noch war sie ein Drache! Alles um sich herum vergessend, nur noch auf die einfachsten Grundbedürfnisse

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