Erbe des Drachenblutes (German Edition)
Schimmer überzogen, der zusehends intensiver und leuchtender wurde. Er machte sich kampfbereit.
»Oh bitte, nein«, flüstere sie mehr zu sich als zu ihm, als er seinen Kopf nach hinten legte und gut sichtbar magische Energie in seinen Händen sammelte. Mina wusste, dass er ihr nicht nur Angst einjagen wollte, sondern sie tatsächlich angreifen würde. Er hatte es ihr ja gesagt. Sie verstand zwar nicht, wieso er das tat, aber sie spürte, dass es geschehen würde. Und bevor sie noch ein weiteres Widerwort rufen konnte, beugte er sich vor, als wolle er mit beiden Händen einen Gegenstand gegen sie schleudern, und rotbraune Blitze entfuhren seinen Handflächen. Mina sog scharf die Luft ein, wollte schreien, doch stattdessen hob sie beide Hände und streckte sie gegen Nirvan. Sie handelte aus einem Instinkt heraus, ohne darüber nachzudenken.
Seine Blitze flogen ihr nur so entgegen, doch auf halben Weg verlangsamten sie, und Minas Hände begannen bläulich zu glühen. Nur ein Gedanke regierte ihren Verstand: Sie durfte nicht verletzt werden! Das bläuliche Schimmern um ihre Hände wurde stärker, blendender und pulsierender, bis es sich auch in einem Strahlenbündel sammelte und gegen Nirvan strebte. All das passierte innerhalb eines Herzschlages, und bevor Mina wusste, wie und weshalb all das geschah, donnerte ihre Energie gegen die von Nirvan. Sie trafen sich in der Mitte, und Minas Strahl wurde von Nirvans in Schach gehalten. Sie spürte all die Kraft, die er ihr entgegenbrachte, und auch sein magischer und geistiger Widerstand, der hinter seiner Magie steckte, lag wie ein aufgeschlagenes Buch vor ihr. Plötzlich war alles so klar und so einfach zu handhaben. Mina begann voller Wut zu schreien, spürte, wie sich ihr Zorn gegen diesen Angriff konzentrierte, und dann erkannte sie, dass Nirvans Kraft unterlag. Er bemerkte es auch. Er sah, wie das flammende Blau nach und nach sein ganzes Sichtfeld einnahm, über ihn kam und seine Konzentration brach. Laut aufstöhnend sank er nach hinten.
Minas Strahl versiegte, ihre Wut auch. Unvermittelt wurde ihr bewusst, was passiert war, und sie erkannte Nirvan, der am Boden lag und sich stöhnend an die Brust griff. Sein Hemd war an einigen Stellen zerrissen und die Haut darunter stark gerötet.
»Oh, mein Gott«, hauchte Mina, dann begann sie zu zittern und drückte ihre Hände vor den Mund. »Was habe ich getan?«
Nirvan versuchte zu grinsen, doch es ging in ein weiteres Aufstöhnen über. »Du hast nur getan, was dir im Blut liegt. Du hast dich verteidigt.«
Wie aus einer Starre erlöst, lief sie eilig zu ihm und beugte sich über ihn. »Wie geht es dir? Was kann ich tun? Oje, deine Haut sieht schrecklich aus.«
Sie schluchzte und stand kurz davor, in Tränen auszubrechen, auch wenn es das Letzte war, was sie wollte.
Nirvan versuchte Zuversicht auszustrahlen. »Mach dir keine Sorgen. Ich bin hart im Nehmen, und ich habe erreicht, was ich wollte: Du weißt jetzt, dass dein Geist und dein Körper zu weit mehr fähig sind, als es dir bewusst ist. Du ahnst nicht, was du noch erreichen kannst, Mina.«
Sie wollte ihm gerade etwas antworten, da spürte sie eine Vibration im Boden. Es war, als würde sich etwas sehr Schweres nähern. Mina erstarrte. Nirvan blickte über ihre Schulter, dann weiteten sich seine Pupillen. Sie hatte sich noch nicht umgewandt, aber ein riesiger Schatten fiel auf sie beide. Etwas wirklich Großes musste sich ihr von hinten nähern. Ihr erster Gedanke war: Cor Keto hat mich gefunden, und ich habe mich nicht einmal zur Wehr gesetzt! Ich habe versagt! Ihre Kehle zog sich zu, als ihr Blick nach oben wanderte. Schlagartig fühlte sie sich klein und zerbrechlich. Alles, was Nirvan ihr gerade über ihre Kräfte erzählt hatte, war fort. Sie sah nur den mächtigen, rotschuppigen Drachen, der hinter ihr stand und sie mit einem einzigen Zuschnappen seines riesigen Kiefers verschlingen könnte. Ihrem Mund entkam ein Piepsen.
Nirvan drückte sich an ihr vorbei. »Sommu Seth, mein Freund, es tut gut, dich zu sehen!«
Minas Kopf flog förmlich zu ihm herum. Entgeistert schaute sie ihn an. Der Drache verzog seine Lefzen und senkte den Kopf, bis er fast auf dem Boden zu liegen kam. Die schlangengleichen Augen waren mit Minas Gesicht auf einer Höhe. »Natürlich sind wir gekommen, Nirvan. Du hast uns mit deiner Geschichte über die neue Drachentochter sehr neugierig gemacht.« Sein Augenmerk fiel auf Mina. Es dauerte, bis sie begriff, dass es nicht direkt auf sie
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