Erbe des Drachenblutes (German Edition)
Aufmerksamkeit und sammelte sich. Zuerst zögernd, dann aber selbstsicherer, stand sie auf. »Mein Herr, sie kann recht haben. Wenn das wirklich das Blut von Lian ist, dann kann es möglicherweise helfen, den göttlichen Schutzschild zu beschädigen oder ihn gar zu beseitigen. Aber um sicherzugehen, würde ich das Blut mit Sennus Nachtschattens Ritual verbinden, dann wird es sicherlich niemanden mehr geben, der uns aufhalten kann. Lians Energie ist mächtig, selbst wenn es nur in so wenigen Blutstropfen fokussiert ist!«
Cor Keto musterte erneut Ignis. Der Blick ihrer pupillenlosen Augen traf den seinen. »Wenn das gelingt, dann soll dir dein Leben geschenkt werden, Ignis. Doch solltest du mich betrügen, dann werde ich dich höchstpersönlich langsam und sorgfältig am lebendigen Leib auseinandernehmen, weil du es gewagt hast, mit deinem Monarchen Spielchen zu treiben.«
Schnell verneigte sie sich. Ihr Gesicht verschwand unter einer Flut von roten Locken. »So soll es sein, mein Gebieter. Es ist das besagte Blut, also braucht Ihr Euch mit mir und meinem unwürdigen Körper keine Mühe zu geben. Es wird gelingen!«
Cor Keto richtete sich langsam zur vollen Größe auf. Sein mächtiger Schatten fiel über Medana und Ignis, und sein tiefer Bass drang in die Mauern der Festung. »Ignis, ich verschone dein Leben. Aber vergiss nie, wem deine grenzenlose Treue gilt.«
Ignis verkniff sich eine Regung.
»Doch wage es nie wieder, einen meiner Befehle nach deinen Wünschen auszulegen! Damit du das nicht vergisst, werden all deine Männer, die dich zum Auge der Götter begleitet haben und lebend zurückgekommen sind, von mir persönlich eine Audienz erhalten, die du niemals vergessen wirst. Morgen erwarte ich dich und deine Männer hier!«
Medanas alte Knochen schüttelten sich bei den Worten. Auch sie hatte bereits im Laufe ihrer Gefolgschaft die eine oder andere Lektion dieser Art erhalten. Sie wusste, was Cor Keto mit den Männern tun würde, und sie wusste, dass Ignis dabeibleiben musste, damit sie den Anblick der grausam dahingeschlachteten Männer niemals mehr vergaß. Ob Ignis eine Ahnung von dem Kommenden hatte, wusste sie nicht, aber wenn die kleine Hexe das ohne Widerworte und ohne weiteren geistigen Schaden überstand, konnte sie einer der engsten Vertrauten von Cor Keto werden.»Und jetzt lasst mich alleine. Ich erwarte euch später zum vereinbarten Zeitpunkt zurück! Alles muss zeitlich mit Sennus Nachtschattens Plan abgestimmt sein. Wir haben keine Möglichkeit, ihn vorab zu kontaktieren.«
v v v v v
Sommu Seth sprach die ganze Zeit über kein Wort. Sie folgten ihm, bis sie zu einem gut verborgenen, breiten Spalt in einer Felswand kamen. Der Spalt war groß genug, dass sich der Drache mit Mühe hindurchzwängen konnte. Dahinter befand sich eine große Höhle, in deren Mitte ein wärmendes Feuer in einem Kreis kniehoher Felsbrocken brannte. Weiter hinten gab es Holzregale, die über und über mit Büchern oder kleineren Gegenständen bestückt waren. Alle Regale waren der unebenen Steinwand so angepasst, dass man glauben konnte, sie seien dort herausgewachsen. Daneben hingen Wandteppiche, die Abbildungen von Drachenkämpfen darstellten. Der Drache bemerkte Minas aufmerksame Blicke und brummte anerkennend. »Der zweite Teppich von links stellt den allesentscheidenden Zweikampf zwischen Lian und dem Fürsten aller Drachen dar. Er ist unser Lieblingsteppich.«
Ehrfürchtig trat Mina zu der Darstellung. Mit ihren schlanken Fingern fuhr sie über das Knüpfwerk. Beide Drachen wirkten so realistisch, dass sie glaubte, im nächsten Moment müsse einer von ihnen den Kopf zu ihr wenden. Nirvan setzte sich derweil auf einen der abgeflachten Felsen ans Feuer und streckte die Hände aus. Der Drache trat näher heran, dann legte er seinen mächtigen Körper nieder. »Mina, du bist die letzte noch lebende Nachfahrin und Erbin von Lian, der Verräterin. Lian war aber auch noch mehr. Sie besaß ein menschliches mitfühlendes Herz, wusste aber nicht, wie sie es einsetzen musste.«
Mina schaute über ihre Schulter. »Warum sind wir hier?«
Wachsame gelbe Augen verengten sich neugierig. »Wir wollen, dass du etwas für uns tust, Drachentochter. Etwas, das uns allen helfen wird, deiner und meiner Art. Als kleine Gegenleistung haben wir auch ein Geschenk für dich und unseren Magierfreund.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich Geschenke von einem Drachen annehmen sollte. Soweit ich es weiß, gab es nur einen Drachen, der
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