Erbe des Drachenblutes (German Edition)
sagte er. »Ich bin der Meinung, dass viele sie unterschätzen, und nur die Tatsache, dass sie unter Fremden groß geworden ist, bedeutet nicht, dass sie hilflos in unserer Welt verloren geht. Abgesehen davon ist Nirvan bei ihr.« Er räusperte sich missmutig, dann fuhr er fort. »Er wird auf sie aufpassen, davon gehe ich fest aus.«
Nexus schüttelte eilig den Kopf. »Zados, Zados, du bist zu gutgläubig. Ich traue dem ollen Zauberer nicht über den Weg. Habe ich noch nie getan, wirklich! Der hat nur dummes Zeug im Kopf. Schrecklich, dass Mina mit dem Kerl alleine unterwegs ist.« Schmollend verzog er den Mund.»Wir werden sehen«, sinnierte Zados und ließ den Blick wieder hinaus auf die Straßen wandern. »Wir werden sehen.«
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Nachdem Nirvan und Mina die steinige Geröllküste verlassen hatte, dauerte es nicht lange, bis sie zu einem alten, einsamen Bauernhaus kamen. Es wirkte verlassen. Nirvan stieg durch ein Fenster ein, durchsuchte alle Räume und kam mit einigen trockenen, aber teilweise sehr löchrigen Kleidungsstücken wieder heraus. Er zog ein paar Sachen davon über und reichte Mina die anderen. Widerwillig verzog sie ihre Nase. »Muss das sein?«
»Na ja. Noch siehst du, ob nass oder nicht, einfach zu elegant für die Gegend aus. So einen kostspieligen Stoff tragen hier nur die Mächtigsten, also würde ich die Kleidung wechseln. Aber falls du auf neugierige Blicke und unangenehme Fragen stehst …« Er zuckte spielerisch mit den Schultern.
Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. Energisch riss sie ihm die Kleidungsstücke aus der Hand und betrachtete sie genauer. Da war ein altes Baumwollhemd, in das sie zweimal hineingepasst hätte. Es war ganz vergilbt und an mehreren Stellen geflickt. Darum gewickelt befand sich ein bodenlanger schwarzer Mantel mit einer großen Kapuze, der dreckig war und nicht sonderlich gut roch. Zuletzt erkannt sie ein paar schlichte Stiefel, bei denen sich die Sohlen schon leicht ablösten. Sie schaute zu Nirvan. Er trug die gleiche Kleidung, außer dass sein Mantel braun war und er ein paar alte Halbschuhe trug.
»Jetzt stell dich nicht so an, Prinzesschen.« Er stieß sie leicht an und ging um das Haus herum, damit sie alleine war. Schweren Herzens und darauf bedacht, nicht durch die Nase zu atmen, zog sie die Sachen über.
Wenig später folgten sie einem Trampelpfad, der vom Bauernhaus weg ins Landesinnere führte. Je weiter sie kamen, desto mehr Aktivitäten konnte Mina in der Ferne erkennen. So sah sie einen Verband schwerbewaffneter Krieger, die in einigen Meilen Entfernung an ihnen vorbeimarschierten. Nirvan ermahnte sie, nicht zu lange und zu aufmerksam hinzusehen, damit sie nicht auffielen, dennoch war sie ganz fasziniert von dem Anblick. Aus Tempelburg kannte sie nur die Soldaten der Regentin. Sie waren stets gut gekleidet und trugen einheitliche Uniformen. Wie auf der Erde gab es dort eine strenge Kleider- und Waffenordnung, und jeder folgte ihr. Doch was dort in der Ferne vorbeizog, schien eher ein mäßig kontrollierter, wilder Haufen zu sein, der aus allen möglichen Rassen zusammengewürfelt war. Einige der Kreaturen mussten Orks sein – zumindest erinnerten sie an Nirvans Beschreibungen –, aber auch Kobolde konnte sie ausmachen. Dazwischen liefen aufrecht gehende Gargoyles, die einer Mischung aus einem Ghul und einem Troll glichen. An der Spitze des gut dreihundert Mann starken Verbandes schritt eine Gruppe von schwarz verhüllten Personen, die ungewöhnlich steif gingen und sich selbst dabei kaum bewegten. Mina trat neben Nirvan und fragte leise nach ihnen. Unruhig zuckte sein Kopf kurz in die Richtung der Gruppe, dann senkte er seinen Blick demonstrativ weit nach unten.
»Das sind Nachtalbe, Mina«, erklärte er leise. »Selbst auf die Entfernung könnten sie bemerken, dass wir sie beobachten, deshalb bitte ich dich nochmals, sie nicht weiter zu beachten! Sie sind vielleicht die Schlimmsten von allen. Aber die anderen sind auch nicht ohne. Du siehst dort Kreaturen der Nacht. Menschen würden in ihren Reihen nicht lange überleben. Sie würden als Abendessen allerdings gerne eingeladen werden.« Er grinste freudlos.
»Nachtalbe«, wiederholte Mina verwundert. »Sind sie mit den Elben verwandt?«
»Das kann man nicht so genau sagen«, antwortete Nirvan. »Zu dem Thema gibt es viele Theorien, die ich allerdings eher Legenden nennen würde. In einer heißt es, dass Pontos aus einem Lichtstrahl heraus den ersten Elb erschuf. Der Elb war zwar
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