Erbe des Drachenblutes (German Edition)
hinab und zwei weitere Flure entlang, bis Nexus sie zum Halten brachte. Seidenzahn saß auf seiner Hand und piepste. Nexus lauschte, dann fiel sein Blick auf eine große Tür. »Dort hinein!«
»Was? Wir folgen dem Rat einer Ratte?« Salvatorus konnte es nicht glauben. Unschlüssig starrte er Seidenzahn an, die sich in Nexus‘ Hand drehte und wieder aufgeregt in Richtung Tür quietschte.
»Und das ist der Eingang zu den Gemächern von Xsanthani«, fügte Zados hinzu, ohne das hochrote Gesicht von Salvatorus zu würdigen. Hastig zog er sein Schwert. »Er wird nicht da sein. Der Elbengelehrte ist alles, nur kein Narr! Sicherlich hat er die Stadt vor dem Angriff verlassen. Alles andere wäre dumm und gefährlich. Xsanthani war noch nie jemand, der ein unnötiges Risiko eingegangen ist.«
Vorsichtig näherte sich Zados der hohen Tür. Zwar verstand er Salvatorus' Skepsis, aber er vertraute der Intelligenz der Elementenratte. Seidenzahn wusste genau, was Nexus von ihr erwartete, und sie hätte sie niemals in eine Sackgasse geführt. Es musste einen guten Grund geben, warum sie die Freunde dorthin gebracht hatte.
»Kann sein«, erwiderte Nexus trotzig, »kann aber auch nicht sein. Ich glaube Seidenzahn. Sie sagt, dass er noch hier ist und dass er nicht alleine ist, nein, nein.«
Er steckte Seidenzahn vorsichtig in einen Lederbeutel an seinem Gürtel. Dann ergriff er seine Dolche. Salvatorus verstand zwar nicht die Beweggründe seiner Begleiter, aber auch er hob seinen Zweihänder zum Schlag. »Gut, dann gehen wir rein und schauen nach.«
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»Sie werden das magische Tor bald öffnen«, flüsterte Nirvan dicht an Minas Ohr. »Ich weiß nicht, ob wir etwas ausrichten können, aber wir sollten es zumindest versuchen. Soweit ich es verstanden habe, werden sie auf diesem Weg Sennus eine Möglichkeit geben, zurückzukommen. Er soll die göttliche Schutzkuppel vernichten, damit Cor Ketos Armee losziehen und das ohne eine regierende Drachentochter geschwächte Festland überrennen kann.«
Mina wandte ihren Blick nicht von den Geschehnissen im Audienzsaal ab. Medana hatte auf den Boden vor dem Thron einen riesigen Kreis aus Blut gemalt. Das Blut war in einem großen Behältnis von zwei Dienern hereingetragen worden. Es war kein Pentagramm, dennoch zeichnete sie verschiedene Runen um den Kreis herum, deren Bedeutung Mina nicht kannte. Die Düstersteinkobolde, die die Koboldschamanin begleitet hatten, reichten ihr Kübel und Tröge, denen sie Flüssigkeiten oder Pulver entnahm, um sie in den Kreis zu integrieren. Ignis stand mit gebührendem Abstand schweigend daneben. Ihr kalter Blick war auf Medana gerichtet.
Verzweifelt versuchte Mina zu entscheiden, was sie tun sollte. Wann war der richtige Zeitpunkt zum Eingreifen gekommen?
Etwas am Rande ihrer Wahrnehmung streifte sie. Es war fast so, als habe jemand sie berührt, doch sie hatte die Berührung selbst nicht gespürt, und außer Nirvan war auch niemand in ihrer unmittelbaren Nähe. Es erinnerte sie an einen Windhauch, der ihr durchs Haar gefahren war, aber es gab hier keinen Wind. Nirvan zeigte keine Reaktion, also schien er nichts bemerkt zu haben. Sie konnte es nicht benennen, aber in der letzten Stunde hatte sie schon ein paar Mal das Gefühl gehabt. Sie blickte zu dem Steinbrunnen. Alles an dem Brunnen irritierte sie, seine Anwesenheit ergab einfach keinen Sinn. Und dann dieses merkwürdige Zwiegespräch, das Cor Keto mit dem Brunnen geführt hatte. Wie waren seine Worte gewesen?
»Du hast nun Jahrhunderte, gar Jahrtausende in deinem Loch ausgeharrt, also bleibe, wo du bist, und belehre mich nicht! Sei froh, dass ich dich vor der Welt da draußen beschütze, alter Mann!«
Andererseits sagte ihr Verstand – oder die Weisheit ihres Drachenblutes –, dass die Lösung all ihrer Probleme in dem Brunnen liegen konnte.
Sie hob hilflos beide Hände und hauchte zurück: »Ich weiß noch nicht, was wir tun können. Ich brauche noch Zeit ...«
»Zeit? Mina, ich will dir nicht reinreden, aber genau die läuft uns gerade weg!« Nirvan hatte die Worte mit einer solchen Intensivität geflüstert, dass sie eine aufsteigende Panik nicht unterdrücken konnte. Sie rieb sich verzweifelt die Hände. Wenn sie doch nur wüsste, was sich in dem Steinbrunnen befand. Ob es etwas mit den Legenden über die Erbauung der Festung Crudus Cor zu tun haben konnte?
`Wer bist du?´
Minas hätte fast geschrien. Mit Mühe konnte sie noch ihre Hand vor den Mund schlagen.
»Was ist?«,
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