Erbe des Drachenblutes (German Edition)
wiederfinden werden. Mit diesem Freund sollten wir uns dringend unterhalten, oh ja!«
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Kapitel 13: Der gefallene Gott
Mina und Nirvan mussten sich trotz des Schutzzaubers vor zwei weiteren Wachtrupps, einer Magd und einer Gruppe von Düstersteinkobolden verstecken, bis sie direkt vor zwei gigantischen, grauschwarzen Türflügeln standen, die trotz mangelnder Wachposten ungemein angsteinflößend waren. Mina kam es vor, als stünde sie vor den Toren von Arepoli, der Stadt des Kriegsgottes Ares, und als läge dahinter das Ende von allem.
Nirvan wies sie an, sich in einer kleinen Wandnische zu verstecken, die nur wenige Schritte von der Eingangspforte verborgen lag und kaum mit dem bloßen Auge zu erkennen war. Er schob sie tief in die Nische, bis ihr klar wurde, dass es der Beginn eines schmalen Geheimganges war. Auf allen vieren krabbelte sie weiter hinein, dicht gefolgt von Nirvan. Nach wenigen Metern hielt er sie am Bein fest. Zuerst war alles absolut finster, dann bemerkte sie , dass rechts von ihr ein wenig Licht durch zwei feine Schlitze fiel, die aussahen, als seien sie durch eine Schwertklinge verursacht worden. Vorsichtig presste sie ihr Auge dagegen. Dahinter lag ein Saal, der einer Basilika glich. Die Grundform war länglich, und in der Mitte gab es zwei Reihen von Steinsäulen, die so schwarz wie die Nacht waren und von einem Ende des Saals bis zum anderen reichten. Mina schielte nach oben und erkannte den unteren Rand einer Kuppel, auf der sie schemenhafte Bilder ausmachen konnte. Auch die gegenüberliegende Seite des Saals konnte sie noch sehen, aber nach links und rechts schien der Saal grenzenlos zu sein.
Sie wusste, dass sie den Audienzsaal des Monarchen vor sich hatte. Kerzenflammen waren die einzigen Lichtquellen in dem endlosen Raum, obwohl sich hinter schweren, schwarzen Samtvorhängen gut zehn Meter hohe Fensterbögen abzeichneten. Die Vorhänge verhinderten jedoch jeden Lichteinfall.
Mina sah aber noch etwas, das ganz und gar nicht in die kalte Atmosphäre des Saals passte: Im rechten Teil ihres Sichtfelds befand sich ein alter, rustikal wirkender Steinbrunnen. Er glich jedem anderen Steinbrunnen, wie man ihn hinter dem Bauernhaus eines einfachen Mannes finden konnte. Ein solcher Brunnen schien dort nicht den geringsten Nutzen zu haben.
Sie löste sich von dem kleinen Sichtloch und blinzelte in die Dunkelheit des Geheimganges. Nirvan näherte sich ihr und wies sie an, kein Wort zu verlieren. Mit Handzeichen machte er ihr klar, dass jemand in dem Saal war, der sie möglicherweise hören könnte.
Da nahm sie einen fremden Laut wahr. Es erinnerte sie an ein monotones Rauschen, an das Geräusch, das zwei aneinander reibende Muscheln von sich geben würden. Schnell blickte sie wieder durch das Loch, um die Ursache des Geräuschs auszumachen. Lange musste sie nicht darauf warten. Völlig unerwartet schob sich eine schwarzgeschuppte Wand vor ihre Sicht, die geruhsam vorbeiglitt und wieder verschwand. Minas Herz donnerte so laut, dass sie Angst hatte, man müsste es innerhalb des Audienzsaals hören. Nirvan drückte wortlos ihre Hand, schwieg aber weiterhin. Sie versuchte sich zu sammeln. Die Gestalt, die an ihnen vorbeigegangen war, wo war sie hin? Ihr war klar, wen sie gerade gesehen hatte.
Ein lautes Knurren drang aus dem Saal. Sie sah Cor Keto über den Brunnen gebeugt. Jetzt konnte sie ihn in voller Größe erkennen. Ein Schauer lief über ihren Rücken. Lian und Sommu Seth waren die einzigen Drachen, die sie bis heute gesehen hatte, aber Cor Keto raubte ihr den Atem. Er war mindestens so groß wie ein Drache, hatte aber einen deutlich längeren Körper, der eher an eine Schlange als an einen Lindwurm erinnerte. Zwei verkümmerte Flügel ragten aus seinen Schulterblättern, und sein Schädel war deutlich länger, als sie erwartet hatte. Breite Kiemen traten an seinem Hals hervor, der hin und her pendelte, als könne er das Gewicht des Schädels nicht richtig tragen. Die Schuppen, die den ganzen Körper überzogen, glichen schwarz poliertem Malachit.
Cor Keto beugte seinen Kopf tiefer über den Brunnen, dann sprach er mit einer röhrenden, tiefen Stimme: »So nicht, alter Mann!« Er schwieg, als lausche er auf etwas, dann schüttelte er aufgebracht sein schweres Haupt. Eine Zeitlang ging es so weiter – er sprach, wartete auf eine lautlose Antwort und reagierte ungehalten auf etwas, was Mina und Nirvan nicht hören konnten.
Cor Keto wurde wütend, er brüllte auf und stieß mit
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