Erbe des Drachenblutes (German Edition)
waren kaum noch als solche zu erkennen, jemand hatte sie mit Hilfe von Magie förmlich zerdrückt.
Salvatorus schien die Toten zu kennen. Bekümmert beugte er sich über den Sanggus und schloss ihm die Augen. Er schüttelte sanft den Kopf, dann schaute er wütend zu Zados. Zados nickte nur. Was auch immer jetzt hier geschah, es war eine Handlung gegen das Wohl der vereinten Völker, und sie würden die vermaledeiten Kapuzenträger aufhalten.
Der Mann in der Mitte des Kreises begann zu sprechen. Seine Worte waren Zados und seinen Freunden unbekannt, doch sie verklebten förmlich jeden Gedanken, wenn man versuchte, sie zu verstehen. Es handelte sich ohne Zweifel um eine Beschwörung. Je länger er sprach, desto schwerer fiel es den Anwesenden zu atmen.
»Xsanthani!«, brüllte Salvatorus mit ganzer Kraft hervor. »Du elender Verräter, was hast du getan?«
Der Gesang der zwölf Kapuzenträger wurde leiser, verebbte aber nicht, doch der Mann in der Mitte drehte sich in seine Richtung. Zados‘ Augen weiteren sich. Es war tatsächlich Xsanthani. Das feine Elbengesicht des Gelehrten verzog sich zu einer Maske des Wahnsinns, dann lachte er hell auf. »Ihr Narren, was treibt ihr hier? Solltet ihr nicht irgendwo herumirren und dabei Euer nutzloses Leben verlieren? Ich habe keine Zeit für solche Kakerlaken wie euch!« Seine Stimme klang härter und tiefer als sonst.
»Warum tut Ihr das! Ihr habt doch alles gehabt, was man sich wünschten konnte: den Respekt Eurer Fürsten, die Treue der anderen Elben und die Anerkennung aller Ratsmitglieder. Wieso fallt Ihr uns allen in den Rücken und hetzt die Elben auf Tempelburg? Warum?« Salvatorus zitterte vor Wut. Den Zweihänder umklammerte er so fest, dass seine Handknöchel weiß anliefen.
»Warum?« Xsanthani lachte erneut verzerrt. »Weil es mein Wille ist, darum! Ich beherrsche Euer Leben, Salvatorus, so wie ich das Leben der Fürsten gelernt habe zu beherrschen. Alle tanzen nach meiner Pfeife, und so wollte ich es auch haben. Wenn ich die Vernichtung einer Stadt befehle, dann wird sie vernichtet, und das nennt man Macht, grenzenlose Macht!«
Voller Rage trat Salvatorus vor und riss dem am nächsten stehenden Vermummten die Kapuze herunter. Zum Vorschein kam einer von Xsanthanis Elbenanhängern, den der Ratssprecher auch schon oft im Völkerrat hinter dem Gelehrten stehen gesehen hatte. Auch den beiden nächsten riss Xsanthani die Kapuzen von den Köpfen, und auch sie erkannte Salvatorus als Elben aus der Gefolgschaft von Xsanthani. Er schüttelte nur ungläubig den Kopf. Die Elben reagierten nicht auf ihn, als ob er nicht da wäre, nichts gesagt hätte und die drei Elbe nicht berührt hätte. Teilnahmslos sangen sie ihre schwermütige Melodie und konzentrierten weiterhin ihren Blick auf die Mitte des Kreises.
»Wieso? Wieso helfen sie Euch? Die Elben können aus diesem angezettelten Disput auch nur als Verlierer hervorgehen. Wir alle werden Verlierer sein, wenn der dunkle Kontinent unseren kleinen Krieg bemerkt und die Gelegenheit nutzt. Es gäbe keinen besseren Zeitpunkt, um uns den Garaus zu machen!«
»Oh ja, mein guter Salvatorus, und das werden sie auch!« Xsanthani schien das Interesse an den ungebetenen Besuchern zu verlieren. »Alter Mann, du fängst an, mich zu langweilen. Was interessiert mich das Wohl der Elben? Meine Anhänger hier haben inzwischen eine engere Bindung zu mir als zu ihrer eigenen Art oder ihren Familien. Die veralteten Ansichten von Ehre und Treue habe ich ihnen systematisch ausgetrieben. Sie vertrauen mir blind, und im Moment sind sie so tief in Trance, dass sie nicht einmal der Zusammenbruch des Palastes stören würde.« Sein Blick wurde stechend. »Ich gebe Euch eine einzige Chance: Wenn Ihr jetzt geht, werdet Ihr vorerst überleben.«
Nexus drohte Xsanthani mit seiner Faust. »Schlächter! Wenn Ihr denkt, Ihr könntet uns Angst einjagen, dann irrt Ihr Euch! Wir werden nirgendwo hingehen, wirklich!«
Zados stimmte der Rede seines Freundes mit einer Geste zu. »Ihr habt gemordet, Tempelburg dem Untergang geweiht, Euer eigenes Volk verraten und wer weiß noch was verbrochen. Wir werden erst gehen, wenn Ihr Eure gerechte Strafe erhalten habt, Xsanthani.«
Xsanthani machte sich nicht die Mühe, darauf zu antworten. Langsam erhob er die Arme und legte den Kopf in den Nacken. Zados ahnte, dass der Gelehrte einen magischen Schlag vorbereitete. Innerhalb eines Wimpernschlags nahm er den Langbogen vom Rücken und legte einen Pfeil auf die
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