Erbe des Drachenblutes (German Edition)
Xsanthani fuhr zusammen und rief etwas, das Zados und seine Begleiter nicht verstanden. Eine buckelige alte Koboldfrau trat ins Sichtfeld und sprach mit Xsanthani, dann geschah etwas, was niemand für möglich gehalten hätte: Nirvan sprang durch die geborstene Tür. Angriffsbereit hielt er eine helle Klinge in den Händen, brüllte etwas und richtete seine ausgestreckte Hand auf die Gruppe Düstersteinkobolde.
Zados konnte es nicht fassen. Nirvans Augen glühten feuerrot, dann gab es eine weitere Explosion. Die Düstersteinkobolde wurden förmlich auseinandergesprengt und flogen einige Meter durch die Luft. Mit verdrehten Gliedmaßen knallten sie in den unterschiedliche Ecken des Saals auf den Boden. Xsanthani fuchtelte wütend mit beiden Armen, und die alte Koboldfrau ergriff einen mit Runen überzogenen Holzstab, den sie über ihren Kopf kreisen ließ, bis Funken sichtbar wurden. Einen Moment später hatte sich ein ganzes Funkenmeer um den Stab gebildet und kreiste einem Hornissenschwarm gleich um die alte Koboldfrau, jederzeit bereit, sich auf ein auserkorenes Opfer zu stürzen.
»Nein, nein, nein! Das ist Nirvan! Nirvan ist direkt in der Höhle des Löwen, und wo er ist, muss auch Mina sein!« Nexus konnte es nicht fassen. »Wir müssen ihnen helfen!«
»Aber wie?«, fragte Salvatorus, der seine Augen nicht von den Geschehnissen abwenden konnte.
Nun setzte sich Ignis in Bewegung. Ihre weißen Pupillen glühten wie zwei Sterne zwischen den feuerroten, hüftlangen Haaren. Sie rief etwas, das durch die magische Kugel nur verzerrt zu hören war. Sie schaute nicht zu Nirvan, nein, sie blickte noch immer zu dem zerschmetterten Eingang. Da trat Mina in den Saal. »Oh, bitte nein«, hauchte Salvatorus. Er griff sich an die Brust und verkrallte sich in den Stoff seines Gewands.
Mina glitt leichtfüßig über die Trümmer der Tür, hielt sich aber nah an der Wand und somit auch außerhalb des Kerzenlichts. Möglicherweise waren Ignis, Xsanthani und die drei stillen Beobachter in Tempelburg die einzigen, die sie bemerkt hatten.
Nirvan war inzwischen fast in die Mitte des Saals vorgedrungen. Ohne Pause ließ er einen magischen Angriff auf den anderen folgen. Hagelschläge aus Blitz und Feuer zogen sich in alle Winkel des Saals und hinterließen dort entsetzliche Zerstörungen. Die alte Koboldfrau hatte inzwischen ihren Gegenangriff gestartet. Immer häufiger kamen auch von ihr magische Geschosse, die den Saal in so grelle Farben tauchten, dass sekundenlang nichts zu sehen war. Nirvan wehrte sie ab und rannte weiter. Mit seinem Vorgehen zog er fast jedermanns Aufmerksamkeit auf sich, was für Zados offenkundig der Plan gewesen war – ein wahnsinniger Plan!
Da war Mina! Kaum sichtbar schlich sie die Wand entlang. Offenbar hatte Ignis mit ihr reden wollen, aber sie ließ sich nicht ablenken. Zwar hatte sie ihre Lippen zu einer Antwort bewegt, doch sie setzte ohne Zögern einen Fuß vor den anderen. Warum Ignis sie nicht angriff, verstand Zados nicht. Ob in der jungen Hexe doch noch ein Funken von Freundschaft gegenüber Mina glühte?
Auch Mina hielt eine schlohweiße Klinge in den Händen. Ignis spannte ihren Körper an. Sie hob beide Hände, spreizte die Finger und überkreuzte die Hände vor den Augen. Sie bereitete einen Zauber vor!
Als wäre das nicht schon schlimm genug, hatte Xsanthani den magischen Durchgang fast vollständig geöffnet. Gut verständlich brachte er einige Flüche hervor, in denen er Nirvan zumindest die Pest an den Hals wünschte. Dann setzte er seinen Fuß über die Grenze. Im nächsten Augenblick würde er hindurchtreten, hinein in die Festung des Monarchen. Damit würde er Tempelburg und die von ihm verursachte Schlacht weit hinter sich lassen.
»Ignis plant einen magischen Angriff!«, rief Nexus aufgebracht. »Und Xsanthani wird ihr helfen! Er hat Mina gesehen! Was können wir tun?«
Zados wusste, dass sein Freund recht hatte. Er konnte und durfte nicht länger zögern. Erneut ergriff er seinen Langbogen, und bevor Nexus die Chance hatte zu fragen, schnellte der erste Pfeil durch die Luft. Er traf einen der Vermummten in die Brust. Der getroffene Elb stand noch, verdrehte aber die Augen und löste seine Hände von den anderen. Sein Mund blieb offen stehen, aber kein Ton war mehr daraus zu vernehmen. Fast gleichzeitig merkte Zados, wie er einen tiefen, befreienden Atemzug nehmen konnte. Dann fiel der Elb nach hinten.
»Wenn wir Xsanthani schwächen, wird er nicht ohne weiteres den
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