Erbe des Drachenblutes (German Edition)
Übergang wagen können«, erklärte Zados. »Er könnte dabei sein Leben verlieren, wenn der Übergang zusammenbricht. Abgesehen davon haben wir dann vielleicht die Chance, ihm nah genug zu kommen, um das ein für alle Mal mit ihm selbst zu klären.«
»Aber damit können wir Mina doch nicht helfen!«, brüllte Salvatorus voller Panik. Er sah – wie in Zeitlupe –, dass Ignis sich weiter auf ihren Angriff vorbereitete, und es hätte nichts auf der Welt gegeben, was er sich jetzt mehr gewünscht hätte, als selbst durch dieses Tor zu treten.
Nexus nickte. »Ja, mag sein, aber wenn der Verräter nicht auch noch zu ihr gelangen kann, ist das auch schone eine Hilfe, wirklich.« Seine Stimme klang kratzig und schwer vor Kummer, aber seine grünen Augen strahlten Entschlossenheit aus. Auch wenn es ihnen nicht leicht fiel, so war das die einzige Möglichkeit, Xsanthanis Macht zu schwächen. Er durfte nicht an den Ort gelangen, an dem Nirvan und Mina für sie alle kämpften.
Aus Ignis‘ Fingern schoss ein geballter Blitz hervor. Salvatorus‘ Herz zog sich zusammen. Wenn kein Wunder geschah, würde die Hoffnungsträgerin jetzt sterben. Das Wunder geschah, allerdings nicht weniger grausam für Salvatorus. Nirvan hatte Minas Not trotz seiner permanenten Angriffe gegen alles und jeden bemerkt. Ohne darüber nachzudenken, rannte er in ihre Richtung und warf sich zwischen sie und den magischen Blitz. Sein Körper fing die volle Wucht des Angriffs ab, was ihn zu Boden riss. Salvatorus spürte, wie sein Verstand eine Grenze erreichte, die – würde er sie erst einmal überschreiten – kein Zurück gewährte. Mehr konnte er nicht ertragen. Nachdem er seine geliebte Regentin verloren hatte, hatte er heute die Mauern Tempelburgs fallen gesehen. Dann hatte er feststellen müssen, dass der Verrat Xsanthanis noch viel weitreichender war, als er es sich hatte vorstellen können. Zu guter Letzt musste er zusehen, wie Mina und Nirvan sich ohne jede Unterstützung direkt Cor Ketos engsten Anhängern stellten. Und jetzt sah er seinen einzigen Sohn, zu dessen Existenz er nie offen gestanden hatte, schwer verletzt am Boden liegen. Er fiel schluchzend auf die Knie.
Doch Nirvan ließ sich nicht so leicht besiegen. Seine Augen glühten auf und zwei rote Strahlen donnerten in Richtung der alten Koboldfrau. Zeitgleich sanken in Xsanthanis Gemächern vier weitere Elben zu Boden. Xsanthani wurde langsam unruhig. Zum ersten Mal versuchte er seinen entrückten Blick zurück nach Tempelburg zu richten, wo sein Körper vermeintlich geschützt innerhalb der magischen Sphäre verweilte. Ihm wurde langsam klar, dass die drei Eindringlinge ihm Schwierigkeiten bereiteten. Er wusste, was Zados beabsichtigte, und das musste er verhindern. Je mehr Elben fielen, desto verschwommener wurde das Bild in der schillernden Energiesphäre. Zados schrie Minas Namen, und für einen Herzschlag dachte er, sie würde ihn sehen. Tränen standen in ihren eisblauen Augen, dann drehte sie sich um und sprang in einen Steinbrunnen, der nur wenige Schritte hinter ihr in den polierten Steinboden eingelassen war.
»Nein!«, brüllte Salvatorus, doch es war zu spät.
»Zados, hör auf! Wenn das magische Tor zusammenbricht, können wir nicht mehr sehen, was passiert! Spitzohr, hörst du mich?« Nexus versuchte den Langbogen von Zados herunterzuziehen.
»Das mag sein, aber noch schlimmer wäre es, wenn Xsanthani durch das Tor geht und sich mit der dunklen Seite verbündet. Wenn wir nicht hindurch können, darf er es auch nicht! Nirvan und Mina hätten sonst noch größere Sorgen.«
»Größere Sorgen als das?«, fragte der Ratssprecher, als er mit einer zitternden Hand erneut zu Xsanthani zeigte. Das komplette Sichtfeld wurde von schwarzen Schuppen eingenommen. Etwas Riesiges bewegte sich von links nach rechts, direkt auf Nirvan zu. Ein markerschütternder Schrei drang durch den magischen Durchgang, dann war das Feld zusammengebrochen und Xsanthani war verschwunden.
»Zu spät«, flüsterte Nexus mit verzerrtem Gesicht. »Es ist zu spät! Wir sind nicht zu Mina gelangt, und Xsanthani ist fort! Alles ist schief gegangen, alles!«
Die Elben, die Zados nicht mit seinen Pfeilen niedergestreckt hatte, standen ungerührt in ihren langen Kapuzenmänteln an ihren Plätzen. Die meisten lagen jedoch tot am Boden.
Zados ließ seinen Langbogen sinken. Er starrte auf die leere Stelle, an der gerade noch der ehemals so anerkannte Elbengelehrte und Ratssprecher gestanden hatte.
»Was
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