Erbe des Drachenblutes (German Edition)
Sie stutzte, dann senkte sie – kaum merklich und ungesehen von allen – ihre Hände. Der Magier konnte ihr einen guten Dienst erweisen.
»Versuch es!«, schmetterte Medana zurück. »Ich bin uralt und mächtig. Was denkst du, was du gegen mich ausrichten kannst, was nicht schon Hunderte vor dir versucht haben?« Aus ihrem Stab kam ein Blitz, der dicht neben ihm in eine Stützsäule donnerte. Gesteinsbrocken regneten umher.
»Das ist dein Problem, du bist zu alt für den Kampf, Hexe! Du kannst magische Tore öffnen oder hilflose kleine Mädchen aus einer anderen Welt umpolen, mehr aber nicht!«
Zornesröte verfärbte Medanas Gesicht. Ein weiterer Blitz schlug in die Wand ein, vor der er sich gerade noch befunden hatte. »Stirb endlich, damit wir dich los sind!« Medana zitterte vor Wut und jagte zwei weitere Blitze in Nirvans Richtung.
Cor Keto brüllte vor Raserei auf. »Kann ihn endlich einer beseitigen? Ich will keine weitere Störung hier haben!«
Medanas Körper versteifte sich. Etwas schien sie zu beeinflussen. Jetzt erst schaute sie zu der zertrümmerten Eingangspforte. Ihr Blick fiel auf den Steinbrunnen. »Was …?«
Überrascht senkte sie für einen Augenblick ihren Stab, um Cor Keto anzusehen. Erkenntnis schwamm in ihren Augen. Sie wusste es. Sie hatte Mina zwar nicht gesehen, doch jetzt, nach dem ersten Schock, spürte sie ihre Anwesenheit und die Gefahr, die durch ihr Handeln entstanden war. Diesen Moment der Unachtsamkeit nutzte Nirvan unverzüglich aus. Schneller, als das Auge es ausmachen konnte, tauchte er neben ihr auf und rammte ihr den Reißzahn von Terranus in den Leib. Schmatzend drang das Schwert in ihre Brust, was sie unvermittelt aufschreien ließ. Ihr Stab polterte zu Boden, und ihre beiden faltigen Hände umklammerten den Teil der Klinge, der noch aus ihr herausragte.
»Du stirbst, und mit dir all deine Flüche«, sagte Nirvan eilig. Ungläubiges Erstaunen stand in ihrem Gesicht. Ihre Hände verkrampften sich, und grünes Blut rann aus ihrem Mund.
Nirvan sah den Schlag nicht kommen. Cor Keto hatte mit seinem mächtigen Schwanz weit ausgeholt und traf ihn jetzt direkt in den Rücken. Gemeinsam mit Medana flog er einige Meter durch die Luft, bevor sie beide hart gegen eine Säule knallten und regungslos auf dem Boden liegen blieben.
Cor Ketos gelbe Augen funkelten vor Raserei. »Wenn man nicht alles selbst erledigt!«
Da brach der magische Durchgang, den Medana geöffnet hatte, vollends zusammen. Anstelle des magischen Gebildes blieb nur ein blonder Elb zurück, der mit freiem Oberkörper auf seinen Füßen hockte und den Kopf gesenkt hielt.
»Wo warst du?«, fauchte Cor Keto den Mann an. »Wieso kommst du erst jetzt? Ist dir eigentlich klar, welche Ewigkeit ich auf diesen Tag gewartete habe und dass fast alles schief gegangen wäre? Selbst deinen unnützen, verräterischen Schüler musste ich vernichten, als hätte ich nicht ausreichend viele Diener, die mir solch lästige Arbeiten abnehmen sollten. Wo warst du also, als ich dich brauchte!«
Langsam hob Xsanthani seinen Kopf. Seine Augen blickten den Leviathan düster an, dann neigte er fast ruckartig sein Haupt wieder nieder zum Gruß. »Mein Gebieter!«
Cor Keto schnaufte, blies Rauchschwaden aus seinen Nüstern und versuchte sich sichtbar mühsam zu beruhigen. »Und, was hat so lange gedauert?«
Xsanthani stand auf, er wich Cor Ketos auffordernden Blicken nicht aus. »Jetzt, mein Gebieter, bin ich hier! Alles, was ich in den letzten Jahren tat, tat ich für Euch. Wie versprochen sind schwere Unruhen ausgebrochen, und auch Eure Erwartungen bezüglich der Elben haben sich vollends erfüllt. Die Elbenfürsten haben meinen Einflüsterungen geglaubt. Sie schickten mir ihre Gefolgsleute und haben sich Hals über Kopf in den Krieg gestürzt.«
Cor Keto näherte sich Xsanthani und beäugte ihn misstrauisch. »Es ist mir noch immer ein Rätsel, wie du das angestellt hast, Sennus.«
Der Elb verzerrte das Gesicht zu einer Grimasse des Irrsinns, dann trat er auf den Monarchen zu. Je näher er ihm kam, desto mehr veränderte sich sein Erscheinungsbild. Sein sehniger Körper rundete sich, sein blondes Haar wurde grau, sein makelloses Elbengesicht fiel in sich zusammen und wurde faltig und alt. Zuletzt sprossen ihm mit unnatürlicher Geschwindigkeit Bartstoppeln am Kinn und an den Wangen und wuchsen weiter, bis ein grauer Bart seine halbe Brust bedeckte. Seine Augenfarbe verblasste, bis sie an einen herbstlichen Regenmorgen
Weitere Kostenlose Bücher