Erbe des Drachenblutes (German Edition)
seinen Reden begeistert. Wir mussten sie nicht verraten, um ihm zu folgen. Sie selbst folgten inzwischen seinen Ansichten und glaubten, dass das Volk von Dra'Ira vor sich selbst beschützt werden müsste. Sie sahen eine wichtige Aufgabe gekommen, die nur wir – die Elben – erfüllen können.«
Salvatorus bebte vor Wut. »Haben sie überhaupt von Samanthas Tochter erfahren? Wissen sie, dass sie eine vollerwachte Drachentochter ist?«
SinSan zögerte, doch dann schüttelte er den Kopf. »Nein! Alles, was sie wissen, ist das, was Xsanthani ihnen zukommen ließ. Jede Botschaft, die Tempelburg nach Semand verlassen hat, wurde von ihm formuliert. Er sagte uns, dass es nicht gut sei, wenn sie von der Schwindlerin erfahren würden. Es würde sie nur in ihrem Streben erschüttern.«
Da erst reagierte der Elb auf die Formulierung des Ratssprechers. »Mina von Gabriel ist eine erwachte Drachentochter?«
Zados löste seine Klinge von seinem Hals. »Ja. Euer Unglaube an die Wahrheit hat sie dennoch nicht aufgehalten. Mina hat ihr Schicksal zumindest schon zum Teil erfüllt. Sie wurde erleuchtet und kann nun auf das Wissen von zwölf Drachentöchtern zurückgreifen. Und wenn all das vorbei ist, wird sie offiziell zu der dreizehnten weißen Regentin gekrönt werden, dafür verbürge ich mein Leben!«
SinSans Gesicht wurde von Schmerz überflutet. Klagend wand er sich auf dem Boden. »Das kann nicht sein! Er sagte uns, dass sie eine Schwindlerin ist! Er sagte uns, dass es eine Lüge der Regentin sei. Sie wolle uns nur täuschen, möglicherweise weil sie von unseren Plänen erfahren hatte. Das Mädchen sei nur ein normaler Mensch aus der anderen Welt. Niemals könne sie eine Drachentochter sein. Dra'Ira würde ohne Regentin dastehen und allen Gefahren hilflos ausgeliefert sein!«
Das war der Punkt, an dem Zados das Selbstmitleid des getäuschten Elben nicht mehr ertrug. Wütend packte er ihn und riss ihn hoch. »Du Wurm wirst uns jetzt erzählen, wie du uns helfen willst. Was kannst du tun, damit die Armee der Elben ihren Angriff abbricht!«
»Abbrechen? Ich weiß nicht, ob sie ihn abbrechen werden.«
»Du hast gesagt, dass du uns helfen kannst! Also, was kannst du dann tun?«
SinSan rang um Atem. Zados‘ Finger verkrampften sich und schnürten ihm die Luft ab. »Ich habe viel bei Xsanthani gelernt. Ich weiß, wie wir Kontakt nach Birkenzweig aufnehmen können. Ich gebe Euch die Möglichkeit, mit den Fürsten zu sprechen! Nicht mehr und nicht weniger!«
Zados verharrte, doch dann lockerte er seinen Griff. »Gut. Was müssen wir tun?«, fragte er trocken.
SinSan rieb sich die Kehle, räusperte sich und nickte den Flur entlang. »Wir müssen zurück in Xsanthanis Privatgemächer. Dort gibt es eine verborgene Kammer, in der eine Kristallkugel aufbewahrt wird. Nach jedem Gebrauch hat er sie mit seiner Magie neu aufgeladen. Mit der Kugel können wir eine magische Verbindung herstellen, die von den Fürsten nicht abgelehnt werden wird. Eine zweite ihrer Art wurde bei ihnen hinterlegt.«
»Und du kannst die Kugel bedienen?« SinSan nickte. »Gut, dann werden wir jetzt zusammen dort hingehen. Länger hierzubleiben wäre auch Irrsinn. Jeden Augenblick kann eine Horde fehlgeleiteter Elbenkrieger um die Ecke biegen und ihre letzte Chance auf Frieden bekämpfen: uns!« SinSan nickte erneut.
v v v v v
Kapitel 14: Die Prophezeiung
Gerade hatte Mina noch mit dem alten Mann auf der Alm gesprochen, dann war er ein kleiner Junge geworden. Aber wie lange war das Gespräch eigentlich her? Vielleicht waren schon Tage vergangen, seit der Junge sie aufgefordert hatte, mit ihr zu spielen. Er hatte ihr gesagt, dass Zeit in seinem Reich keine Rolle spielte und die Welt draußen stillstand, so lange sie bei ihm war. Aber jetzt war sie nicht mehr bei ihm, jetzt war sie alleine im Nirgendwo. Alles um sie herum war dunkel. Es war keine tiefe Finsternis, dennoch konnte sie nur schemenhafte Umrisse von Steinen erkennen, die anscheinend von menschlicher Hand aufeinandergestapelt worden waren.
`Wo bin ich?´ Sie lag mit dem Bauch auf dem Boden. Das Geräusch von fallenden Wassertropfen drang an ihr Ohr. Sie blickte nach oben. Weit in der Ferne erkannte sie einen kleinen Lichtkreis. `Der Brunnen! Ich liege am Grund des Steinbrunnens!´
Vorsichtig bewegte sie Beine und Arme. Sie war unverletzt, auch wenn ihre feuchte Kleidung an ein paar Stellen zerrissen war. Sie streckte die Hände aus und tastete sich voran. Kalter, feuchter Stein, abgerundet
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