Erbe des Drachenblutes (German Edition)
nicht, was wir tun können, um die Elben aufzuhalten.«
SinSan fühlte sich von aller Kraft verlassen. Schlapp ließ er sich in Zados‘ Arme sinken. Worte kamen aus seinem Mund, doch verstehen konnte sie niemand. Etwas geschah in ihm, zerbrach in ihm, und das würde ihm entweder Klarheit bringen oder ihn zerstören.
»Zados, lass den Kerl hier«, forderte Nexus. »Er wird uns nicht weiterhelfen und stellt nur eine Belastung für uns dar. Wir sollten versuchen, ungesehen aus dem Palast herauszukommen, wirklich! Um Minas Willen müssen wir versuchen, einen Widerstand zu gründen, auch wenn es Monate oder Jahre dauern sollte.«
Der Halbelb blickte zu seinem Freund. »Mina ist mit Nirvan alleine in Crudus Cor. Xsanthani ist durch das Tor hindurchgegangen und wird sich dem dunklen Monarchen anschließen. Ich weiß nicht …« Ihm versagte die Stimme. Sein Griff löste sich von SinSans Mantel.
SinSan hätte jetzt versuchen können zu fliehen, doch sein Kampfgeist war gebrochen. Er sank vollends zu Boden, hockte dort und rang mit seinen Ansichten. Zados, Nexus und Salvatorus wandten sich von ihm ab und gingen langsam fort, ohne weiter auf ihn zu achten. Er blickte ihnen nach und haderte mit sich selbst, dann traf er eine Entscheidung. »Wartet!«
Alle drei blieben unvermittelt stehen. Zados blickte über seine Schulter und musterte den Elb. SinSan blinzelte nervös, dann hustete er. »Ich … ich kann Euch helfen.«
»Helfen?«, fragte Zados.
SinSan rang sichtbar mit sich. »Ich … ich verstehe, und ich glaube Euch.«
Nexus schob sich an seinem Freund vorbei. »Ach? Auf einmal glaubst du uns? Wie kommst du denn zu der Erkenntnis?«
SinSan krümmte sich vor Kummer, Tränen rannen aus seinen Augenwinkeln. »Ich glaube Euch, denn jetzt, wenn ich darüber nachdenke, ergeben manche Dinge einen Sinn, den es vorher nicht gab. Xsanthani rettete mir vor vielen Jahren das Leben, und seit jenem Tag bin ich ihm nicht mehr von der Seite gewichen. Ich war stets von seinen Handlungen überzeugt, doch jetzt … er fehlt mir. Er fehlt mir wie ein lebensnotwendiges Elixier. Es ist fast so, als ob ich seine Gegenwart zum Überleben gebraucht habe. Doch jetzt, wo er fort ist, wirkt alles so anders. Es kommt mir vor, als ob ich die ganze Zeit neben mir gestanden hätte. Und ich frage mich jetzt auch, warum ihn dieses starke Streben beherrscht, dass die Elben die Regentschaft übernehmen sollen. Irgendwie erscheint mir das Verlangen nun … fremd.« Er schüttelte den Kopf. »Wenn es stimmt, dass er ein Tor zum dunklen Kontinent geöffnet hat, dann hat er uns belogen!«, fuhr er fort. »Immer waren wir – seine Anhänger – bei vollem Bewusstsein, wenn er seine Experimente mit der göttlichen Kraft durchführte, doch heute bat er uns, ihm blind zu vertrauen. Er sagte, wenn wir unseren Geist in seine Hand gäben, dann verstärke das nochmals seine Energie und er könne ein Tor direkt nach Birkenzweig in Semand öffnen. Ausgemacht war es, dass dort die Fürsten auf ihn warten, bis er sie nach Tempelburg holen kann und sie von innen heraus die Macht ergreifen können.«
Nexus neigte seinen Kopf und näherte sich dem Elben auf wenige Zentimeter. »Und das haben die Fürsten geglaubt? Wie naiv sind eure Anführer?«
Ein Funken Stolz flammte in SinSan wieder auf. Trotzig hob er sein Kinn. »Sie glaubten ihm, weil er sich in den letzten Jahren als ein treuer Anhänger aller drei Fürsten erwiesen hat und weil er es geschafft hat, jahrhundertealte Fehden zu beenden. Er brachte Frieden und Einheit in eingestaubte Traditionen, was auch der Grund dafür ist, dass gerade die jungen Elben ihm begeistert folgen. Die Fürsten haben sich mit Hilfe der Magie schon viel zu lange am Leben erhalten. Sie weigern sich, den Jüngeren Platz zu machen, und pochen auf ihre Traditionen. Doch was ist mit uns? Die Welt wandelt sich unaufhörlich. Wir haben uns weiterentwickelt, doch die Fürsten wollen uns dieses Recht verweigern!«
»Ihr seid Xsanthani blind gefolgt, weil er euch in ein modernes Elbenreich führen wollte?«, fragte Zados ungläubig. »Ihr, eine der ältesten und mächtigsten Rassen direkt nach den Drachen, wolltet Eure eigenen Fürsten stürzen und Xsanthani die Macht über ganz Dra'Ira schenken?«
Seine Schwertklinge blitzte auf und saß im gleichen Moment an SinSans Kehle. SinSan schluckte, wodurch seine Haut leicht angeritzt wurde. Ein feines Rinnsal Blut trat hervor. »Er versprach uns Veränderungen! Und selbst die Fürsten waren von
Weitere Kostenlose Bücher