Erbe des Drachenblutes (German Edition)
nicht zerplatzt war.
»Gute Arbeit, ja ja. Das ist wirklich ein guter magischer Schutzschild. Ähnelt denen der Götter, ist allerdings deutlich kleiner und viel kurzlebiger.«
Die Erklärung von Nexus war an niemand Bestimmten gerichtet, doch Zados griff sie direkt auf: »Und es ist notwendig. Die Gegend ist nicht ungefährlich. In Sichtweite des Schattenkessels sollte man allzeit wachsam sein. Und die Kuppel wird unser Nachtlager für gute zwölf Stunden beschützen. Unbemerkt kann hier niemand eindringen.«
Mina nickte. Sie wusste, dass ihre Gefährten sie beruhigen wollten, sie wusste aber auch, dass Zados ungebrochen wachsam sein würde. Offenbar vertraute er Nirvans Zauberspielchen nicht blind.
Später, nach dem Abendessen, glitt er leicht wie eine Feder neben Mina. Ihnen gegenüber, auf der anderen Seite des prasselnden Lagerfeuers, hockte Nirvan im Schneidersitz und hielt die Augen konzentriert geschlossen.
Mina musterte die Farbreflektionen im Schutzschild. »Die Gabe der Magie«, flüsterte sie, »dafür würde wohl fast jeder in meiner Welt alles tun. Wenn ich mir den Schutzschild betrachte, wird mir ganz flau im Magen. Es kommt mir vor, als sei die durchsichtige Hülle von feinen Adern durchzogen, durch die langgezogene Regenbögen hindurchfließen. Ich kann kaum begreifen, dass jemand so etwas Schönes erschaffen kann.«
Nexus hüpfte gut gelaunt an ihr vorbei und hielt inne. »Ich verstehe dich, wirklich! Wir Kobolde können nicht zaubern, und als ich mein Zuhause verließ, um die Welt zu erkunden, konnte ich den Sinn und Zweck von Magie auch erst nicht verstehen. Ich meine, das ist nichts, was man anfassen oder essen kann, oder?« Der Kobold zupfte sich an seinem Hemd herum. »Ich sah solch ein Wunderwerk zum allerersten Mal in Tempelburg. Dort gibt es Zauberer, die nur zur Unterhaltung der Drachentochter bunte Farben in den Himmel malen, wunderschön.« Er nickte eifrig.
Mina musste lächeln. »Nexus, du bist eine gute Seele.«
Sein Kopf wackelte zustimmend hoch und runter, dann trat er zu Zados, um ihm etwas aus seinem Rucksack zu geben. Mina musterte den Elben mit einem verstohlenen Seitenblick. Sie musste an all die Geschichten und Legenden denken, die sie als Kind verschlungen hatte, und die meisten schienen zu stimmen. Zumindest Zados erfüllte jedes Klischee, das sie sich vorstellen konnte. Und er war so schön, dass es ihr in der Seele wehtat, ihn anzublicken. Sie seufzte. »Eure Welt fasziniert mich, Zados. Ich glaube, man kann hier seinen Seelenfrieden finden.«
»Nicht alles, was es hier gibt, ist gut und anständig, Mina«, entgegnete er. »Und nicht alles, was auf dem dunklen Kontinent lebt, muss böse sein.«
Sie dachte über seine Wortwahl nach. »Es kommt mir so vor, als würdet ihr nicht allzu viel über das Leben auf dem dunklen Kontinent wissen. Wie kann das sein?«, fragte sie.
Er zuckte mit den Achseln. » Dra'Ira ist seit seiner Geburt ein ruheloser Ort. Dass es so ist, war der Wille der Götter, und wir Sterblichen müssen nun sehen, wie wir damit zurechtkommen. Es gab viele Kriege, und es gab eine Zeit, da glaubte keiner mehr daran, dass es einmal anders sein könnte, bis sich alle gegenseitig vernichtet hätten. Doch dann änderte sich alles.«
»Im Jahr null erschufen die Götter Dra'Ira, und ihre ersten Bewohner waren die Drachen«, widerholte Mina eine ihrer Lektionen. »Ein abtrünniger Gott wagte es dann gegen den Willen der Göttermutter Gaia, den jungen Völkern das Leben zu schenken. Die Götter verließen daraufhin Dra'Ira, und nach fast 10.000 Jahren voller Streit und Konflikten zwischen den jungen Völkern und den Drachen entbrannte der große Drachenkrieg, der wiederum 333 Jahre andauerte.«
Zados schloss zufrieden seine Augen. »Ja, das stimmt.«
»Und wenn du sagst, dass etwas geschah, das alles änderte, meinst du damit die List der Elben, von der du mir berichtet hast? Die List, die den großen Drachenkrieg zu Gunsten der jungen Völker entschied?«
» Dra'Ira war einst eine Welt aus purem Feuer und totem Gestein«, fuhr Zados fort. »Die Götter taten gut daran, mit der Erschaffung der Drachen zu beginnen, denn sie waren die einzigen Lebewesen, die damals hier überleben konnten. In den darauf folgenden Jahrhunderten entwickelte sich allerdings ein neuer Lebensraum, der eine unvorstellbare Vielfalt an Flora und Fauna bot, was unzähligen anderen Wesen eine Heimat hätte geben können. Dennoch durfte nur die Göttermutter selbst Leben erschaffen.
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