Erbe des Drachenblutes (German Edition)
glücklich zu machen, also entschied sie sich dafür, in den Kampf gegen den Drachenfürsten zu ziehen. Durch den Einfluss der Magie war sie deutlich stärker und größer als jeder normal geborene Drache, womit alle Siegesprognosen auf ihrer Seite waren. Ein Zweikampf zwischen Lian, dem Drachen des Lichts, und Terranus, dem Fürsten des Drachenclans, war unabdingbar. Der Kampf würde über das Schicksal aller entscheiden, und als es so weit war, siegte Lian. Danach wagte kein anderer Drache gegen sie zu rebellieren. Sie unterwarfen sich ihrem Willen und somit dem Willen der jungen Völker.«
Zados stockte. Er blickte umher. Um ihn herum war es mucksmäuschenstill geworden. Neben ihm hörte Mina aufmerksam zu. Schräg neben ihr saß Nexus, der mit aufgerichteten Ohren und großen Augen in seine Richtung starrte. Selbst Nirvan hockte regungslos auf dem Waldboden und lauschte. Zados verzog den Mund zu einem breiten Grinsen. Bevor der harmonische Moment verflogen war, setzte er zum Ende seiner Erzählung an: »Lian war noch recht jung, trotzdem wusste sie, was sie wollte. Da sie ihre Artgenossen von einem Frieden mit den jungen Völkern nicht überzeugen konnte, entschied sie, alle Drachen, ohne Ausnahme, fortzuschicken. Doch wohin? Als die Götter unsere Welt als Heimat auserkoren hatten, hatten sie Orte eingerichtet, die damals wie heute als uneinnehmbar für alle Sterblichen galten. Solche Orte wurden mit magischen Schutzschilden umgeben, damit niemand ohne ihre Zustimmung dort eindringen konnte. Ähnlich wie hier in Furca, doch hier ist der Schutz leicht zu unterlaufen. Die Orte, an denen die Götter selbst gelebt haben, sind deutlich besser geschützt. Nur ihren treusten Anhängern gewährten die Götter Einlass, und auch nur sie konnten einen Besucher wieder entlassen. Die Götter mögen fort sein, doch ihre geschützten Orte existieren noch, und obwohl schon Jahrtausende vergangen sind, haben sich die Schutzkuppeln von Dra'Ira nicht verändert.«
»Oh, Ja! Die Kuppeln sind der einzige Beweis, denn Zados gelten lässt, wenn wir über die Existenz der Götter philosophieren«, unterbrach Nexus seinen Freund.
»Die größte magische Schutzkuppel befindet sich über dem dunklen Kontinent«, erklärte Zados, als habe er Nexus nicht gehört. »Dieser ist vollkommen von der magischen Barriere umgeben. Zwar kann jeder ohne Anstrengung dort eindringen, aber ohne göttliche Fürsprache kann man den Ort nicht mehr verlassen.«
»Keine Götter mehr, also auch keine göttliche Fürsprache mehr«, fügte Nexus hinzu.
Der Elb zog eine Augenbraue hoch, nickte dann aber. »Somit ist der Kontinent abgeriegelt von der Außenwelt, und außer der Luft selbst kann nicht einmal ein Insekt willkürlich die Grenzen überschreiten. Wer den Kontinent betritt, kann ihn nie wieder verlassen.«
Mina schluckte. Erkenntnis flackerte in ihren Augen. »Ein Exil ohne Wiederkehr? Eine Verbannung ohne Begnadigung?« Trauer befiel sie. »Wie lange kann eine Landfläche, unabhängig von ihrer Größe, so viele unterschiedliche Lebensformen aufnehmen? Und wie viele Generationen unschuldiger Kinder sind seit der Verbannung ihrer Vorfahren dort geboren worden?«
Zados' Miene versteinerte. Mina hatte offenbar einen wunden Punkt angesprochen. Er wirkte bekümmert, sagte aber nichts. Sie dachte weiter darüber nach. Welche Konsequenzen ergaben sich daraus? Wie viele Rassen, die schuldig oder auch unschuldig in diese Falle geraten waren, konnten dort leben? Und welche Art von Miteinander würde ein gesetzloses Reich bieten können? Nach ihrer Vorstellung konnte dort nur das Gesetz des Stärkeren gelten, und je nachdem, wie dort die Bewohner lebten, gab es sicherlich Ungerechtigkeiten an jeder Ecke. Ein Leben auf dem dunklen Kontinent konnte sie sich nur schwer vorstellen.
Sie schaute nach oben. Eine Grille zirpte ihr einsames Lied, und kleine Lichtpunkte flackerten hinter der Schutzkuppel ihres Lagers. »Euer Nachthimmel ist besonders schön«, versuchte Mina das Thema zu wechseln. »Dass es hier einmal Drachen gab, die lautlos auf der Luft dahinglitten, kann ich mir nicht vorstellen.«
»Die gab es aber, und sie haben das Land in Furcht und Schrecken versetzt. Glaube mir, auf einen solchen Anblick kann man gerne verzichten«, brummte Nirvan.
Mina senkte ihren Blick und musterte ihn. »Die Drachen mussten doch wissen, dass es von dem dunklen Kontinent keine Rückkehr gab.«
»Sie wussten es, gingen aber dennoch«, bestätigte Zados. »Sie
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