Erbe des Drachenblutes (German Edition)
kritisierte sie dann. »Immerhin ist sie trotz ihrer Fähigkeiten sehr klein.«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Elementenratten sind wirklich sehr feinfühlig. Ich glaube, sie hätte sich rechtzeitig zurückgezogen. So hat sie Nexus beigestanden und sich wieder in Sicherheit gebracht, bevor Nirvan reagieren konnte.«»Das mag ja sein, aber das nächste Mal wird Nirvan vorbereitet sein«, stellte Mina knapp fest.
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Es war tiefste Nacht, als Mina von lauten Schreien geweckt wurde. Mit einem Stöhnen schrak sie hoch und blickte sich um. Im ersten Moment wusste sie nicht mehr, wo sie war, doch dann donnerte die Erinnerung mit der Macht einer Lawine über sie hinweg. Weitere Schreie und lautes Stöhnen brachten sie vollends in die Realität. Sie drehte den Kopf hin und her, bis sie Zados und Nexus erblickte. Die beiden beugten sich über etwas auf dem Boden, das die gequälten Laute von sich gab. Zuerst glaubte Mina, dass die beiden Freunde ein verletztes Tier gefunden hätten und ihm zu helfen versuchten, doch dann erkannte sie die zwei bleichen Arme, die sich ruckartig Richtung Nachthimmel streckten. Krampfhaft versuchte Nirvan etwas zu packen, was niemand außer ihm selbst sehen konnte. Mina sog entsetzt Luft durch den Mund, dann sprang sie auf.
»Was ist mit ihm?«, fragte sie, ohne ihren Blick von Nirvan abzuwenden. Der junge Magier lag in Schweiß gebadet auf dem Nachtlager und zuckte unaufhörlich. Sein Kopf flog von links nach rechts, und gelegentlich stöhnte oder schrie er auf, dass es einem das Herz zerreißen konnte.
Nexus streute getrocknete Kräuter in eine Schale und zerkleinerte sie mit einem Stößel. Dann goss er Wasser darüber, tauchte ein Stofftuch hinein, wrang es aus und legte es auf Nirvans Stirn. »Die Kräuter werden seinen Geist beruhigen. Sie helfen ihm zurückzukommen.«
Nirvans Bewegungen wurden langsamer, sein Stöhnen leiser. Mina runzelte die Stirn. »Zurückzukommen?«
»Ja, zu seinem Körper«, erwiderte Nexus auf eine Art, die Mina zu verstehen gab, dass sie etwas Dummes gefragt hatte.
Ohne Vorwarnung öffnete Nirvan die Augen. Das Erste, was er sah, waren geweitete Koboldpupillen, die ihn anstarrten und neben einer überdimensionalen waldgrünen Nase sein ganzes Blickfeld einnahmen.
»Du Missgeburt, geh fort von mir!«, fluchte er und stieß Nexus zurück. Nexus stolperte und fiel rücklings über seine Füße.
»Undankbarer Magierwurm!«, rief Nexus verärgert. »Wer, denkst du, hat dir helfen wollen? Wer, denkst du, hat seine letzten Heilkräuter für dich geopfert?« Die helle Stimme des Waldkobolds überschlug sich fast vor Zorn.
Zados schob sich in das Blickfeld des Magiers und musterte ihn gründlich. »Dir scheint es wieder gut zu gehen.«
Nirvan griff sich irritiert an die Stirn. Er spürte einen feuchten Stofflappen. Mit einem lauten Brummen zog er ihn fort und ließ ihn achtlos niederfallen. »Was ist geschehen?«, fragte er versöhnlicher.
»Das musst du uns sagen«, erwiderte Zados. »Wir hatten uns alle bereits zur Ruhe gelegt, doch dann hast du erbärmliche Geräusche von dir gegeben, bis du angefangen hast, laut zu schreien. Als wir nach dir sahen, warst du nicht bei Bewusstsein und ließest dich auch nicht wecken.«
Nirvans Augen färbten sich rötlich. »Wage es nicht mich zu verspotten, Spitzohr!«
Jetzt war es an Zados, der ihn verächtlich anblickte und zurückwich. Offensichtlich hatten die Worte ihn beleidigt. »Elben stehen über solch menschlichen Regungen wie Zynismus, das solltest du wissen.«
»Elben, ja … aber auch du?«
Mina spürte die Spannung fast körperlich, die sich zwischen den beiden Männern aufbaute. Sie blickte Hilfe suchend zu Nexus. Er reagierte sofort, sprang an dem Elb vorbei und hüpfte auf Nirvans Brustkorb. Dieser brüllte erneut vor Wut auf und schlug nach dem kleinen Mann, doch bevor er ihn hätte treffen können, war Nexus wieder fort. Nexus machte einen Purzelbaum in der Luft, landete auf seinen breiten, behaarten Füßen und lachte. Mina hätte dem Waldkobold niemals eine solche Schnelligkeit zugetraut. »Komm, Magier, bewege deine müden Knochen. Offensichtlich geht es dir ja wieder gut, wirklich!«
»Schluss!«, rief Zados laut. »Wir haben eine Aufgabe zu erfüllen und sollten uns nicht mit Zankereien aufhalten.« Er drehte den Kopf ein wenig, bis er Nirvans Blick einfing. »Wirst du mir verraten, was mit dir geschehen ist, Magier?«
Nirvan zögerte, doch dann erhob er sich stöhnend und blickte
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