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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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darin, dass in manchen Siedlungen von einem Tag zum anderen alle Bewohner verstorben seien und keiner wusste warum. Sie wiesen keine Wunden auf, und auch auf ein Gift deutete nichts hin.«
    Erkenntnis trat in Brallas Gesicht. »Oh, ihr Götter! Sie sind erstickt!«
    Simon nickte abgehackt und ballte die Hände zu Fäusten. Sein Blick folgte der Kuppelwand bis über seinen Kopf hinweg. »Jetzt wissen wir, was der lautlose Tod ist. Es ist eine magische Halbkugel, die sich über eine bestimmte Landfläche legt, ganz wie die alten Kuppeln der Götter. Nur gibt es hier einen wesentlichen Unterschied: Hier kommt keine Luft herein. Mit der Zeit muss jedwedes Leben unweigerlich … ersticken.«
    Die Menschen redeten unruhig durcheinander, einige brüllten laut auf, und andere trommelten mit den Fäusten gegen das schwach schimmernde Hindernis.
    »Das ist die Strafe der Götter!«, rief eine bucklige, ältere Frau.
    »Warum? Wir haben doch nichts Böses getan!«, erwiderte ein dicker Mann, der panisch seine Hände rieb. Immer mehr Menschen kamen herangelaufen. Schnell sprach sich herum, dass sie alle eingesperrt waren und dass die Kuppel rundherum dicht mit dem Boden abschloss.
    »Wir werden hier wirklich sterben, nicht wahr?«, hauchte Bralla, die sich dicht neben Simon gestellt hatte. Eine Träne lief ihre Wange entlang.
    Simon nickte. »So, wie viele vor uns. Und auch wir werden unserer geliebten Drachentochter nicht erzählen können, was uns umgebracht hat. Wenn jemand irgendwann bemerkt, dass man von uns schon länger nichts mehr gehört hat, wird man Boten ausschicken, die später nur noch von unserem grausamen Ende berichten können.«
    Bralla ergriff seine Hand, ohne ihn anzusehen. Beide standen nebeneinander und betrachteten die wogenden Grashalme, die sich geschmeidig – wenige Meter entfernt – in einem Windhauch bogen. »Wie schnell wird es gehen?«, fragte Bralla ängstlich, doch Simon schüttelte nur den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    »Warum graben wir uns nicht unten durch?«, fragte der Junge, der noch vor wenigen Minuten Brallas Eimer umgeworfen hatte.
    Simon schaute ihn an. »Wir können und sollten es versuchen, aber nach dem, was ich von den göttlichen Kuppeln weiß, gehen die Ränder weit in die Tiefen der Erde. So tief, dass ein wirksamer Tunnel die Arbeit von Wochen notwendig machen würde. Abgesehen davon haben wir keine entsprechende Ausrüstung hier.«
    »Besser, als tatenlos auf unser Ende zu warten!«, erwiderte der dickliche Mann, der seine Hände inzwischen so fest knetete, dass sie dunkelrot waren.
    »Ja, du hast recht. Alles ist besser, als hier zu warten«, stimmte Simon zu, doch in Gedanken sah er das Ende seines geliebten Dorfes mit all seinen Bewohnern kommen. Ungläubig schüttelte er den Kopf. Die weiße Regentin hatte an alle Ortschaften, Siedlungen und Städte ein Schreiben gesandt, in dem sie von den merkwürdigen Vorfällen in ihrem Reich berichtete. Keiner wusste wirklich, was dabei geschah. Niemals gab es einen Zeugen oder gar einen Überlebenden, keiner wusste, woher der lautlose Tod kam und ob es jemanden gab, der ihn steuerte. Plötzlich tauchte er einfach auf und hinterließ nur das ewige Schweigen. Dass es sich dabei um eine göttliche Kuppel handelte – oder zumindest um ein Gebilde, das ihr ungemein ähnelte –, war anscheinend nicht bekannt. Zumindest Simon hatte davon noch nicht gehört, und in dem Schreiben der Regentin war es auch nicht erwähnt. Nachdenklich blickte er zu Boden. `Es gibt noch etwas, was wir tun können. Etwas, was möglicherweise unserer Regentin hilft, über all das hier mehr zu erfahren, falls noch niemand vor uns auf die Idee gekommen ist.´
    Bralla schaute ihn an. »Was wirst du jetzt tun?«
    »Ich werde zurück in mein Haus gehen und einen Brief aufsetzen. Darin werde ich genau beschreiben, was hier geschieht. Falls wir es nicht schaffen, hier herauszukommen, erfährt unsere Regentin zumindest, was passiert ist. Ich hoffe, jemand wird den Brief finden … irgendwann … eines Tages.«
    Bralla schluchzte inzwischen unkontrolliert. »Eines Tages«, wiederholte sie völlig aufgelöst.

    Außerhalb der Sichtweite des Dorfes, aber dennoch so nahe, dass man die durchschimmernde Kuppel noch ausmachen konnte, standen einige in schwarzen Kapuzenmänteln gehüllte Gestalten. Sie hielten sich an den Händen, bildeten einen Kreis und hatten einen düster klingenden Gesang angestimmt. In der Mitte des Kreises stand eine weitere Person, deren Mantel noch

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