Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
Vom Netzwerk:
weiteren unangekündigten Besucher und richtete seinen Oberkörper auf. »Noch mehr herumkriechendes Ungeziefer? Das solltet ihr euch beide schnell abgewöhnen, sonst werde ich euch lehren, was es heißt, meinen Zorn auf sich zu lenken. Niemand außer mir schleicht in meiner Festung umher, Medana!«
    Medana nickte verstehend, strahlte dabei aber eine solche Ruhe aus, dass Cor Ketos Zorn noch größer wurde. Er rang sichtlich mit der Überlegung, ob er die alte Hexe rösten oder doch lieber verschonen sollte.
    »Mein Herr, es stand nicht in unserer Absicht, Euch zu verärgern. Es soll auch nicht mehr vorkommen, aber ich empfand es als wichtig und eilig, dass Ihr sie kennenlernt.«
    »Was soll der Unfug? Ich kenne sie doch bereits!«
    Medanas Begleitung kam einige Schritte näher und trat in den Lichtschein eines der riesigen Kerzenleuchter, der direkt neben dem Thron stand. Die Wut des Monarchen ebbte ab und wich Verwunderung. Eine junge Menschenfrau stand vor ihm, die er nicht kannte. Leuchtend feuerrote Haare hingen ihr bis zur Hüfte hinab und umspielten ihre durchtrainierte Figur, die kaum von dem knapp geschnittenen, mattschwarzen Kleid verborgen wurde. Für einen Menschen sah sie reizvoll aus, aber das beeindruckte Cor Keto nicht. Was ihn allerdings berührte, waren ihre Augen: Unbarmherzig glommen sie in einem kantigen Gesicht, doch auf den Augäpfeln zeichneten sich keine Pupillen ab. Weiße Perlen auf weißem Grund, mehr waren sie nicht, und je länger man hineinsah, desto schwermütiger wurde man.
    »Wer ist das, und was ist mit ihren Augen geschehen?«, fragte Cor Keto misstrauisch.
    Medana grinste wie ein kleines Kind. »Das, mein Herr, ist das, was von Janice Schneider übrig geblieben ist. Und lasst Euch nicht täuschen, sie sieht mindestens so gut wie vor meiner kleinen Behandlung. Ihre Augen sind, wie ihre Seele, zu Orten vorgestoßen, die wir uns kaum vorstellen können und die weit außerhalb unseres Verständnisses liegen. Da ist eine Veränderung ihres Erscheinungsbildes nicht ungewöhnlich.«
    Die rothaarige Frau blieb stehen, legte den Kopf leicht zur Seite und verneigte sich dann in einer fließenden, vollendeten Bewegung. »Mein Herr, Euer Wort ist mir Gesetz!«
    Cor Keto legte das Lächeln eines Raubtieres auf. »Wahrlich, das hast du erschaffen? Dieses Weibsbild hat nichts mehr mit dem Kind zu tun, das meine Düstersteinkobolde vor einigen Sonnenumläufen in meinen Thronsaal brachten. In ihren pupillenlosen Augen steht die pure Boshaftigkeit geschrieben, das gefällt mir!«
    Er lachte. Es war ein rauer, grollender Ton, der von der Kuppel des Thronsaals noch lauter zurückfiel.
    Der Bote stand noch schweigend an seinem Platz und zitterte am ganzen Leib. Er hatte es nicht gewagt, ohne Genehmigung des Monarchen den Saal zu verlassen, doch sah er seine Anwesenheit auch als eine Störung, seitdem die alte Hexe aufgetaucht war. Er wusste, dass allein ein Räuspern von seiner Seite sein Todesurteil bedeuten konnte. So betete er innerlich zu Gaia, dass Cor Keto ihn einfach nicht bemerkte und doch noch der Moment kam, wo er ungesehen verschwinden konnte.
    »Janice Schneider …«, wiederholte der Monarch den Namen nachdenklich, da reckte die junge Frau trotzig ihr Kinn vor und blickte in seine Richtung.
    »Die bin ich nicht mehr«, erwiderte sie. »Nichts in mir ist mehr ein Teil von ihr. Sie hat sich in mir verloren und wird niemals mehr zurückkehren. Ich bin der Schatten der Nacht, ich bin die Flamme der Rache, ich bin die Seelenrose und auf der Suche nach mir selbst. Das Nichts höchstpersönlich gab mir einen neuen Namen: Ignis!« Mit diesen Worten drehte sie sich in Richtung des Boten. Der Düstersteinkobold zuckte zusammen, als die unheimlich wirkende Frau ihre Aufmerksamkeit auf ihn richtete. Ignis musterte ihn genauer.
    Cor Keto bemerkte ihren Blick und folgte ihm. »Was?«
    Ignis grinste. »Herr! Mein Geist, mein Körper und meine Gedanken stehen ab heute nur in Eurem Dienst. Ich will das tun, was Euch glücklich macht. Damit Ihr seht, zu was ich fähig bin, beginne ich damit, diese unnütze Schande aus Eurem Blickfeld zu entfernen.« Sie streckte eine Hand weit von sich. Ihre feurigen Haare begannen schlangengleich in alle Richtungen aufzuwallen, und ihre Augäpfel glühten orange. Im nächsten Moment donnerte ein Lichtkegel aus ihrer Hand und brannte sich unerbittlich in die Brust des unvorbereiteten Kobolds. Er schrie erbärmlich auf, dann war es vorbei. Er brach zusammen, und ein Gestank

Weitere Kostenlose Bücher