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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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behaarten Freunde hier.« Er wies mit dem Kopf auf den Holztisch, auf dem eine schwarzweiße Ratte auf ihren Hinterbeinen saß und an einem Keks in ihren Pfoten knabberte. »Möglicherweise kommen sie bereits heute an.«
    Mina trat vor. »Kommen sie mit ihren Flugtieren?«
    Der alte Kobold musterte sie. »Du weißt nicht, worauf sie reiten, oder?« Er grinste. »Na ja, dann will ich dir die Vorfreude auch nicht nehmen.«
    Im selben Moment klopfte es an der Tür, und ein sehr dünner, unsicher wirkender Kobold trat ein. »Meister Multan?«, begann er leise. »Ich sollte Euch mitteilen, wenn im Wald Ungewöhnliches geschieht.«
    Multan nickte zustimmend. »Lass mich raten, Seratin, wir haben Besuch, nicht wahr? Wenn man vom Teufel spricht!«
    Keine Stunde später standen Mina, Nirvan und Nexus mit einer kleinen Gruppe von Repräsentanten des Clans der Erdsteinkobolde in der Mitte einer Waldlichtung. Nexus‘ Onkel Multan – das Oberhaupt des Clans – ließ es sich nicht nehmen, dabei zu sein, leicht gebückt hielt er sich mit einem nussbraunen, gewundenen Stock aufrecht. Mina trug einen Rucksack auf der Schulter, der mit Geschenken der Waldkobolde vollgestopft war. So stand sie neben Nirvan, der schräg gegen die Mittagssonne blickte.
    »Ich kann sie nicht sehen«, murmelte er übel gelaunt.
    »Wenn unsere Späher sagen, dass sie da sind, dann sind sie da, wirklich«, erwiderte Nexus, der sich spürbar von der schlechten Laune Nirvans anstecken ließ.
    »Kobolde sind keine guten Späher, das weiß jedes Kind. Wer weiß, was deine Leute da in der Luft gesehen haben. Vielleicht war es nur ein Greifvogel.«
    Nexus wollte gerade zu einer gesalzenen Antwort ansetzen, da hörte er einen tiefen Schrei, der weit über ihren Köpfen ertönte. Der Kobold grinste breit und blickte Mina an.
    Sie legte eine Hand vor ihre Augen. »Ich weiß nicht, was das …«, weiter kam sie nicht. Zwischen den Baumwipfeln erschienen zwei dutzend Schatten, die große Kreise in dem wolkenlosen Himmel zogen und stetig tiefer sanken. »Aber das … das sind ja …« Mina schluckte.
    »Ja, es sind Greife! Die einzigen ihrer Art, die je gezähmt wurden. Alle anderen wilden Greife sind inzwischen ausgestorben. Diese hier werden uns direkt nach Tempelburg bringen«, sagte Nirvan. Er drehte sich zu ihr um und schenkte ihr ein schwaches Lächeln. Mina strich sich eine goldbraune Haarsträhne hinter ihr Ohr und schmunzelte verlegen. Der Augenblick war bereits verflogen, bevor er angefangen hatte. Nirvans Miene wurde wieder ernst und er blickte erneut nach oben.
    Zuerst erkannte Mina nicht, wie viele Greife sich niedersenkten, aber dann waren sie so nahe, dass sie sechsundzwanzig Tiere zählte, von denen jedes eine Flügelspanne von mindestens fünf Metern haben musste. Das Rauschen der Flügel erfüllte die Luft. Langsam näherten sich die Greifen der wartenden Gruppe. Mächtige Adlerköpfe auf Löwenkörpern blickten nach unten, goldenes Fell schimmerte in der Sonne. Auf jedem Rücken saß ein Mann in einer dunkelblauen Uniform, und jeder Waffenrock trug auf der Brust einen aufgestickten weißen Drachen, der mit gespreizten Flügeln dem Betrachter angriffslustig entgegenblickte. Mina schluckte. Unwillkürlich griff sie an den silbernen Anhänger, der verborgen auf ihrem Schlüsselbein ruhte. Nirvan ergriff ihre Hand und zog sie einige Schritte zurück. Die Greife schrien einem Raubvogel gleich auf und glitten auf den Boden herab.
    Nirvan wollte Minas Hand loslassen, doch ohne darüber nachzudenken, drückte sie die seine fester. Irritiert schaute er sie an, doch sie hatte nur Augen für die Greife und ihre Reiter. Einer von ihnen sprang gerade vom Rücken eines Tieres. Als er stand, erkannte Mina erstaunt, dass der Rücken des Greifs bis zur Schulter seines Reiters reichte. Sie fragte sich, auf welche halbwegs elegant aussehende Art und Weise sie dort hinaufkommen sollte.
    Stramm schritt der gerade erst abgestiegene Greifenreiter auf Nirvan zu, schlug seine Hacken zusammen und vollführte eine Handbewegung, die Ehrerbietung widerspiegelte. »Gesandter Nirvan! Ich bin froh, Euch wohlbehalten vorzufinden.«
    Nirvan, der seine Hand unbemerkt aus Minas Umklammerung herausgewunden hatte, reckte sein Kinn. »Heerführer Herdanik Sann. Auch mich freut es, Euch wiederzusehen.«
    Der uniformierte Soldat richtete seine Aufmerksamkeit auf Mina und begrüßte sie mit der gleichen respektvollen Handbewegung. »Mylady, es ist mir eine ausgesprochene Freude, Euch

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