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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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etwas keine Zeit«, oder: »Eine unangekündigte Einheit von Greifenreitern über Anaboz könnte zu Missverständnissen führen«, waren die Antworten, die sie unvermittelt erhielt.
    An diesem Abend waren die Gefährten besonders gut gelaunt, und die Greifenreiter beschlossen, den Tag mit einem kleinen Fest zu beenden. Einige holten Musikinstrumente aus ihrem Gepäck, die an Panflöten erinnerten, allerdings fächerten sich die unterschiedlich langen Pfeifen in alle Himmelsrichtungen auf, was den Eindruck hinterließ, sie seien von einem kleinen Kind ohne Sinn und Zweck zusammengefügt worden. Doch als der erste Reiter seine Flöte an die Lippen setzte, entlockte er ihr eine träumerische Melodie, die Mina an die Lichttralle in Pagalaz erinnerte. Sie sah plötzlich vor ihrem geistigen Auge noch einmal die kleine Grotte unter der Erde, in der die winzige Feenart zwischen den von der Decke hängenden Wurzeln und den am Boden wogenden Grashalmen tanzte. Als der zweite Flötenspieler erklang, stiegen die Greife mit einem kehligen Gurren in den Rhythmus der Musik ein. Nach nur wenigen Minuten stand Mina auf und ging ans Lagerfeuer. Ohne es bewusst vorgehabt zu haben, fing sie an, sich zu den melodischen Klängen zu bewegen. Einige lachten und klatschten in die Hände. Nexus kicherte und gesellte sich zu den Feiernden. Nur Herdanik, der abseits mit seinem Stellvertreter über einer Landkarte saß und diskutierte, und Nirvan, der in entgegengesetzter Richtung auf dem Boden hockte, nahmen nicht daran teil. Nirvans Augen funkelten in der Dunkelheit, als er Minas Tanz aufmerksam verfolgte. Das Mädchen drehte sich im Kreis, sprang anmutig von einer Fußspitze auf die andere und gab ein herzliches Kichern von sich. Einer der Greifenreiter warf ihr ein durchschimmerndes Tuch zu, das sie spielerisch in ihren Tanz integrierte.
    Nirvan verstand nicht, was es war, aber Mina berührte sein Herz. Etwas an ihr ließ ihn vergessen, warum er so hart zu sich und allen anderen war und welche Bürde auf ihm lag. Ein verstohlenes Schmunzeln stahl sich in sein Gesicht, als er bemerkte, dass sie gelegentlich nach ihm Ausschau hielt. Für einige Herzschläge ließ er sich treiben, er lauschte der Musik und wiegte den Kopf im Rhythmus. Der Moment war friedvoll, einfach nur ein Schatten in der Nacht, der kein Gestern und kein Morgen kannte.
    So trieben zweieinhalb Wochen lang die Tage wie Blätter im Wind vorbei. Jeder Morgen begann noch vor dem Sonnenaufgang mit emsigem Treiben, und jeder Abend endete in harmonischer Runde mit den Greifenreitern. Tagsüber entdeckte Mina in schwindelerregender Höhe das Reich der Drachentochter, und je öfter sie den Flugwind im Gesicht verspürte, desto klarer wurde ihr, dass sie irgendwann selbst und ganz alleine mit solch einem prachtvollen Tier durch die Lüfte fliegen wollte. An ihr ehemaliges Zuhause und an die zurückgelassenen Freunde dachte sie kaum noch. Und so kam der Zeitpunkt, an dem Herdanik ihr offenbarte, dass sie am Nachmittag ihr Ziel erreichen würden, fast überraschend.
    Die Schwingen der Greife hoben und senkten sich regelmäßig und brachten die Reisenden sicher voran. Der Tag war sonnig und warm, der Duft von Blumen und frisch geschnittenem Gras lag in der Luft, und nach wenigen Stunden vernahm Mina den Ruf, den sie gleichzeitig herbeigesehnt und gefürchtet hatte: »Seht! Dort hinten liegt Tempelburg!«
    Ein Greifenreiter wies gen Norden. Mina ließ den Anblick auf sich wirken. Sie sah eine riesige Ansammlung von Gebäuden, die von einer ungewöhnlich hohen Steinmauer umrundet wurde, die in allen vier Himmelsrichtungen von imposanten, nachtschwarzen Stadttoren unterbrochen war. Von dort führten vier Straßen fort, die sich in viele kleinere und unbefestigte Feldwege verzweigten. Die schwarzen Stadttore waren weit geöffnet, und silberne Beschläge, die sich über jeden Winkel der Tore zogen, funkelten in der Mittagssonne. Alle möglichen Gestalten, von denen die meisten sicherlich Menschen waren, betraten oder verließen die Stadt zu Fuß, zu Pferd oder mit Karren, immer unter den wachsamen Augen einiger Torwächter, die die gleichen blauen Uniformen trugen wie die Greifenreiter.
    »Mein Gott! Die Tore sind ja so groß, dass ein Riese hindurchpassen würde!«, rief Mina über ihre Schulter.
    Der Greifenreiter hinter ihr setzte ein seliges Lächeln auf. »Oh ja, ein Riese oder ein Drache. Die Tore sind uralt und sollen angeblich aus der Zeit stammen, in der Lian, die Mutter der

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